Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Kategorie: Filmgeschichte (Seite 1 von 8)

«Mythos Gründgens nur was für Grufties?»

Kristina Höch über ihre Recherche zu ihrem Buch über die filmischen Arbeiten des Gustaf Gründgens

Gustaf Gründgens und der deutsche Film – eine Hassliebe und eine Zweckgemeinschaft, die den Tausendsassa, der Herz und Hirn früh an das Theater verlor, in die Köpfe der Filmbesuchenden katapultierte. Der deutsche Film profitierte von Gründgens und Gründgens profitierte – auch aufgrund seiner Stellung im nationalsozialistischen Regime – in finanzieller und karrieretechnischer Hinsicht vom deutschen Film, wenngleich sich schon kurz nach Beginn der Kennenlernphase Ermüdungserscheinungen einstellten, die mit der Zeit in Misstrauen umschlugen.

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Das japanische Kino. Triumvirat der Meisterregisseure

Mit Akira Kurosawas Regiedebüt Judo Saga begann 1943 das Goldene Zeitalter des japanischen Kinos, 1953 legten Kenji Mizoguchi und Yasujiro Ozu ihre eigenen Großwerke nach

Vor genau 80 Jahren, mitten im Kriegsfrühling 1943, kam ein unscheinbarer Film in die japanischen Kinos: Eine Romanverfilmung namens Sanshiro Sugata, über einen rebellischen Jugendlichen, der durch Demut und Selbstdisziplin zum Judo-Meister aufsteigt und sich am Ende den Ruhm und das Mädchen erkämpft. Trotz fünf Remakes und zahlreicher Fortsetzungen wäre der Film, der in den 1970ern als Judo Saga nach Amerika kam und in Deutschland als Judo Saga – Die Legende vom großen Judo veröffentlicht wurde, heute international sicher vergessen – wäre er nicht das Regiedebüt eines gewissen Akira Kurosawa.

Judo Saga © BFI
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Die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms

Filmen als Hobby und Beruf

Alexander Starks Dissertation Die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms Amateurfilmpraktiken und Gebrauchsfilmkultur widmet sich der Dortmunderin Elisabeth Wilms (1905–1981) und ihrer Leidenschaft für das Filmen. Was als Hobby begann, entwickelte sich nach dem Ende des Krieges schnell zu einem einträglichen Geschäft an der Schnittstelle von Amateur- und Gebrauchsfilm.

Elisabeth Wilms wurde am 22. Juli 1905 unter dem Geburtsnamen Lisette Helene Elisabeth Meyer als eines von sechs Kindern des Ehepaars Wilhelm und Anna Meyer in Lengerich-Hohne im Tecklenburger Land geboren. Die Familie betrieb im Ort eine Wurstkonservenfabrik. Über ihre ersten 26 Lebensjahre, in denen sie in ihrem Heimatort lebte und aufwuchs, geben die Dokumente, die sie selbst
hinterließ, kaum Auskunft. Der Großteil der verfügbaren Quellen zu Wilms’ Biografie ist zudem erst viele Jahre nach der Zeit entstanden, auf die sie Bezug nehmen.

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Amateurfilme und Gebrauchsfilmkultur

Alexander Stark über seine Dissertationsschrift über die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms

Dortmunds Stadtzentrum liegt in Trümmern. Die Kamera schwenkt über endlose Schuttberge, zerstörte Gebäude, halbierte Treppenhäuser und den stark beschädigten Glockenturm einer Kirche. Inmitten dieses Chaos hausen Menschen – in feuchten Kellern, in Wohnungen, denen ganze Wände fehlen, in selbstgebauten Verschlägen. Unterernährte Kinder erkunden in zerschlissenen Kleidern die Ruinen. Um zu überleben, stehlen die Menschen Kohle von Güterwaggons, durchsuchen Müllhaufen nach Essensresten und nützlichen Dingen und sind auf die Unterstützung der zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen angewiesen, die in der Stadt aktiv sind.

Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
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Die Kunst, für gute Filme zu kämpfen

Erika und Ulrich Gregor in Gesprächen und Zeitzeugnissen

Das Buch von Claudia Lenssen und Maike Mia Höhne würdigt ein Paar, eine Institution, eine große Lebensleistung: Erika und Ulrich Gregor haben Filmgeschichte geschrieben, Filmgeschichte aus der Kino- und Festivalperspektive, aus der Sicht der Vielen, die Filme als Augenöffner und Schauplätze komplexer Kinowelten verstehen, nicht zuletzt auch als Orte der politischen und kulturellen Auseinandersetzung.

In einem Interview anlässlich des Jubiläums zu 50 Jahren Freunde der Deutschen Kinemathek erinnerten sich Erika und Ulrich Gregor an ihre ersten Eindrücke im hauseigenen Kino der Freunde. Warum der Name? Nur eine Hommage an den Film Arsenal oder ging es auch um die Assoziation eines «Waffendepots»?

Kino Arsenal, Woche des Ungarischen Films
Kino Arsenal, Woche des Ungarischen Films
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Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt

Der legendäre Regisseur und Aktivist Rosa von Praunheim wird heute 80 Jahre alt. Bekannt wurde er hauptsächlich durch den Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt. Für Stefan Volk ist der Film einer der bemerkenswerten «Skandalfilme» der 1970er-Jahre.

Uraufgeführt wurde Rosa von Praunheims Film am 4. Juli 1971 auf den Berliner Filmfestspielen im Rahmen des «Internationalen Forums des Jungen Films». Das 1969 ursprünglich als Gegenfestival konzipierte Forum war in diesem Jahr zum ersten Mal in die Berlinale integriert. Manfred Salzgeber, der in Nicht der Homosexuelle ist pervers … mitgespielt hatte, war einer der Mitbegründer des Forums. Während der Berlinale und als er im Herbst 1971 in ausgewählten Kinos lief, löste der Film sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Die überregionale Presse äußerte sich überwiegend wohlwollend, wohingegen sich die bereits bestehenden Homosexuellengruppierungen und –zeitschriften über die negative Darstellung der Homosexuellen in von Praunheims Film empörten.

‹Schwule Kommune› in ‹Nicht der Homosexuelle ist pervers ...›
Schwule Kommune in Nicht der Homosexuelle ist pervers … (BRD 1971), © Schmalfilm
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Körperwelten

Basic Instinct zieht 1992 eine Welle von Erotikthrillern nach sich

Den kommerziellen Wert der Blöße hat die US-Filmindustrie nie verkannt. Wenn eine Komödie wegen derber Sprache sowieso nur für Erwachsene freigegeben würde, was lag näher, als wie in Ich glaub‘, ich steh‘ im Wald (Fast Times at Ridgemont High, 1982, siehe Blogbeitrag) zugleich mit einer Oben-Ohne-Szene zu erfreuen? Auch wurden 9½ Wochen (9½ Weeks, 1986, mit Kim Basinger und Mickey Rourke) oder Wilde Orchidee (Wild Orchid, 1989, mit Rourke und Jaqueline Bisset) als große Erotiksensationen verkauft. Im Vergleich zu Europa, wo sowohl im Kunst- wie im Kommerzkino das, was die Amerikaner «full frontal nudity» nennen, damals zum guten Ton gehörte, war das natürlich völlig harmlos. So war es an dem »Holländer Paul Verhoeven, der nach USA gezogen ist, als seine Filme in Europa nicht mehr gefördert wurden« (um die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften aus deren Indizierungsbeschluss zu RoboCop, 1987, zu zitieren), mit Basic Instinct (März 1992) und Showgirls (September 1995) sowohl am Anfang wie am Ende des großen, wenngleich kurzen Sexrausches von Hollywood zu stehen.

Sharon Stone in BASIC INSTINCT (USA 1992), © StudioCanal
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Die komplizierte Zeit der Unschuld

Fast Times at Ridgemont High ist 1982 ein prägender, aber doch nicht gewöhnlicher Vertreter des Teenfilms

Jugendliche im Film sind bis heute ein immer wiederkehrendes Problem, da meist aus der Sicht von Erwachsenen dargestellt, aus der Sicht von Menschen, die die Brücke zu den eigenen ersten beiden Lebensjahrzehnten längst abgebrannt haben und keinen Bezug mehr zu der Welt aufbauen können, deren Einwohner sie einst waren. Vielleicht liegt hier der Schlüssel zum zeitlosen Glanz von Fast Times at Ridgemont High, dessen deutscher Verleihtitel Ich glaub’, ich steh’ im Wald natürlich weitaus weniger elegant wirkt als das Original, aber so verkehrt dann wieder nicht ist. Denn es geht im Debütfilm von Regisseurin Amy Heckerling genau darum: Um Überforderung. Das Heranwachsen ist geprägt von raschen Entwicklungen, man durchlebt fast times, der Körper verändert sich, das andere Geschlecht wird plötzlich überaus interessant, man muss mehr und mehr Verantwortung übernehmen, fragt sich zunehmend, was die Zukunft bringt, wohin die Reise geht. Die einen kommen in dieser Phase der Adoleszenz ganz gut zurecht, die meisten anderen weniger – das Gefühl, das man im Wald steht, ist ein nur allzu Vertrautes.

Jennifer Jason Leigh und Phoebe Cates in FAST TIMES AT RIDGEMONT HIGH (USA 1982), © Capelight
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Harrison Ford zum Geburtstag

Schauspieler *13. Juli 1942

Die große Zeit der Hollywood-Superstars ist vorüber. Karrieren wie die von Harrison Ford wird es so schnell nicht wieder geben. Er verkörperte mit dem Abenteurer Indiana Jones eine der ikonischsten Action-Rollen aller Zeiten und mit Han Solo einen der charismatischsten Science-Fiction-Charaktere überhaupt. Obwohl er Ende der 1960er-Jahre in (New) Hollywood für seine Ausnahmekarriere zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, musste er lange auf seinen Durchbruch warten. Er bewarb sich u.a. für die Hauptrolle in Mike Nichols Die Reifeprüfung (1967), die schließlich an Dustin Hoffman ging und dessen Karriere begründete. Für Harrison Ford blieben nur Nebenrollen, etwa in American Graffiti (1973) oder Der Dialog (1974). Immerhin arbeitete er nun mit Regisseuren zusammen, die zu den aufregendsten Geschichtenerzählern der Zeit gehörten, insbesondere George Lucas. Seinen Lebensunterhalt musste er in dieser Zeit oft als Zimmermann und Gelegenheitsarbeiter verdienen.

Harrison Ford (r.) mit Lukas Haas in Der einzige Zeuge (USA 1985), © Paramount Pictures.
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Sword and Sorcery

Aufstieg, Fall und Comeback des Fantasy-Films

Kaum ein anderes Genre hat in unserer digital technisierten Welt so viele Fans wie das Fantasy-Kino, das in einem imaginären Zeitalter mit Schwertern und Zauberern angesiedelt ist, wie etwa J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe und J. K. Rowlings Harry Potter. George R. R. Martins Game of Thrones entwickelte sich zur meistdiskutierten Fantasy-TV-Serie der letzten Jahre. Sassan Niasseri widmet sich jenem Genre, das seit Beginn des neuen Jahrtausends Kino und Fernsehen dominiert wie kein anderes: Fantasy. Nach einer Blütezeit in den 1980er-Jahren ebbte die Welle ab, um vor 20 Jahren mit Macht zurück in die Kinos zu kommen.

DVD-Cover von DER HERR DER RINGE – DIE GEFÄHRTEN (© Warner)
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