FilmemacherInnen setzen sich für unsere Demokratie ein

Menschen, die Filme machen, sei es als SchauspielerIn, RegisseurIn oder ProduzentIn, spielen nicht nur eine Rolle, sie sind Menschen mit eigener Meinung und sie setzen sich mit unserer Gesellschaftsordnung auseinander. «Wenn ich mir was wünschen dürfte …» Mehr als 40 namhafte Künstler, Medienvertreter, Schauspieler, Journalisten, Wissenschaftler, Unternehmer und Sportler sind der Bitte nachgekommen, ihre Wünsche an unsere Demokratie zu formulieren. Sie überlegen, wie es gelingen kann, die offene Gesellschaft zu schützen und zu vertiefen, sie auszubauen und solidarischer zu gestalten. Die Autorinnen und Autoren richten ihren jeweiligen Blick auf ganz unterschiedliche Dinge, auf nachbarschaftliche Kleinigkeiten oder das große Ganze – Forderungen an die Politik wie Bildung, soziale Grundsicherung, der Schutz der demokratischen Ordnung oder auf die unkalkulierbaren Auswirkungen von Krieg und Gewalt. Wir zitieren im Folgenden daraus.

Stimmen für eine starke Demokratie

Shary Reeves, Schauspielerin: In meinem Kopf ist Demokratie ein großer bunter Marktplatz, auf dem sich Menschen jeglicher Herkunft tummeln, ihre Sprachen, Kulturen, Lebensansichten und Weisheiten verkaufen, teilen und begreifen lernen. Ein moderner Lebensmittelpunkt, der, wenn alles gut läuft, seine fruchtbare Quelle mithilfe von beflügelnder Motivation eines jeden Individuums in einem asymmetrischen Rhythmus gleichmäßig balanciert.

Renan Demirkan, Schauspielerin und Aktivistin: Ich glaube, wir müssen hin zu einem Gemeinwohl-Kapitalismus, der auf Fairness und Respekt aufbaut, auf Kooperation statt Konfrontation aller Beteiligten. Dabei müssen alle umdenken, die Gewerkschaften, die Politik, die Arbeitnehmer und die Unternehmer. Wir brauchen ein neues Schulsystem mit neuen Lehr- und Lernzielen, wie zum Beispiel einen flächendeckenden Demokratieunterricht und ‹Räume für Träume›, in denen die Kinder schon von der Kita an ihre Kreativität und Konfliktfähigkeit trainieren können.

Axel Pape, Schauspieler: Wenn ich mir also etwas wünschen dürfte, dann: dass sich die Politik nicht länger nur an den Symptomen abarbeitet, sondern die Ursache erkennt und behandelt. Dass sich Politiker mit den besten Experten versammeln, um ein Konzept, eine Vision, für ein reformiertes Wirtschaftssystem zu entwickeln. Und zwar mit einem positiven Narrativ, denn ein solcher Schritt würde entscheidende Chancen eröffnen, und «wer die Begriffe besetzt, besetzt die Macht». Das sagte Heiner Geißler. Als einen seiner politischen Schwerpunkte nannte er «den Kampf gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem zugunsten einer Internationalen Sozial-Ökologischen Marktwirtschaft.»

Nico Hofmann, Film- und Fernsehproduzent: Ohne eine Beschäftigung mit unserer Vergangenheit und einem Lernen daraus, davon bin ich überzeugt, kann es kein Verständnis für die Probleme der Gegenwart und vor allem keine seriöse Gestaltung von Zukunft geben. Ich halte es deshalb geradezu für eine Verpflichtung, dass wir die Deutung dieser Geschichte – auch und besonders, was die Zeit des Nationalsozialismus angeht – dabei nicht den Populisten überlassen.

Frank Henschke, Filmproduzent: Ich versuche seit Jahren, Menschen durch Filme zu unterhalten oder auch thematisch anzuregen. Doch erreiche ich die Menschen wirklich? Demokratie heißt für mich auch, sich eine Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten, und wenn es denn sein muss, auch darum zu streiten. Es kommt nur kein Captain Kirk, kein Ben Cartwright oder Kojak, der die Welt wieder richtet, so wie ich sie gerne sehen würde.

Zum Weiterlesen:
Checkpoint: Demokratie e.V. (Hg.)
Wenn ich mir was wünschen dürfte – Impulse für eine Demokratie der Moderne
Beiträge von Franziska Augstein, Renan Demirkan, Gert Heidenreich, Guido Maria Kretschmer, Philipp Lahm, Antonia Rados, Gesine Schwan, Christoph Sieber und vielen, vielen anderen.