Ein aufregender Schauspieler
Mel Gibsons Durchbruch zu einem der gefragtesten und bestbezahlten Stars Hollywoods erfolgte zweifellos durch seine Hauptrolle in einem kleinen australischen B-Picture-Movie, für den man dem Regiedebütanten George Miller eine vergleichsweise lächerliche Summe von 400 000 Dollar Produktionsetat zur Verfügung gestellt hatte. Dass dieser Film, MAD MAX (1979), sich nicht nur zu einem sensationellen finanziellen Erfolg mauserte, dessen weltweites Einspielergebnis heute auf um die 100 Millionen Dollar geschätzt wird, sondern auch zu einem rasanten Kultfilm und einem Prototypen für das anarchistische Endzeitkino der 80er Jahre, ist nicht zuletzt dem vielseitigen Talent Mel Gibsons zu verdanken. Geboren wurde Mel Columcille Gerard Gibson in den USA, doch siedelte ihn sein Vater bereits mit zwölf Jahren mit einem Teil der insgesamt 13köpfigen Familie nach Down Under um, weil er zurecht befürchtete, seine männlichen Nachkommen ansonsten der Vietnam-Invasion opfern zu müssen. Statt durch den asiatischen Dschungel zu robben, erwarb sich Gibson sein schauspielerisches Rüstzeug am National Institute of Dramatic Arts in Sydney. Auf drei weitere ’Lehrjahre’ mit reinen Brot-und-Butter-Jobs in mäßig erfolgreichen Kinoproduktionen, in TV-Shows und einigen Bühnenproduktionen, folgte 1979 der Durchbruch: Gleichzeitig zur weltweiten Aufmerksamkeit, die er mit MAD MAX auf sich zog, erhielt Gibson eine Auszeichnung vom Australian Film Institute als bester Schauspieler für seine Interpretation eines behinderten jungen Mannes in TIM (1979). Sein Debüt für Hollywood gab Gibson 1984 als Fletcher Christian in DIE BOUNTY an der Seite von Anthony Hopkins. Mit anspruchsvolleren Rollen wie der des Ed Biddle in MRS. SOFFEL (1984) versuchte er früh, sein Image als gut aussehender, aber grobschlächtiger Mime mit beschränkten darstellerischem Talent in Richtung Charakterdarsteller zu korrigieren – ein Weg, den er kontinuierlich weiterverfolgte bis hin zu HAMLET 1990. Nicht zuletzt mit dem Historienepos BRAVEHEART (1995) setzte er einen Meilenstein für seinen Weltruhm – Voraussetzung dafür, dass er mit THE PATRIOT im Jahr 2000 als erster Hollywoodstar die magische Grenze der 25 Millionen Dollar Gage überschritt. Seine parodistischen Qualitäten stellte der heute siebenfache Vater nicht zuletzt in den vier Sequels zu LETHAL WEAPON unter Beweis, die Produktion, die Gibsons Karriere wohl am stärksten geprägt haben dürfte. Die wohl größten Schlagzeilen und die nachhaltigste Präsenz in den Kulturteilen der Zeitungen rund um den Globus erzielte er jedoch jüngst durch seinen nach THE MAN WITHOUT A FACE (1993) und BRAVEHEART dritten Ausflug hinter die Kamera. Vor allem die Brutalität der Darstellung des Martyriums Christi in THE PASSION OF THE CHRIST (2004) spaltete Publikum und Kritik. Für ein neues, ähnlich ambitioniertes Regieprojekt des streng gläubigen Katholiken, einer Verfilmung des Lebens von Papst Johannes Paul II, soll bei der Beerdigung und den Trauerfeierlichkeiten laut Zeitungsberichten bereits ein Filmteam vor Ort gewesen sein.
Dieser Beitrag ist im Filmkalender 2006 erschienen. Auch in der aktuellen Ausgabe des Filmkalenders gibt es Porträts und spannende Beiträge
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