Schauspielerin *12. April 1994

Geht es um Saoirse Ronan, lautet die erste Frage immer: Wie wird der Vorname ausgesprochen? Dazu später mehr. Als Tochter irischer Eltern in der Bronx geboren, kehrt die Familie nach Irland zurück, als Ronan drei Jahre alt ist. Dort begleitet sie ihren Vater Paul, der selbst Schauspieler ist, früh zu verschiedenen Filmsets. Erste eigene Schauspielerfahrung sammelt sie 2003 in der irischen TV-Krankenhausserie The Clinic. 2007 wird sie mit zwei Filmen einem breiteren Publikum bekannt: In Amy Heckerlings RomCom Hauptsache verliebt agiert sie neben Michelle Pfeiffer, in Joe Wrights Drama Abbitte verkörpert sie die junge Briony Tallis.

Saoirse Ronan als Susie Salmon in IN MEINEM HIMMEL
Saoirse Ronan als Susie Salmon in IN MEINEM HIMMEL (© Paramount)

Diese Rolle bringt der da erst 13-Jährigen Nominierungen als beste Nebendarstellerin für Golden Globe, Oscars und BAFTA ein. Zur selben Zeit scheint sie mit ihrem elfenhaften Erscheinungsbild für die Figur Luna Lovegood in Harry Potter und der Orden des Phoenix (2007) prädestiniert. Sie muss sich schließlich gegen Evanna Lynch geschlagen geben, begeistert aber dafür in Peter Jacksons In meinem Himmel (2009).

Bodenständig und ohne Starallüren

2011 dreht sie den Actionthriller Wer ist Hanna? unter anderem in Berlin, erneut mit Joe Wright. Um zur mysteriösen Profikillerin zu werden, trainiert Ronan monatelang Martial Arts und bietet ihren Widersachern Cate Blanchett und Eric Bana physisch wie darstellerisch die Stirn. Bei ihrem ersten Auftritt in Ellen DeGeneres’ US-Talkshow freut sie sich: “I beat Eric Bana. And he was Hulk before. Actually I beat the Hulk’s ass!”.

Ronan wirkt in Interviews ohnehin bodenständig. Sie hält sich mental fit, indem sie Social Media meidet und Zeit mit Hündin Fran verbringt. In Ed Sheerans Musikvideo zieht sie als überzeugendes “Galway Girl” ohne Starallüren durch irische Bars und Tattoostudios. Ihre Prominenz nutzt sie vor allem, um auf Gewalt an Kindern aufmerksam zu machen oder sich für die gleichgeschlechtliche Ehe in Irland, wo sie auch lebt, zu engagieren.

Emory Cohen und Saoirse Ronan in BROOKLYN
Emory Cohen und Saoirse Ronan in BROOKLYN (© 20th Century Fox)
Es regnet Auszeichnungen

In der Literaturverfilmung Brooklyn (2015) kehrt sie zurück an ihren eigenen Geburtsort: Die Figur der Irin Eilis Lacey, die in den 1950er Jahren nach New York emigriert und später wieder in ihre Heimat zurückkehrt, ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Wieder wird sie als beste Darstellerin für zahlreiche Filmpreise nominiert.

Ein Trend, der sich 2017 und 2019 in ihrer produktiven Komplizinnenschaft mit Greta Gerwig fortsetzt. Ronan erhält ihren ersten Golden Globe für die Hauptrolle in Gerwigs Regiedebüt Lady Bird und arbeitet für den feministischem Historienfilm Little Women direkt wieder mit ihr zusammen. Hier wirbelt Ronan als Schriftstellerin Jo March, die sich Ende des 19. Jahrhunderts gegen alle Konventionen auflehnt, mit viel Energie und Pragmatismus die Etiketten zeitgenössischer Bürgerlichkeit durcheinander. Wieder wird sie mit einer Oscar-Nominierung belohnt.

Saoirse Ronan in LADY BIRD
Saoirse Ronan in LADY BIRD (© Lionsgate / A24)

Im Alter von 25 Jahren und sechs Monaten ist sie 2019 die zweitjüngste Schauspielerin, die in ihrer Karriere bereits vier Mal für den Academy Award nominiert war. Aktuell ist das Biopic The Outrun – basierend auf den Memoiren der schottischen Journalistin und Autorin Amy Liptrot – unter der Regie von Nora Fingscheidt in Arbeit, mit Ronan als Protagonistin und Produzentin.

Aber wie wird ihr Name, der im Gälischen “Freiheit” bedeutet, denn jetzt ausgesprochen? Die korrekte phonetische Aussprache klingt, als zöge man aoi zu einem ö zusammen und spräche das s wie sch. Besser nachzuhören ist das in einem amüsanten YouTube-Clip, in dem Ronan vergeblich versucht, ihrer Kollegin Margot Robbie das zu erklären.

Maxi Braun

Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2024. Auch der Kalender für 2025 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.