Geb. am 16. Oktober 1954
Corinna Harfouchs frühe Biografie ist für eine Bürgerin der damaligen DDR eigentlich gar nicht so ungewöhnlich. Denn die Lehrertochter steuerte nicht gerade auf dem direktesten Weg auf ihre offensichtliche Bestimmung zu. Geboren wurde sie im thüringischen Suhl und absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Lehre als Krankenschwester. Anschließend begann sie ein Studium als Textilingenieurin an der TU Dresden, das sie nach zwei Jahren im Alter von 24 und dem Entschluss, Schauspielerin zu werden, abbrach. Von 1978 bis 1981 studierte sie an der Ernst Busch-Schauspielschule in Ost-Berlin und wurde anschließend Meisterschülerin im dortigen Theater im Palast der Republik. Heiner Müller wurde auf den Nachwuchsstar aufmerksam, der sie 1982 für ein Gastspiel an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz für die Rolle der Lady Macbeth verpflichtete. Noch im selben Jahr wurde sie für das Berliner Ensemble engagiert, wo sie unter anderem das Gretchen im „Urfaust“ sowie die Polly in Brechts „Dreigroschenoper“ gab. Nach der Wende war sie im Deutschen Theater unter anderem in Goethes „Stella“ zu sehen und eroberte sich, erneut an der Volksbühne, den Platz als eines der wichtigsten Mitglieder im Team unter Intendant Frank Castorf, für den sie unter anderem mit ihrer Aufsehen erregenden Interpretation des Generals Harras in „Des Teufels General“ brillierte. Für ihre Leistungen auf der Bühne erhielt Corinna Harfouch sowohl vor als auch nach der Wende unzählige Preise und wurde 1997 von den Kritikern der Zeitschrift „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres gekürt.
Bereits vor dem Mauerfall gewann auch ihre Karriere als Kinofilmdarstellerin zunehmend an Fahrt. Vor allem die Hauptrollen in DIE SCHAUSPIELERIN (1988) und TREFFEN IN TRAVERS (1988, unter der Regie ihres damaligen Mannes Michael Gwisdeck) erregten die Aufmerksamkeit von Publikum und Fachwelt – und mündeten bereits 1989 in einer Nominierung für den Europäischen Filmpreis. Nach der Wende probierte sich Corinna Harfouch, offenbar ohne jegliche Berührungsängste, in zahlreichen TV-Rollen aus, darunter sehr publikumswirksam in vier Folgen der erfolgreichen Serie „Unser Lehrer Dr. Specht“ (1991-1992) an der Seite von Robert Atzorn. Runde zehn Jahre später sollte mit der erfolgreichen Krimiserie „Blond: Eva Blond“ (2002-2006) ein eigenes Sequelformat auf sie zugeschnitten werden. Spätestens mit der Verkörperung der Hauptfigur in Hark Bohms semidokumentarischem Fernsehfilm über die wegen Mordes verurteilte Vera Brühne stieg Corinna Harfouche 2001 endgültig zum TV-Star auf. Wenn sich auch ihre erotische Ausstrahlung, die ganz elementar mit ihrer prägnanten Stimme und deren höchst außergewöhnlichem Timbre zusammenhängt, beim Massenpublikum vor allem durch ihre Arbeiten fürs Fernsehen verankerte, bereicherte sie auch zahlreiche erfolgreiche Kinoproduktionen. So war sie in Joseph Vilsmaiers CHARLIE & LOUISE – DAS DOPPELTE LOTTCHEN (1993), Margarethe von Trottas DAS VERSPRECHEN (1993), Sherry Hormans IRREN IST MÄNNLICH (1996), Bernd Eichingers Regiedebüt DER GROSSE BAGAROZY (1998) oder Oliver Hirschbiegels DER UNTERGANG (2004) zu sehen. Mit Caroline Link (IM WINTER EIN JAHR, 2008) und Andreas Dresen (WHISKY MIT WODKA, 2008) arbeitete sie in letzter Zeit mit zwei der interessantesten deutschen Regisseure zusammen. Vor allem bei den Kritikern steht die Schauspielerin bis heute hoch im Kurs, und man wünscht ihr, dass sich zu den bisherigen Ehrungen – inklusive des Deutschen Filmpreises (2003) und der Goldene Kamera als beste deutsche Schauspielerin (2007) – noch einige weitere hinzugesellen werden.
Aus dem Filmkalender 2009
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