Filmproduzentin
* 5. Juni 1953

Wenn man Erfolg in Zahlen bemessen kann, dann ist Kathleen Kennedy unbestritten die erfolgreichste Filmproduzentin der Welt. Zusammen mit Steven Spielberg und Frank Marshall war sie der Kopf hinter der Produktionsfirma Amblin Entertainment und damit verantwortlich für viele große Filmklassiker der 1980er- und 1990er-Jahre. Wenn der Credit dieses Dreamteams – oft zu schmissigen Scores von John Williams – während des Vorspanns durchs Bild flog, dann war dies das wohl größte filmische «Seal of Approval», das die beiden Filmdekaden zu bieten hatten. Heute steht die Erfolgsproduzentin an der Spitze des mächtigsten Film-Franchises der Welt: Star Wars. Und damit vor der größten Herausforderung ihrer einmaligen Karriere.

Kathleen Kennedy mit J. J. Abrams am Set von ‹Star Wars: Das Erwachen der Macht›, © Disney

Kathleen Kennedy hat mehr als 100 Filme und Serien als Produzentin mitgestaltet. Über 11 Milliarden Dollar haben allein ihre Kinoprojekte eingespielt. Darunter sind einige der größten Blockbuster aller Zeiten: unsterbliche und bis heute heiß geliebte Klassiker wie E.T. – Der Außerirdische (1982), Gremlins (1984), Zurück in die Zukunft oder Die Goonies (beide 1985). Acht Mal war sie für den Hauptpreis bei den Oscars nominiert, als «Best Picture»-Produzentin. Nur Steven Spielberg himself und Scott Rudin (Die Truman-Show, 1998; No Country for Old Men, 2007) haben mehr Nominierungen sammeln können. Im Gegensatz zu ihren beiden männlichen Kollegen wurde sie jedoch nie damit ausgezeichnet.

Rasante Karriere

Kathleen Kennedy wurde im kalifornischen Berkeley geboren und studierte nach der High School in den 1970er-Jahren Film und Fernsehen. Ihr erstes Filmengagement fand sie als Assistentin von John Milius, als dieser bei der Weltkriegs-Komödie 1941 – Wo, Bitte, Geht’s nach Hollywood? (1979) für Steven Spielberg als Executive Producer fungierte. Beeindruckt von ihrem Organisationstalent und kreativen Ideen wurde sie Spielbergs zweite Hand und damit bei seinen nächsten Filmen Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes (1981) und Poltergeist (1982) zur Associate Producerin. Spätestens mit E.T. gab es dann für Amblin Entertainment kein Halten mehr auf der Erfolgskurve. Kennedys Weg in die Filmindustrie glich einem Raketenstart: Innerhalb von vier Jahren war sie von einer unbekannten Produktionsassistentin zu einer der führenden Produzentinnen in Hollywood geworden. 

Kathleen Kennedy mit Komponist John Williams an seinem 90sten Geburtstag

Während Jurassic Park und Schindlers Liste im Jahr 1993 zu großen Hits bei Publikum und Kritik wurden, hatte Kennedy sich mit ihrem Mann bereits als «The Kennedy/Marshall Company» unabhängig gemacht. Nach einem ersten Deal mit Paramount arbeitete die Produktionsfirma in den 1990ern für sämtliche großen Studios: Universal, Sony Pictures, Dreamworks und Walt Disney. Besonders letztere Geschäftsbeziehung sollte im Jahr 2012 wichtig werden, als Kathleen Kennedy Co-Vorsitzende von Lucasfilm wurde, der Produktionsfirma der Star Wars-Filme. Wenige Monate nach ihrem Einstieg kündigte Disney an, Lucasfilm für 4 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Star Wars-Vater George Lucas, der alte Weggefährte von Spielberg, ging in den Ruhestand und Kennedy war fortan Präsidentin des traditionsreichen Unternehmens.

Damit begann für die mit allen Wassern gewaschene Produzentin ihre vielleicht größte Herausforderung. Disney wollte sofort eine neue Filmserie starten. Man beschloss, sie am Remake-Geist der Zeit auszurichten. Das Erwachen der Macht (2015), Die letzten Jedi (2017) und Der Aufstieg Skywalkers (2019) gerieten jedoch zu einer durchaus problematischen filmischen Schlingerfahrt zwischen übergroßem Fan-Service und Fans-vor-den-Kopf-Stoßen. «Kathleen Kennedy killed Star Wars» – so und ähnlich lauteten viele Überschriften der letzten Jahre. Der makellose Ruf von Kennedy ist nach dieser Star Wars-Trilogie beschädigt. Was wird der Erfolgsproduzentin die Zukunft bringen? Nun … Am 30. Juni 2023, wenige Tage nach ihrem 70. Geburtstag, soll Indiana Jones 5 auf die Leinwände kommen. Und sonst? Noch viel mehr Star Wars natürlich.

Werner Busch

Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2023. Auch der Kalender für 2024 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.