Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Autor: Blätterchefin (Seite 1 von 16)

Die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms

Filmen als Hobby und Beruf

Alexander Starks Dissertation Die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms Amateurfilmpraktiken und Gebrauchsfilmkultur widmet sich der Dortmunderin Elisabeth Wilms (1905–1981) und ihrer Leidenschaft für das Filmen. Was als Hobby begann, entwickelte sich nach dem Ende des Krieges schnell zu einem einträglichen Geschäft an der Schnittstelle von Amateur- und Gebrauchsfilm.

Elisabeth Wilms wurde am 22. Juli 1905 unter dem Geburtsnamen Lisette Helene Elisabeth Meyer als eines von sechs Kindern des Ehepaars Wilhelm und Anna Meyer in Lengerich-Hohne im Tecklenburger Land geboren. Die Familie betrieb im Ort eine Wurstkonservenfabrik. Über ihre ersten 26 Lebensjahre, in denen sie in ihrem Heimatort lebte und aufwuchs, geben die Dokumente, die sie selbst
hinterließ, kaum Auskunft. Der Großteil der verfügbaren Quellen zu Wilms’ Biografie ist zudem erst viele Jahre nach der Zeit entstanden, auf die sie Bezug nehmen.

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Cool in jeder Lebenslage – Michael Caine

Ein Gastbeitrag des ray Filmmagazin

Von London über Hollywood nach Gotham City – Michael Caine hat eine lange, beeindruckende Karriere hinter sich. Er spielte Playboys und Agenten, Liebhaber und Killer. Nun wird er am 14. März 90 Jahre alt.

»Tony Curtis rettete mir das Leben.« Michael Caine weiß, wie man eine Geschichte erzählt, und so erwies er sich nach der Uraufführung der restaurierten Fassung von Sleuth, gleich am zweiten Abend der Viennale 2012 gezeigt, eine dreiviertel Stunde lang als genialer Unterhalter, der ganz ohne Allüren wundervolle Anekdoten aus seinem Leben verriet. Tony Curtis habe ihm Anfang der sechziger Jahre bei einem zufälligen Treffen in einer Hollywood-Bar kurzerhand das Rauchen verboten. Michael Caine gehorchte – und bekam keinen Lungenkrebs. Auch der Rat von John Wayne sei ihm bei seiner Karriere nützlich gewesen: »Merk dir drei Dinge: Sprich mit tiefer Stimme. Sprich langsam. Und sprich nicht zu viel.«

Michael Caine in "Play Dirty": Er trägt Uniform und zündet sich cool eine Zigarette an einer Kerze an
Michael Caine in ‹Play Dirty› (‹Ein dreckiger Haufen›)
(André De Toth 1969)
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DER RAUSCH – einer der besten Filme des Jahres 2021

Facettenreiche Tragikomödie um vier Lehrer an einer dänischen Schule, die ihre verbrauchte Lebensenergie mit Wein und anderen Aufputschmitteln wieder anzufachen versuchen

Die Schule ist vorbei! Nach der letzten Prüfung rasen Jugendliche mit vollen Bierkästen durch den Stadtpark und leeren die Flaschen in atemberaubender Geschwindigkeit. Wird jemandem dabei schlecht und muss sich gar übergeben, so bedeutet das Punkteverlust. Volltrunken ziehen die Schüler johlend durch die Stadt, überwältigen einen Wachmann in der U-Bahn und fesseln ihn mit seinen eigenen Handschellen an die Haltestange. Das geht weit über die üblichen Exzesse zum Schulabschluss hinaus. Genug ist genug, meint die Schulleiterin und warnt eindringlich vor den Gefahren des Alkohols. Noch weiß sie nicht, mit welchen Abgründen an Sucht sie es bald im eigenen Kollegium zu tun bekommt.

Mads Mikkelsen trinkt aus einer Sektflasche, umringt von feiernden und trinkenden Schüler*innen
Mads Mikkelsen in DER RAUSCH
(© Henrik Ohsten / 2020 Zentropa Entertainments3 ApS, Zentropa Sweden AB, Topkapi Films B.V. & Zentropa Netherlands B.V.)
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«Von den Figuren her denken» – Ein Gespräch mit Thomas Arslan

Ein Auszug aus Band 86 der Zeitschrift AugenBlick: Ein Gespräch mit Thomas Arslan

Das Gespräch mit Thomas Arslan (TA) haben Özkan Ezli (ÖE) und Bernd Stiegler (BS) am 29. und 30. Juli 2022 in Berlin geführt.

BS: Wir würden gerne mit dir zu Beginn über den Stadt- und Naturraum sprechen, weil beide Räume oder Raumordnungen in deinen Filmen eine große Rolle spielen. In allen deinen Filmen geht es auch um das Durchqueren und Kartieren von Räumen. Bei Mach die Musik leiser ist es Essen; das ist schon etwas länger her. Bei der Berlin-Trilogie erst die Gegend um das Kottbusser Tor, dann bei Der schöne Tag andere Teile von Berlin zwischen Tiergarten, Mitte und Kreuzberg. Auch Im Schatten ist ein Berlin-Film und beginnt mitten in der Stadt in der Nähe der Friedrichstraße und mit der U-Bahn-Station Stadtmitte. Am Ende sind es die Randgebiete und zwischendrin allerlei Transiträume. Meine Frage wäre nun: Ist Berlin ein heimlicher Protagonist deiner Filme?

Florian, Frank und Andy warten auf Freunde (Mach die Musik leiser, 1993/94)
Florian, Frank und Andy warten auf Freunde (Mach die Musik leiser, 1993/94)
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Humorvolle Zombies?

Sassan Niasseri über die Arbeit an seinem Zombie-Buch Shoot `em in the Head

Ich hatte mein Konzept fertig, die ersten Interviewpartner schon im Sinn. Also: Zombies, let‘s go! Und dann … hat meine Verlegerin mächtig Druck aufgebaut. Sie tat es, ohne es zu ahnen. Denn mit dem Okay, dieses Buch bei ihr veröffentlichen zu können, äußerte sie auch einen Wunsch, den ich als grundsätzliches Kompliment verstehen möchte: »Können wir also gerne umsetzen. Wenn es denn in einem Ton geschrieben ist, der genauso humorvoll ist, wie der in Ihrem Buch davor.« Zweimal las ich ihre Antwort. Ich schrieb ihr nicht zurück. Ich starrte für einige Minuten auf meinen Bildschirm. Als meine Frau Stunden später von der Arbeit nach Hause kam, wartete ich schon an der Tür: »Ines, es könnte ein Problem geben.«

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Amateurfilme und Gebrauchsfilmkultur

Alexander Stark über seine Dissertationsschrift über die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms

Dortmunds Stadtzentrum liegt in Trümmern. Die Kamera schwenkt über endlose Schuttberge, zerstörte Gebäude, halbierte Treppenhäuser und den stark beschädigten Glockenturm einer Kirche. Inmitten dieses Chaos hausen Menschen – in feuchten Kellern, in Wohnungen, denen ganze Wände fehlen, in selbstgebauten Verschlägen. Unterernährte Kinder erkunden in zerschlissenen Kleidern die Ruinen. Um zu überleben, stehlen die Menschen Kohle von Güterwaggons, durchsuchen Müllhaufen nach Essensresten und nützlichen Dingen und sind auf die Unterstützung der zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen angewiesen, die in der Stadt aktiv sind.

Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
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Michael Mann zum Geburtstag

Regisseur, Produzent und Drehbuchautor
* 5. Februar 1943

Was hat es auf sich mit dem Œuvre Michael Manns, das sich so leicht respektieren und aus sicherer Distanz bewundern lässt und das sich doch dagegen sträubt geliebt zu werden? Sind es die unnahbaren Loner und verschlossenen Profis, die vergrübelten Profiler, bindungsscheuen Cops und Banditen, die boxenden, hackenden, recherchierenden, einbrechenden, mordenden oder undercover ermittelnden Stoiker, die das Werk Manns bevölkern und die allzu oft wie die Alter Egos des 1943 geborenen Regisseurs wirken? Ist es Mann selbst, der sich partout weigert zum «Altmeister» zu werden und dessen Werk auch im sechsten Jahrzehnt seines Schaffens noch immer nicht abgeschlossen, sondern suchend, ungeduldig und hungrig wirkt? Und vor allem: Wer ist dieser Michael Mann und warum gehen einem seine Filme nicht aus dem Kopf?

Michael Mann am Set von Public Enemies, © Universal
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Der Angst ins Gesicht lachen

Funktioniert Witz in Schweizer Genrefilmen?

Locarno Film Festival, 2012: Es ist der 10. August, ein sommerlicher Abend auf der Piazza Grande bei gefühlten 25 Grad. Genau die richtige Temperatur also, um sich eine Horrorkomödie anzuschauen. Noch dazu eine ‹made in Switzerland› und als Premiere vor dem grössten Freiluftkino-Publikum in Europa – das hat Seltenheitscharakter. Regisseur Michael Steiner wird mit seinem neuesten Werk Das Missen Massaker (CH 2012) diese Ehre zuteil, was das Interesse sowie die Erwartungen an den Film schon seit seiner Bekanntgabe schürt.

Kein Wunder, sind die zum Wippen ungeeigneten, gelbschwarzen Plastikstühle im Herzen der Altstadt schnell bis in die letzten Reihen gut besetzt. Sie sind aber auch genauso schnell wieder leer. Schon nach zwanzig Minuten ergreifen die ersten der insgesamt 8000 Zuschauer_innen die Flucht. Einige kopfschüttelnd, andere pfeifend oder ‹buh› rufend. Zwar gibt es auch immer wieder Lacher aus einzelnen Ecken, doch die Cineasten-Flucht hält an, und auch der Schlussapplaus fällt – nicht nur des geschrumpften Publikums wegen – ziemlich verhalten aus.

Das Missen Massaker (2012), © filmcoopi
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Animal Crossing: New Horizons. Computerspiele als Medien der Sorge

Von existenzieller zu relationaler Software am Beispiel von Animal Crossing: New Horizons

Das Spiel Animal Crossing: New Horizons (AC:NH) erschien so pünktlich zu Beginn der Corona-Pandemie, dass der Moderator John Oliver in seiner Show «Last Week Tonight» im Stile der ebenfalls in Zeiten der Corona-Pandemie auffällig werdenden Verschwörungserzählungen witzelte, die Hersteller:innen von Nintendo hätten die Pandemie inszeniert, um den Absatz ihrer Produkte anzukurbeln. In der Folge hat sich der Absatz der Nintendo Switch-Konsolen im ersten Corona-Quartal (April bis Juni 2020) im Vergleich zum Absatz im selben Quartal des Vorjahres verdoppelt. Zeitweise waren die Konsolen sogar ausverkauft. Gleichzeitig wurden die Timelines der sozialen Medien mit Memes und Bildern aus dem Universum von AC:NH geflutet.

Animal Crossing: New Horizons (AC:NH)
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Denis Villeneuve: Ins Auge, in den Bauch, ins Gehirn

Ein Werkportrait des kanadischen Filmemachers Denis Villeneuve und seines Brückenschlags zwischen Arthouse- und Mainstreamkino

Spätestens seit seinen Science-Fiction-Erfolgen Arrival und Blade Runner 2049 ist der Kanadier Denis Villeneuve zu einer eigenen Marke im aktuellen Blockbusterkino geworden; ähnlich wie Ridley Scott oder Christopher Nolan ist er ein «auteur» im Mainstream. Sein Epos Dune ließ beim Filmfestival Venedig 2021 den Lido beben und startete am 16.9.22 in den deutschen Kinos. Anlass für ein Werkporträt.

DUNE (USA 2021), © Warner Bros.
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