Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Monat: Februar 2023

«Von den Figuren her denken» – Ein Gespräch mit Thomas Arslan

Ein Auszug aus Band 86 der Zeitschrift AugenBlick: Ein Gespräch mit Thomas Arslan

Das Gespräch mit Thomas Arslan (TA) haben Özkan Ezli (ÖE) und Bernd Stiegler (BS) am 29. und 30. Juli 2022 in Berlin geführt.

BS: Wir würden gerne mit dir zu Beginn über den Stadt- und Naturraum sprechen, weil beide Räume oder Raumordnungen in deinen Filmen eine große Rolle spielen. In allen deinen Filmen geht es auch um das Durchqueren und Kartieren von Räumen. Bei Mach die Musik leiser ist es Essen; das ist schon etwas länger her. Bei der Berlin-Trilogie erst die Gegend um das Kottbusser Tor, dann bei Der schöne Tag andere Teile von Berlin zwischen Tiergarten, Mitte und Kreuzberg. Auch Im Schatten ist ein Berlin-Film und beginnt mitten in der Stadt in der Nähe der Friedrichstraße und mit der U-Bahn-Station Stadtmitte. Am Ende sind es die Randgebiete und zwischendrin allerlei Transiträume. Meine Frage wäre nun: Ist Berlin ein heimlicher Protagonist deiner Filme?

Florian, Frank und Andy warten auf Freunde (Mach die Musik leiser, 1993/94)
Florian, Frank und Andy warten auf Freunde (Mach die Musik leiser, 1993/94)
Weiterlesen

Humorvolle Zombies?

Sassan Niasseri über die Arbeit an seinem Zombie-Buch Shoot `em in the Head

Ich hatte mein Konzept fertig, die ersten Interviewpartner schon im Sinn. Also: Zombies, let‘s go! Und dann … hat meine Verlegerin mächtig Druck aufgebaut. Sie tat es, ohne es zu ahnen. Denn mit dem Okay, dieses Buch bei ihr veröffentlichen zu können, äußerte sie auch einen Wunsch, den ich als grundsätzliches Kompliment verstehen möchte: »Können wir also gerne umsetzen. Wenn es denn in einem Ton geschrieben ist, der genauso humorvoll ist, wie der in Ihrem Buch davor.« Zweimal las ich ihre Antwort. Ich schrieb ihr nicht zurück. Ich starrte für einige Minuten auf meinen Bildschirm. Als meine Frau Stunden später von der Arbeit nach Hause kam, wartete ich schon an der Tür: »Ines, es könnte ein Problem geben.«

Weiterlesen

Amateurfilme und Gebrauchsfilmkultur

Alexander Stark über seine Dissertationsschrift über die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms

Dortmunds Stadtzentrum liegt in Trümmern. Die Kamera schwenkt über endlose Schuttberge, zerstörte Gebäude, halbierte Treppenhäuser und den stark beschädigten Glockenturm einer Kirche. Inmitten dieses Chaos hausen Menschen – in feuchten Kellern, in Wohnungen, denen ganze Wände fehlen, in selbstgebauten Verschlägen. Unterernährte Kinder erkunden in zerschlissenen Kleidern die Ruinen. Um zu überleben, stehlen die Menschen Kohle von Güterwaggons, durchsuchen Müllhaufen nach Essensresten und nützlichen Dingen und sind auf die Unterstützung der zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen angewiesen, die in der Stadt aktiv sind.

Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
Weiterlesen

Michael Mann zum Geburtstag

Regisseur, Produzent und Drehbuchautor
* 5. Februar 1943

Was hat es auf sich mit dem Œuvre Michael Manns, das sich so leicht respektieren und aus sicherer Distanz bewundern lässt und das sich doch dagegen sträubt geliebt zu werden? Sind es die unnahbaren Loner und verschlossenen Profis, die vergrübelten Profiler, bindungsscheuen Cops und Banditen, die boxenden, hackenden, recherchierenden, einbrechenden, mordenden oder undercover ermittelnden Stoiker, die das Werk Manns bevölkern und die allzu oft wie die Alter Egos des 1943 geborenen Regisseurs wirken? Ist es Mann selbst, der sich partout weigert zum «Altmeister» zu werden und dessen Werk auch im sechsten Jahrzehnt seines Schaffens noch immer nicht abgeschlossen, sondern suchend, ungeduldig und hungrig wirkt? Und vor allem: Wer ist dieser Michael Mann und warum gehen einem seine Filme nicht aus dem Kopf?

Michael Mann am Set von Public Enemies, © Universal
Weiterlesen

© 2024 FILMgeBlätter

Theme von Anders NorénHoch ↑