Bud Spencer, Terence Hill und ihre Filme

Bud Spencer und Terence Hill können keine neuen Filme mehr drehen – aber ihre alten Filme aus den 1980er-Jahren erfreuen sich einer ungebrochenen Begeisterung und haben zweifellos Kultstatus erreicht.

Christian Heger beschreibt in der zweiten erweiterten Auflage seines Buches über die beiden Leinwandhelden Aspekte der Fankultur und des medialen Hypes.

Bud Spencer und Terence Hill ist in den 2010er-Jahren ein geradezu sagenhaftes Ausmaß an Würdigungen zuteil geworden, das ihren Status als überlebensgroße Kino­Ikonen einmal mehr eindrucksvoll belegt. Die zaghaften Rehabilitationsbemühungen einzelner Fans, die nach der Jahrtausendwende nach und nach einsetzten, entluden sich eine Dekade später gerade in Deutschland in einer unglaublichen medialen Spencer/Hill-Re­nais­sance, die die beiden Altstars mit einer riesigen Woge an Dankbarkeits- und Zuneigungsbekundungen überflutete …

Spencer-Hill-Renaissance

Die Bud-Spencer-Euphorie trieb überdies aber auch kuriose Blüten, die zum belächelten Gegenstand der Boule­vardberichterstattung gerieten. Als die süddeutsche Stadt Schwäbisch Gmünd im Sommer 2011 auf ihrer Website zur Einreichung von Namensvorschlägen für einen neuen Straßentunnel aufrief, mobilisierten Spencer-Fans via Facebook die mit Abstand meisten Stimmen für den Namen ‹Bud-Spencer-Tunnel› – ein völlig unvorhergesehenes Votum, das den örtlichen Gemeinderat in arge Bedrängnis brachte. Schließlich erhielt als Kompromisslösung das städtische Freibad, in dem Spencer einst als aktiver Athlet wiederholt ins Wasser gehüpft war, seinen Namen («Bud Spencer Freizeit- und Erlebnisbad»). Der sichtlich gerührte Star erschien im Dezember 2011 persönlich zur Umbenennungszeremonie.

Vier Fäuste für ein Halleluja (1971)

Die rührendsten Momente des großen Hypes vollzogen sich jedoch nicht auf offiziellen Presseterminen, sondern in der persönlichen Begegnung: In der Nachfolge Andy Warhols kreierten Fans bunte Seriendrucke mit Spencers Konterfei, um sie ihm persönlich zu überreichen, andere tätowierten sich sein Portrait auf die (Männer-)Brust – mit der Bitte, es mit seiner Unterschrift zu versehen. Gleichzeitig entwickelte sich das zunächst über die Website www.spencerhill.de organisierte und seit 2001 jährlich stattfindende Spencer/Hill-Fantreffen im Laufe der Zeit zu einem mehrtägigen Festival-Event mit mehreren tausend Besuchern. Anspielungsreiche Wettkämpfe, liebevolle Kostümierungen und stilechte Stunt-einlagen wurden dabei zu festen Bestandteilen des ausgefeilten Showprogramms. Hier lassen nicht nur die Live-Darbietungen einer auf Spencer/Hill-Soundtracks abonnierten, 2006 von drei Brüdern in Ungarn gegründeten Magic Band die Fan-Herzen regelmäßig höherschlagen, sondern auch gelegentliche Gastauftritte einzelner Spencer/Hill-Veteranen wie Riccardo Pizzuti oder Salvatore Borgese.

Terence Hill im Fokus

Nach dem Tode seines Freundes geriet Terence Hill, der gerade in Deutschland im Trubel des Spencer-Hypes der vorangegangenen Jahre etwas in die zweite Reihe gerückt war (und den Medienrummel um seine Person ohnehin schon immer scheute), wieder stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses. Während ihm in Italien der Erfolg seines inzwischen zwölf Staffeln umfassenden Serien-Dauerbrenners Don Matteo seit der Jahrtausendwende noch einmal eine neue Welle großer nationaler Popularität bescherte, sorgte im deutschsprachigen Raum insbesondere der Ankauf und die Synchronisation seiner Serie Die Bergpolizei – Ganz nah am Himmel (Un passo dal cielo, I 2011 ff.) durch den Bayerischen Rundfunk für ein kleines Hill-Revival.

Selbst Hollywoods Kultregisseur Quentin Tarantino outete sich mit seinem Western Django Unchained (USA 2012) als Spencer/Hill-Fan und unterlegte dessen finale Szene mit dem Titellied aus Die rechte und die linke Hand des Teufels.

Wer so viel Ehre und Zuneigung erfährt, der kann im Leben nicht alles falsch gemacht haben.

Christian Heger

Zum Weiterlesen:
Christian Heger
Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihre Filme
240 S., Pb., zahlr. Abb., 2. aktualisierte Auflage
€ 24,90 / ISBN 978-3-7410-0333-2