Schauspielerin *16. September 1924 †12. August 2014
Ein Debüt, wie man es nur erträumen kann: Lauren Bacalls erster Leinwandauftritt war nicht nur gleich eine Hauptrolle, sie spielte zudem an der Seite einer der damals größten männlichen Stars, Humphrey Bogart, der zur Liebe ihres Lebens werden sollte. Und so sprühen noch heute die Funken, wenn die charismatische, bildschöne Darstellerin in ihrer ersten Szene in Haben und Nichthaben (1944) mit dunkler, rauchiger Stimme in den Raum fragt: „Anybody got a match?“ – und ihr Bogart fasziniert die Streichhölzer zuwirft. Dabei konnte die auf der Leinwand so verführerisch und enorm selbstbewusst wirkende 19-Jährige ihre Aufregung kaum im Griff behalten.
Lauren Bacall kam als Betty Joan Perske am 16. September 1924 in der Bronx von New York City als Kind jüdischer Eltern zur Welt. Die Mutter, Natalie Weinstein-Bacal, war aus Rumänien eingewandert, der Vater, William Perske, in New Jersey als Sohn polnischer Eltern geboren. Als Betty fünf Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden, sie sollte später den letzten Namen ihrer Mutter annehmen und um ein „l“ erweitern, den Vornamen Lauren bekam sie von Howard Hawks, dem Regisseur ihres ersten Films.
1941 nahm Perske Unterricht an der American Academy of Dramatic Arts in New York und arbeitete als Platzanweiserin und als Model. 1942 gab sie ihr Schauspieldebüt am Broadway als Statistin und erschien 1943 auf dem Cover der März-Ausgabe des Magazins „Harper’s Bazar“. Ein Bild, das ihr Leben ein für allemal verändern sollte, denn die Frau von Hawks entdeckte es und drängte ihren Gatten dazu, die junge Frau mit den markanten, katzenartigen Gesichtszügen zu Probeaufnahmen für seinen neuen Film einzuladen.
Schicksalshafte Begegnung mit Howard Hawks
Der Rest ist Legende: Sie bekam nach dem Treffen nicht nur einen Vertrag über sieben Jahre angeboten, die Regie-Legende und seine Frau nahmen sie unter ihre Fittiche. Neben der erwähnten Namensänderung sorgte die beiden für ein berühmtes Markenzeichen der Schauspielerin: die tiefe, rauchige Stimme. Ein Stimmtrainer ließ sie vier Stunden pro Tag Shakespeare-Verse schreien, für Hawks musste sie zwei Schachteln Zigaretten am Tag rauchen.
Bacall machte vor der Kamera eine derart gute Figur, dass ihre Rolle während der Dreharbeiten noch erweitert wurde. Hawks und seine Frau irrten nicht: Nach der Veröffentlichung von Haben und Nichthaben wurde die Debütantin aus dem Stand heraus zum Superstar und bekam 1945 obendrauf noch Bogart als Ehemann, mit dem sie bis zu seinem Tod 1956 glücklich war.
Sie drehte drei Film-Noir-Klassiker (Tote schlafen fest, 1946; Die schwarze Natter, 1947; Gangster in Key Largo, 1948) mit Bogart und setzte ihre Karriere bis kurz vor ihren Tod 2014 fort, denn Bacall, die Zeit ihres Lebens auf Schönheitsoperationen verzichtet, war der Auffassung, dass Arbeit jung hält. So finden sich in ihrer Filmographie neben den genannten Klassikern Auftritte in so unterschiedlichen Titeln wie dem Agatha-Christie-Klassiker Mord im Orient-Express (1974), John Waynes Abgesang Der Scharfschütze (1976), Kooperationen mit Lars von Trier (Dogville, 2003; Manderlay, 2005) oder Arbeiten als Synchronsprecherin für den Anime Das wandelnde Schloss (2004) oder einer Folge der Cartoon-Serie Family Guy im Jahr 2014.
Das Bemerkenswerteste war aber, dass Bacall sehr früh einen neuen, modernen Typ Frau verkörperte und damit zum ewigen Vorbild wurde: Cool, tatkräftig, schlagfertig, ihren Partnern stets auf Augenhöhe begegnend – auf der Leinwand, wie im echten Leben.
Thorsten Hanisch
Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2024. Auch der Kalender für 2025 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.
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