Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Monat: Oktober 2019

Erinnerung an Bud Spencer

Gen 31. 10. 1929 | gest. 27.6. 2016

Es hat gute 30 Jahre gedauert, bis man sich als Filmkritiker seiner Liebe zu Bud Spencer bekennen konnte, ohne ausgelacht zu werden. Die großen Erfolge Spencers und seines kongenialen Partners Terence Hill wurden in den Feuilletons nur abschätzig geduldet. Den von Nouvelle Vague, New Hollywood und Neuem Deutschen Film geschulten Kritikern musste das Werk der beiden Italiener ebenso übel aufstoßen wie die Tischmanieren von Bambi und dem Müden Joe den Reichen und Schönen in der berühmten Restaurant-Szene in Vier Fäuste für ein Halleluja. Was dabei immer übersehen wurde: Mit Spencer und Hill hatten sich zwei echte Typen gefunden. Sie entwickelten auf der Leinwand eine Chemie und Dynamik, die den Vergleich mit den großen Komikerduos nicht zu scheuen brauchte. Und hinter ihren brachia­len Komödien fand sich durchaus eine sozial- und klassenpolitische Komponente. Spencer war wunderbar in der Rolle des tumben Koloss, der so gern ein richtiges Schwein wäre, aber letzten Endes einfach zu gutmütig ist – und zu einfältig, dem gerissenen Hill die Stirn zu bieten. Aber es sind der Stoizismus Spencers, seine genervten Reaktionen auf die Eskapaden des wendigen Kumpels, seine unkontrollierten Freudenausbrüche, wenn sich das Blatt zu seinen Gunsten wendet, seine greifbare Enttäuschung, wenn danach alles wieder beim Alten ist, die die Filme des Duos erden und sie so unmittelbar emotional machen.

Aus dem Schüren Filmkalender

Mehr zum Thema:
https://www.schueren-verlag.de/programm/titel/83-die-rechte-und-die-linke-hand-der-parodie-bud-spencer-terence-hill-und-ihre-filme.html

Die rechte und die linke Hand der Parodie

Bud Spencer, Terence Hill und ihre Filme

Bud Spencer und Terence Hill können keine neuen Filme mehr drehen – aber ihre alten Filme aus den 1980er-Jahren erfreuen sich einer ungebrochenen Begeisterung und haben zweifellos Kultstatus erreicht.

Christian Heger beschreibt in der zweiten erweiterten Auflage seines Buches über die beiden Leinwandhelden Aspekte der Fankultur und des medialen Hypes.

Bud Spencer und Terence Hill ist in den 2010er-Jahren ein geradezu sagenhaftes Ausmaß an Würdigungen zuteil geworden, das ihren Status als überlebensgroße Kino­Ikonen einmal mehr eindrucksvoll belegt. Die zaghaften Rehabilitationsbemühungen einzelner Fans, die nach der Jahrtausendwende nach und nach einsetzten, entluden sich eine Dekade später gerade in Deutschland in einer unglaublichen medialen Spencer/Hill-Re­nais­sance, die die beiden Altstars mit einer riesigen Woge an Dankbarkeits- und Zuneigungsbekundungen überflutete …

Weiterlesen

Captain Kirk macht die Welt nicht heil

FilmemacherInnen setzen sich für unsere Demokratie ein

Menschen, die Filme machen, sei es als SchauspielerIn, RegisseurIn oder ProduzentIn, spielen nicht nur eine Rolle, sie sind Menschen mit eigener Meinung und sie setzen sich mit unserer Gesellschaftsordnung auseinander. «Wenn ich mir was wünschen dürfte …» Mehr als 40 namhafte Künstler, Medienvertreter, Schauspieler, Journalisten, Wissenschaftler, Unternehmer und Sportler sind der Bitte nachgekommen, ihre Wünsche an unsere Demokratie zu formulieren. Sie überlegen, wie es gelingen kann, die offene Gesellschaft zu schützen und zu vertiefen, sie auszubauen und solidarischer zu gestalten. Die Autorinnen und Autoren richten ihren jeweiligen Blick auf ganz unterschiedliche Dinge, auf nachbarschaftliche Kleinigkeiten oder das große Ganze – Forderungen an die Politik wie Bildung, soziale Grundsicherung, der Schutz der demokratischen Ordnung oder auf die unkalkulierbaren Auswirkungen von Krieg und Gewalt. Wir zitieren im Folgenden daraus.

Weiterlesen

Dämon der Leinwand

Würdigung des herausragenden Schauspielers Conrad Veidt

«Er hat beschwörende Augen. Einen unheimlichen Mund. Eigenartige Hände. Sein Gang ist beängstigend – und faszinierend. Sein Lächeln kann sadistisch sein – oder sehr possierlich. Da ist etwas an ihm, das nicht ganz normal erscheint. Aber ich weiß nicht, was es ist. Man schaut ihn an und denkt ‹Irgendetwas geht hier vor!›» So schilderte die Filmjournalistin Gladys Hall 1941 ihre Begegnung mit Conrad Veidt.

Conrad Veidt (1893–1943) war der prägende Schauspieler der expressionistischen Phase des deutschen Films in den 1920er-Jahren, etwa in Das Cabinet des Dr. Caligari (1919). Aber auch in den Jahren danach drehte Veidt in Deutschland, England und in den USA viele Filme, denen er durch seine charakteristische, dämonische Ausstrahlung einen besonderen Charakter verlieh.

Nach anfänglicher Ablehnung des Filmgeschäfts wurde er rasch das Gesicht des deutschen Films: Conrad Veidt scheute sich nicht, in unbequemen Filmen wie Anders als die anderen (1919) mitzuspielen, dem ersten Film, in dem Homosexualität zum Thema gemacht wurde. 1933 verließ Veidt Deutschland und engagierte sich als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. In Erinnerung bleibt sein Auftritt in seinem vorletzten Film, Casablanca (1944). Dort spielt er den deutschen Major Strasser.

Weiterlesen

Corinna Harfouch wird 65

Geb. am 16. Oktober 1954

Corinna Harfouchs frühe Biografie ist für eine Bürgerin der damaligen DDR eigentlich gar nicht so ungewöhnlich. Denn die Lehrertochter steuerte nicht gerade auf dem direktesten Weg auf ihre offensichtliche Bestimmung zu. Geboren wurde sie im thüringischen Suhl und absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Lehre als Krankenschwester. Anschließend begann sie ein Studium als Textilingenieurin an der TU Dresden, das sie nach zwei Jahren im Alter von 24 und dem Entschluss, Schauspielerin zu werden, abbrach. Von 1978 bis 1981 studierte sie an der Ernst Busch-Schauspielschule in Ost-Berlin und wurde anschließend Meisterschülerin im dortigen Theater im Palast der Republik. Heiner Müller wurde auf den Nachwuchsstar aufmerksam, der sie 1982 für ein Gastspiel an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz für die Rolle der Lady Macbeth verpflichtete. Noch im selben Jahr wurde sie für das Berliner Ensemble engagiert, wo sie unter anderem das Gretchen im „Urfaust“ sowie die Polly in Brechts „Dreigroschenoper“ gab. Nach der Wende war sie im Deutschen Theater unter anderem in Goethes „Stella“ zu sehen und eroberte sich, erneut an der Volksbühne, den Platz als eines der wichtigsten Mitglieder im Team unter Intendant Frank Castorf, für den sie unter anderem mit ihrer Aufsehen erregenden Interpretation des Generals Harras in „Des Teufels General“ brillierte. Für ihre Leistungen auf der Bühne erhielt Corinna Harfouch sowohl vor als auch nach der Wende unzählige Preise und wurde 1997 von den Kritikern der Zeitschrift „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres gekürt.

Corinna Horfouch in: Der große Bagarozy (1999)
Weiterlesen

Cineastischer Blick nach Osteuropa

25 Ungarische Filmklassiker zum Kennenlernen

Wir setzen unsere Reise durch die osteuropäische Filmkultur mit einem Halt in Ungarn fort, einem Filmland, das vielen sicher eher unbekannt ist. Vielleicht fällt älteren Lesern Ich denke oft an Piroschka ein, was aber eindeutig kein ungarischer Film ist, sondern nur einer, der vorgab, dort zu spielen.

25 Einblicke in die Vielfalt des ungarischen Films präsentiert KLASSIKER DES UNGARISCHEN FILMS. Als Auswahl von Filmklassikern eines bedeutenden ostmitteleuropäischen Kinos ähnelt es einer Besichtigungstour, während der einzelne Stationen aus der Nähe in Augenschein genommen werden können. Dies soll ausdrücklich Appetit machen, von den vorgestellten Filmen mehr sehen zu wollen. Wir zitieren stellvertretend aus drei Filmanalysen dieser Sammlung.

Weiterlesen

Festival zur Förderung des Abseitigen

Das Randfilmfest in Kassel

Die großen Glamour-Filmfestivals wie Berlin, München oder auch das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen sind den meisten Filminteressierten bekannt. Doch es gibt auch viele kleine Festivals, die Entdeckungen zulassen: zum Beispiel das Randfilmfest in Kassel, dessen Name Programm ist.

Es ist ein Festival zur Förderung der abseitigen Film- und Kinokultur, das dem Vergessenen, Verdrängten, Zensierten und Übersehenen ein Forum bietet, unbequeme Fragen stellt und in den filmischen Werken der cineastischer Visionäre abseits des Mainstream Denkanstöße zu ihrer Beantwortung liefert.

Fragen des Lebens

Das Festival findet jährlich im September statt und ging in diesem Jahr in die sechste Runde. Unter dem Motto XST (gelesen: EXIST/EXISTENCE) wurden einige der großen Fragen des Lebens behandelt: Exil, Exzess, Widerstand oder Existus vereinten die Protagonisten der Filme im Schmerz um die eigene Existenz. Das Festival fand auch dieses Jahr wieder direkt am Kulturbahnhof, im Interim der Nachrichtenmeisterei und im Film-Shop statt.

Weiterlesen

© 2024 FILMgeBlätter

Theme von Anders NorénHoch ↑