Wie Alfred Hitchcock Essen, Mord und Sexualität inszeniert
Auf die Frage «Wie würden Sie gern ermordet werden?», antwortete Alfred Hitchcock: «Nun, es gibt viele nette Möglichkeiten. Essen ist eine gute.» Der Topos der Nahrungsaufnahme zählt zu den Leitmotiven in Hitchcocks Œuvre. In nahezu jedem seiner 53 Spielfilme taucht mindestens eine Essensszene auf, die über eine rein ornamentale Funktion weit hinausgeht.
Die Vorgeschichte nimmt ein Drittel des Buchumfangs ein. Dann erst beginnt das wahre Abenteuer für Piscine Molitor Patel, kurz Pi Patel. Er wächst in Pondicherry auf, an der Ostseite des indischen Subkontinents. Sein Vater betreibt einen Zoo, Pi ist bald mit vielen Tieren vertraut.
Zudem beschäftigt die Religion den jungen Mann: der Hinduismus, das Christentum und auch noch der Islam, alles auf einmal. Er scheint von Gottes Offenbarungen nicht genug zu kriegen. So subtil die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Glaubensordnungen ausfällt, die sich nur bei Pi nicht gegenseitig ausschließen, der Disput der Konfessionen verliert abrupt an Bedeutung im Hauptteil der Erzählung.
Im Namen des Vaters wird 1993 zu einem der erfolgreichsten Filme über den Nordirlandkonflikt
Obwohl Historiker den Beginn des Nordirlandkonflikts, im Volksmund überraschend harmlos klingend als «The Troubles» bezeichnet, auf 1969 datieren, als die Gewalt zwischen den katholischen Republikanern bzw. Nationalisten und den protestantischen Unionisten bzw. Loyalisten eskalierte, hatte das gespaltene Land schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Schon im 12. Jahrhundert waren Teile Irlands erstmals von Briten besetzt worden, 1921 war es zur Teilung des Landes in die Republik Irland und das Großbritannien zugehörige Nordirland gekommen. Ein Schritt, der die Stimmung im Land beruhigen sollte und dies für einige Zeit zumindest an der Oberfläche tat, gleichzeitig aber die Gräben weiter vertiefte. Trennungen verlief entlang sozialer, politischer und religiöser Zugehörigkeiten, wobei der Glaube immer weniger wichtig wurde, wenn die irischen Nationalisten und die pro-britischen, nordirischen Unionisten aneinandergerieten. Es kam zu einem Bürgerkrieg, zu einem «Wir gegen die», in dem die konkreten Gründe für die gegenseitige Feindschaft zunehmend abhanden kamen und durch einen historisch gewachsenen Hass auf die Gegenseite ersetzt wurden.
«Wer glaubt, Humor bestehe darin sich über andere lustig zu machen, hat Humor nicht verstanden. Um urkomisch zu sein, muss man sich vor allem selbst zur Disposition stellen», lautete das Credo von Loriot. Für den als Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow (12. November 1923 in Brandenburg an der Havel – 22. August 2011 in Ammerland) geborenen Karikaturisten, Schauspieler, Moderator, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner in Personalunion war zudem Bescheidenheit eine Zier.
Ein Buch kostet im Laden ca. 24 Euro – aber wer bekommt eigentlich wie viel von dieser Summe? Die Kurt-Wolff-Stiftung schlüsselt dies auf.
Die wenigsten Autor*innen können von ihrem Honorar leben und die wenigsten Verleger*innen unabhängiger Verlage von den Verkäufen. Auch im Buchhandel sieht es nicht gut aus; immer wieder müssen Unternehmen und Verlagsauslieferungen (Dienstleister, die die Bücher lagern und verschicken) aus finanziellen Gründen schließen. Warum ist das so, dass mit dem Verkauf von Büchern selten genug Geld in die Kasse kommt, um Miete, Löhne etc. bezahlen zu können? Wie setzt sich so ein Verkaufspreis genau zusammen?
Bei Christian Petzold in Berlin-Kreuzberg. Er empfängt mich in seinem Kreativbüro, das auch für Besprechungen und Gespräche zum Beispiel mit seinen Schauspielern und Kollegen der verschiedenen Filmgewerke genutzt wird. Etwas später wird heute Paula Beer zu ihm kommen, sein Star auch in Roter Himmel, dem Film, mit dem er wenig später auf der Berlinale triumphieren wird. Seine Mitarbeiter sind bei Christian Petzold so etwas wie eine Familie, die die jeweiligen Phasen seines Filmschaffens prägen.
Das Sofa, auf das er sich setzt, knarzt ein wenig. Darauf soll er ein bisschen achten, damit meine Aufnahme sendefähig bleibt. «Legen wir doch gleich los», sagt Petzold. Bei der Fahrt hierher hatte ich noch einmal in einem Buch mit den Skizzen und Storyboards Hitchcocks zu seinen Filmen geblättert und auch Skizzen der Flugzeugszene aus Der unsichtbare Dritte (North by Northwest), Hitchcocks Film von 1959 gefunden, deren Beschreibung ich Petzold zur Einstimmung auf unser Gespräch vorlese.
Es ist eine gängige Phrase zu behaupten, dass jemand auf eine einzigartige Karriere zurückblicken kann, aber bei Catherine Deneuve bringt es genau das auf den Punkt. Die als Catherine Fabienne Dorléac in Paris geborene und nach wie vor aktive Schauspielerin war bis dato nicht nur in 140 (!) Filmen zu sehen, sondern bewies bei der Wahl ihrer Projekte eine geradezu schlafwandlerische Sicherheit.
Es findet sich kaum Schlechtes, dafür aber eine lange Reihe von Zusammenarbeiten mit Regie-Größen wie Claude Chabrol, Jacques Demy, Roman Polanski, Luis Buñuel, Terence Young, François Truffaut, Marco Ferreri, Jean-Pierre Melville, Robert Aldrich, Claude Lelouch, Alain Corneau, Tony Scott, François Ozon und Lars von Trier. Deneuve war nicht nur in kommerzieller Hinsicht erfolgreich, sondern ebenso auf einem künstlerischen Level – und das ohne je Schauspielunterricht gehabt zu haben.
Pixar-Kurzfilme sind technisch virtuos, witzig, anrührend und mitfühlend.
Wer hat schon einmal beim Strandspaziergang am Meer die kleinen Vögel mit dem langen Schnabel beobachtet, die über den Sand rasen, tunlichst bemüht, von keiner auslaufenden Welle erwischt zu werden? An vielen Küsten gibt es diese Strandläufer, und man könnte meinen, mit PIPER eine jener Tierdokumentationen zu sehen, die dank hochauflösender Hightech-Kameras den kleinen Vögeln so nah kommen wie noch nie zuvor.
Jede Feder, jede Welle und jedes Sandkorn erlebt man in faszinierender Plastizität – und doch ist PIPER «nur» ein sechsminütiger, computeranimierter Mini-Spielfilm aus dem berühmten Animationsfilmstudio Pixar! Spätestens wenn der niedliche, kleine Titelheld aus seinem Versteck schaut, prägt der Kuscheleffekt die Wirklichkeit. Womit die Fabel zwar lustiger, aber nicht weniger wahr wird.
Thomas Koebner über «Masken, Puppen und einsame Kinder»
Ein Auszug aus Thomas Koebners neuer Veröffentlichung «Masken, Puppen und einsame Kinder» über Stanley Kubricks Eyes Wide Shut (1999) und Kaneto Shindos Onibaba (1964).
«Jemandem die Maske herunter reißen», wird redensartlich als Akt verstanden, die Wahrheit ans Licht zu bringen, Betrüger, Heuchler, Intriganten und andere, die sich verstellen, bloßzustellen und deren arglistige Absichten aufzudecken. ‹Maske› bezeichnet in diesem Fall als Metapher das Arrangement eines falschen, oft scheinbar wohlwollenden Ausdrucks, der andere mit Vorsatz täuschen will. Die Maskenträger dieser Art fühlen sich oft sicher und unangreifbar hinter ihrer Larve, genießen vielleicht die Macht, die sie ausüben, indem sie ihre feindlichen Interessen hinter inszenierter Freundlichkeit verstecken: Unter der glatten Maske kann das Böse lauern.
Filmregisseur, Drehbuchautor, Darsteller und Produzent *25. August 1973
Über Fatih Akin wurde mal gesagt, seine Filme seien «Identität in Bewegung». Welch schöne Beschreibung, treffender als der oft bemühte und abstrakte Begriff des Migrationskinos. Er wird 1973 als Sohn türkischer Eltern in Hamburg-Altona geboren, wo er schon während seiner Gymnasialzeit Drehbücher schreibt, in der Theatergruppe aktiv ist und mit Super-8-Film experimentiert. 1993 fängt er an, bei der noch jungen Produktionsfirma «Wüste Film» zu jobben (die später seine Filme produzieren wird), von 1994 bis 2000 absolviert er ein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.
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