Wie Alfred Hitchcock Essen, Mord und Sexualität inszeniert
Auf die Frage «Wie würden Sie gern ermordet werden?», antwortete Alfred Hitchcock: «Nun, es gibt viele nette Möglichkeiten. Essen ist eine gute.» Der Topos der Nahrungsaufnahme zählt zu den Leitmotiven in Hitchcocks Œuvre. In nahezu jedem seiner 53 Spielfilme taucht mindestens eine Essensszene auf, die über eine rein ornamentale Funktion weit hinausgeht.
Grace Kelly und Cary Grant in ‹Über den Dächern von Nizza›
Bei Christian Petzold in Berlin-Kreuzberg. Er empfängt mich in seinem Kreativbüro, das auch für Besprechungen und Gespräche zum Beispiel mit seinen Schauspielern und Kollegen der verschiedenen Filmgewerke genutzt wird. Etwas später wird heute Paula Beer zu ihm kommen, sein Star auch in Roter Himmel, dem Film, mit dem er wenig später auf der Berlinale triumphieren wird. Seine Mitarbeiter sind bei Christian Petzold so etwas wie eine Familie, die die jeweiligen Phasen seines Filmschaffens prägen.
Das Sofa, auf das er sich setzt, knarzt ein wenig. Darauf soll er ein bisschen achten, damit meine Aufnahme sendefähig bleibt. «Legen wir doch gleich los», sagt Petzold. Bei der Fahrt hierher hatte ich noch einmal in einem Buch mit den Skizzen und Storyboards Hitchcocks zu seinen Filmen geblättert und auch Skizzen der Flugzeugszene aus Der unsichtbare Dritte (North by Northwest), Hitchcocks Film von 1959 gefunden, deren Beschreibung ich Petzold zur Einstimmung auf unser Gespräch vorlese.
Die Flugzeugszene aus ‹Der unsichtbare Dritte› (‹North by Northwest›)Weiterlesen
Thomas Koebner über «Masken, Puppen und einsame Kinder»
Ein Auszug aus Thomas Koebners neuer Veröffentlichung «Masken, Puppen und einsame Kinder» über Stanley Kubricks Eyes Wide Shut (1999) und Kaneto Shindos Onibaba (1964).
«Jemandem die Maske herunter reißen», wird redensartlich als Akt verstanden, die Wahrheit ans Licht zu bringen, Betrüger, Heuchler, Intriganten und andere, die sich verstellen, bloßzustellen und deren arglistige Absichten aufzudecken. ‹Maske› bezeichnet in diesem Fall als Metapher das Arrangement eines falschen, oft scheinbar wohlwollenden Ausdrucks, der andere mit Vorsatz täuschen will. Die Maskenträger dieser Art fühlen sich oft sicher und unangreifbar hinter ihrer Larve, genießen vielleicht die Macht, die sie ausüben, indem sie ihre feindlichen Interessen hinter inszenierter Freundlichkeit verstecken: Unter der glatten Maske kann das Böse lauern.
Filmregisseur, Drehbuchautor, Darsteller und Produzent *25. August 1973
Über Fatih Akin wurde mal gesagt, seine Filme seien «Identität in Bewegung». Welch schöne Beschreibung, treffender als der oft bemühte und abstrakte Begriff des Migrationskinos. Er wird 1973 als Sohn türkischer Eltern in Hamburg-Altona geboren, wo er schon während seiner Gymnasialzeit Drehbücher schreibt, in der Theatergruppe aktiv ist und mit Super-8-Film experimentiert. 1993 fängt er an, bei der noch jungen Produktionsfirma «Wüste Film» zu jobben (die später seine Filme produzieren wird), von 1994 bis 2000 absolviert er ein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.
Ein Blick auf die Geschichte des italienischen Films
Denkt man an italienische Filme, hat man sofort ikonische Bilder vor Augen, etwa Anita Ekberg im Trevi-Brunnen, Giulietta Masina in La Strada oder man sieht Toni Servillo als Giulio Andreotti durch seinen Regierungspalast schlurfen. Nicht zu vergessen Filmdiven wie Sophia Loren, Claudia Cardinale und Monica Vitti sowie das umwerfende Genre des Italo-Westerns! Umso erstaunlicher, dass es bisher keine deutschsprachige umfassende Geschichte des italienischen Films gab. Diese Lücke füllt Irmbert Schenk mit seinem Buch, in dem die Entwicklungen des italienischen Films von seinen Anfängen 1895 bis heute dargestellt wird. Wir zitieren im Folgenden aus dem Kapitel über eine junge Generation von Filmemachern seit den 1990er-Jahren.
Als Marvel die Helden für die erste Phase seines Cinematic Universe besetzt, beweist der Comickonzern ein durch die Bank weg sicheres Händchen. Doch während Robert Downey jr. (Iron Man), Chris Evans (Captain America) und Edward Norton bzw. Mark Ruffalo (Hulk) etablierte US-Stars sind, nehmen sie Chris Hemsworth, diesen Nobody aus Australien als Thor – und landen einen Castingcoup.
Einige Streiflichter zum ambivalenten Verhältnis zwischen Menschen und Mensch-Maschinen im Film
Was könnte der modernste Freizeitpark der Welt Schöneres für Junggesellen und Junggebliebene bieten, als Männer zu erschießen und mit fremden Frauen ins Bett zu hüpfen? Ganz ohne Konsequenzen versteht sich. Denn das menschlich aussehende und agierende Gegenüber ist nur eine Maschine, ein Roboter. Das Blut aus den Einschusslöchern ist nicht echt, ebenso wie die Ekstase beim One-Night-Stand. Beides ist dennoch gleichermaßen erfüllend für die zumeist männlichen Besucher. Doch was passiert, wenn intelligente Maschinen besser werden als ihre Erfinder? Sich die Schöpfung über ihren Schöpfer erhebt? Literatur, Wissenschaft und Film kennen ein paar – beunruhigende – Antworten.
Der 1917 seinen Kriegsdienst absolvierende Gustaf Gründgens, geboren am 22.12.1899 als Gustav Arnold Heinrich Gründgens in Düsseldorf-Oberkassel, bekam ein Armeeverordnungsblatt in die Hände, in dem das Fronttheater Erwähnung fand, was ihn dazu animierte, sich dort mit erfundener Bühnenerfahrung zu bewerben. So kam es, dass er am 2.10.1918 zum ersten Mal im Stück Jugendfreunde auf einer Theaterbühne stand. Die Grundsteinlegung für die Schauspielkarriere war erfolgt.
UNSICHTBARES UND UNGESAGTES – 10 Female*Feminist*Gazes ist das Ergebnis einer 3-jährigen künstlerischen Forschungsarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste, in der ich mich vertieft mit der Frage einer feministischen Ästhetik in den Filmen einer jetzigen Generation von feministischen Filmemacher*innen auseinandergesetzt habe. Aber eigentlich begann diese Suchbewegung schon viel früher, vor gut 10 Jahren an der Filmhochschule, an der ich selbst Regie studierte.
Bernadette Kolonko und Susanne Heinrich in Leipzig, 2019
Ein Auszug aus der Neuauflage des Filmreiseführers «on location: Kroatien. Auf den Spuren von ‹Winnetou› und ‹Game of Thrones›»
Kaum ein anderes Alleinstellungsmerkmal der kroatischen Landschaft hat sich so in die Erinnerung der Zuschauer eingebrannt wie die grandiosen Bergwelten Mali Alan / Tulove Grede mit ihren weißen Felsen. Nugget Tsil, das Goldversteck der Apachen in Winnetou 1, die «Geier-Wiese» in Unter Geiern oder das «Tal der Skelette» in Old Surehand 1. Teil wurden erst durch diesen faszinierenden Hintergrund zu beeindruckenden Locations. Auch internationale Großproduktionen wie Dschingis Khan (1965) und Hercules (2014) nutzten dieses Panorama.
Mali Alan: Oberhalb der «Grünen Wiese» fallen die Fingerfelsen ins Auge. Die Sterbeszene in ‹Winnetou 3› (1965) wurde oberhalb der Wiese gedreht.
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