Schauspieler *11. August 1983

Als Marvel die Helden für die erste Phase seines Cinematic Universe besetzt, beweist der Comickonzern ein durch die Bank weg sicheres Händchen. Doch während Robert Downey jr. (Iron Man), Chris Evans (Captain America) und Edward Norton bzw. Mark Ruffalo (Hulk) etablierte US-Stars sind, nehmen sie Chris Hemsworth, diesen Nobody aus Australien als Thor – und landen einen Castingcoup.

Chris Hemsworth als Thor (rechts) und Tom Hiddleston als Loki (links) in ‹Thor›
Chris Hemsworth als Thor (rechts) und Tom Hiddleston als Loki (links) in Thor (USA 2011), © Disney

Chris Hemsworth bringt nicht nur eine beeindruckende Physis, sondern auch das nötige Schauspieltalent mit, um sowohl das große Pathos als auch die augenzwinkernde Fish-out-of-Water-Comedy in Kenneth Brannaghs Thor (2011) zu spielen. Da hat der charmante Muckimann bereits zwei US-Hauptrollen auf dem Kerbholz, doch beide Filme liegen im Giftschrank und werden bald nach dem Thor-Erfolg veröffentlicht: Das egale Remake Red Dawn (2012) und der smarte Meta-Horrorfilm The Cabin in the Woods (2012) von Drew Goddard, an dessen Drehbuch auch Joss Whedon mitschreibt, der Hemsworth wiederum als Thor in The Avengers (2012) und dem Sequel Avengers: Age of Ultron (2015) in Szene setzt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Stars vom fünften Kontinent spielt Hemsworth nur in einer Folge des Dauerbrenners Nachbarn (1985-2022) mit, doch mit 144 Episoden Home and Away (1988-) zwischen 2004 und 2008 durchläuft auch er die Schule der Aussie-Soaps. Nach ersten US-Nebenrollen in David Twohys A Perfect Getaway (2009) und als Vater von James T. Kirk im Reboot Star Trek (2009) dann der Durchbruch als Marvel-Donnergott. Das Marvel Cinematic Universe gibt Hemsworth Sicherheit, während er sich an anderen Fronten probiert. Für die Rolle als Rennfahrer-Playboy James Hunt in Rush – Alles für den Sieg (2013) an der Seite von Daniel Brühl trainiert er Muskelmasse ab und nimmt die Kritiker für sich ein, aber nicht das Publikum. Das Formel-1-Biopic floppt ähnlich wie Michael Manns Hackerthriller Blackhat (2015) und Ron Howards Moby Dick-Variante Im Herzen der See (2015), in denen Hemsworth die Hauptrolle spielt.

Chris Hemsworth mit Tang Wei in ‹Blackhat›
Chris Hemsworth mit Tang Wei in Blackhat (USA 2015), © Universal

Der Sunnyboy aus Melbourne betont gerne seine komödiantische Ader, spielt als Toy Boy in Vacation – Wir sind die Griswolds (2015) und männlicher Blondinenwitz in Ghostbusters (2016) auch mit Freude in Blödelklamauk mit. Auf sein Betreiben hin werden Thor – Tag der Entscheidung (2017) und Thor: Love and Thunder (2022), Teil drei und vier der Reihe, deutlich humoriger angelegt, Regie führt mit Taika Waititi ein Spezialist für schräge Stoffe. Das Publikum liebt ihn allerdings auch als No-Nonsense-Actionhelden: Als titelgebende Ein-Mann-Armee im furiosen Tyler Rake: Extraction (2020) verschafft er dem Streamingriesen Netflix nicht nur einen Zuschauerrekord, sondern auch Franchise-Material.

Hemsworth erweist sich als vielseitiger Star, der die brachiale Kampfmaschine ebenso draufhat wie den Komiker und den romantischen Helden der alten Schule – Kritiker Matt Zoller Seitz vergleicht ihn mit Cary Grant. Dabei ist er sich nicht für abseitige Rollen zu schade: In Bad Times at the El Royale (2018) gibt er, erneut unter der Regie von Drew Goddard, den Charles-Manson-artigen Guru Billy Lee und verleiht dem Mordbuben eine verführerische Aura.

Chris Hemsworth in ‹Bad Times at the El Royale›
Chris Hemsworth in Bad Times at the El Royale (USA, CA 2018), © 20th Century Fox

Der mittlere von drei Brüdern ist der größte Star seiner Familie, obwohl auch der ältere Luke und der jüngere Liam als Schauspieler Erfolge haben, Liam beispielsweise als Lead in der Die Tribute von Panem-Reihe. Seit 2010 ist Hemsworth mit seiner Schauspielkollegin Elsa Pataky verheiratet, die – gar nicht mal so häufig in Hollywood – sieben Jahre älter als ihr Gatte ist. Das Paar hat drei Kinder, in dem auf Tatsachen basierenden Afghanistan-Kriegsactionfilm Operation: 12 Strong (2018) spielt Pataky auch auf der Leinwand seine Ehefrau. 2014 wird Hemsworth von People zum «Sexiest Man Alive» gekürt, denn nicht nur Pataky, auch das Publikum ist dem Charme des Filmstars mit der sozialen Aura erlegen, der seinen Ruhm für gute Zwecke einsetzt: Als einer der derzeit bestbezahlten Schauspieler Hollywoods unterstützt er unter anderem Naturschutzprogramme und Initiativen gegen Kinderarmut.

Nils Bothmann

Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2023. Auch der Kalender für 2024 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.