Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Monat: Mai 2021

Neue Schwarze Perspektiven

Boyz N the Hood ist im Jahre 1991 prägend für den Ghettofilm und das New Black Cinema

Dass der Begriff des New Black Cinema im Zusammenhang mit einer Reihe von Filmen, die das Leben der afroamerikanischen Bevölkerung zu Beginn der 1990er thematisierten, aufkam, kann auf mehrere sich ergänzende Weisen ausgelegt werden. So markierten diese Filme eine Abkehr von einer ersten Welle schwarzen Kinos aus den 1970ern, dem Blaxploitation-Film. Dessen Initialzündung Sweet Sweetback‘s Baadasssss Song (1971) ging zwar auf den schwarzen Regisseur und Hauptdarsteller Melvin Van Peebles zurück, viele Folgefilme waren aber von weißen Regisseuren und Produzenten gedreht worden. Außerdem war der Blaxploitation-Film umstritten, gerade beim Zielpublikum: Einerseits fanden schwarze Menschen nun verstärkt souveräne Identifikationsfiguren auf der Leinwand, andrerseits waren dies oft Drogendealer, Pimps oder Vigilanten, die Klischees über die afroamerikanische Bevölkerung ausschlachteten. Während die Coolness und der Swagger der Blaxploitation-Helden in schwarzen Action-Heroen in Werken wie Beverly Hills Cop (1984), Action Jackson (1988) und Bad Boys (1995) weiterlebten, waren diese Filme Mainstream für einen möglichst großen Massenmarkt. Das New Black Cinema erneute dagegen den Appeal des Blaxploitation-Kinos, war zudem aber auch insofern neu, als dass sich viele junge und schwarze Filmemacher daran versuchten, oft außerhalb des Studiosystems.

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Warum sind David Leans Filme heute noch aktuell?

oder: Alienität und Alterität

Lawrence pustet ein Streichholz aus. Schnitt. Die purpurrote Sonne über der arabischen Wüste, die langsam hinter dem Horizont emporsteigt und deren Licht sich wie ein Film aus flüssigem Gold über dem Wüstensand ergießt. Ein revolutionärer Filmmoment, an den sich gewiss jeder erinnern wird, der ihn einmal auf der Leinwand erleben durfte. Ohne jeden Zweifel: David Leans Bilder entfesseln eine Eindrücklichkeit, die mit Worten nur schwer zu fassen ist: Die flimmernden Rot-Orange-Töne auf der Leinwand lassen den Kinosaal zu einem lebenswidrigen Schmelztiegel werden, in dem auch Menschenrechte unter der arabischen Sonne förmlich verglühen. Die in Eis erstarrte Romantik der russischen Einöde macht Zuschauer wie Hauptfigur unfähig, sich zwischen Krieg und Frieden zu entscheiden. Und die tosende Sprengung einer Brücke, um deren Erbauung im Film rund 160 Minuten gekämpft wurde, hinterlässt auch bei uns einen emotionalen Trümmerhaufen, ohne eine wahrhaftige Identifikationsfigur, geschweige denn einen Helden. Leans Bilder entwickeln ihre Sprengkraft, für die manchmal selbst die Cinemascope-Leinwand zu klein zu sein scheint, vor allem über ihre Geschichten; ihre Geschichten von Menschen, die von Idealen getrieben und der Hoffnung besessen sind, in der Fremde eine Heimat zu finden und die Welt dadurch zu einer besseren zu machen.

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Helden und andere Killer

1971 erscheinen mit Dirty Harry und French Connection
zwei Klassiker des Polizeifilms

«This is the story of two killers» raunte einst unheilvoll eine Stimme über dem Trailer zu Don Siegels Actionklassiker Dirty Harry und kam der Wahrheit bedenklich nahe. Da wäre zum ei­nen der Scorpio-Killer, fiktionalisiert, doch über-
deutlich auf den zur gleichen Zeit wütenden Zodiac-Mörder anspielend. Killer Nummer zwei: Der einzelgängerische Detective «Dirty» Harry Callahan. Noch bevor die Credits ihr Ende finden, steht Callahan auf dem gleichen Dach des Wolkenkratzers, von dem aus Scorpio eine junge Frau per Scharfschützengewehr ermordet hat. Sein Blick ruht mit der gleichen lauernden Euphorie auf seiner Stadt San Francisco wie das Fadenkreuz Scorpios. Ihre Motivationen sind ähnlich: Es gibt so viel zu töten in dieser Stadt.

Es wird noch ein Jahr dauern, bis Watergate auch die letzten Illusionen an der Integrität der Regierung Lügen straft. Der Sixties-Blues wird bald einem abgeklärten Pessimismus weichen. Zumindest in den Kinos jedoch hatte die Zeitenwende, die man sich erhoffte, stattgefunden. Statt für solide Jedermänner oder die «strong silent types» á la Gary Cooper begeisterte sich eine Generation plötzlich für Outlaws wie Bonnie und Clyde (1967), Hippie-Rocker wie in Easy Rider (1969), Schluffis wie Dustin Hoffmann in Die Reifeprüfung (1967) oder vom Pech verfolgte Stricher in Asphalt-Cowboy (1969). New Hollywood war da.

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Robert Zemeckis zum Geburtstag

Geboren am 14. Mai 1951

Der beste Schüler des Zaubermeisters. So könnte man Robert Lee Zemeckis nennen, dessen herausragendes Talent als Filmemacher schon früh von Steven Spielberg entdeckt wurde. In den frühen 1970ern freundete er sich am Campus der USC-Filmschule in Los Angeles mit Bob Gale an. Beide verband, dass sie mit ihren Kommilitonen – “a bunch of hippies”, wie Zemeckis sie später nannte – genauso wenig anfangen konnten wie mit der Nouvelle Vague oder anderem Kunstfilmkram. Er und Bob wollten Hollywood-Filme machen, voller Action, Fantasy und Sci-Fi und damit große Zuschauermassen begeistern. Mit einem seiner Studentenfilme stürmte Zemeckis direkt ins Büro des ebenfalls noch blutjungen Regie-Wunderkindes Steven Spielberg, der sofort begeistert war und als Executive Producer vieler seiner Filme fungieren sollte. Zemeckis erste Filme I Wanna Hold Your Hand (1978) und Used Cars (1980) wurden von der Kritik gelobt, verpassten aber das erwünschte große Publikum deutlich. Zemeckis und sein Partner Gale ließen sich davon nicht beeindrucken und schrieben weiter fleißig Drehbücher für andere Regisseure. Ein besonderes, lang verfolgtes Herzensprojekt konnte Zemeckis 1985 selbst inszenieren: Zurück in die Zukunft. Der detailreiche Zeitreise-Plot wird bis heute an Filmschulen als Musterbeispiel für ein herausragendes, fantasievolles und perfekt strukturiertes Drehbuch hergenommen. Und Zemeckis saß mit dem gewaltigen Erfolg des Films nun plötzlich ganz fest im Hollywood-Sattel.

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