Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Schlagwort: Heimat

Edgar Reitz zum Geburtstag

Regisseur *1.11.1932

Als Filmliebhaber stößt man in internationalen Kritikerlisten oft auf einen Regisseur namens Edgar Reitz, dessen Werk Heimat (1984) zwischen den besten Filmen aller Zeiten auftaucht. Wer ist dieser Mann, der zwei der einschaltstärksten Straßenfeger der deutschen Fernsehgeschichte drehte, dafür in Venedig und England Filmpreise erhielt, ganz nebenbei die deutsche Gesellschaft nachhaltig prägte – und warum hat eine ganze Generation junger Filmliebhaber noch nie von ihm gehört?

Edgar Reitz und sein langjähriger Kameramann Gernot Noll
Edgar Reitz (r.) und sein langjähriger Kameramann Gernot Noll: Dreharbeiten zu Die andere Heimat (2013), © Concorde
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»O’zapft is!«

Stephanie Großmann zur Entstehungsgeschichte des Bandes Das Münchner Oktoberfest aus literatur-, kultur- und mediensemiotischer Perspektive

Über einen längeren Zeitraum bin ich jedes Jahr im Spätsommer zur Jahrestagung der German Studies Association gereist, der größten Konferenz in den USA, die sich mit den Themen Germanistik, Deutsche Geschichte und auch Deutsch Didaktik in unterschiedlichsten Fassetten beschäftigt. Veranstaltungsort ist stets eine nordamerikanische Großstadt, wie Atlanta, Washington D.C., San Diego und Kansas City. Meine Reise begann am Münchner Flughafen, der mich Ende September immer – und erwartbarer Weise – mit einer Werbekulisse für das Münchner Oktoberfest verabschiedete. Um so erstaunter war ich darüber, dass ich in allen amerikanischen Zielflughäfen ebenfalls von einer Oktoberfestkulisse begrüßt wurde – Brezen, Bier, Dirndl und Lederhosen waren in unterschiedlichen Stilisierungen auf Plakaten oder Wandaufklebern zu sehen. Häufig mischten sich die weiß-blauen Münchner Rauten mit gelb-orange-rot gefärbten Ahornlaubgirlanden, die den Indian Summer ankündigen.

«Ochsenbraterei // 2006» von Barbara Donaubauer
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Heimat – eine deutsche Chronik

Edgar Reitz’ Meisterwerk in digitaler Qualität neu zu sehen

Als die 11-teilige Serie Heimat – Eine deutsche Chronik 1984 erstmals im Fernsehen gezeigt wurde, wurde sie sofort als unerhörtes Fernsehereignis wahrgenommen und gehört heute zu den Meilensteinen deutscher Filmgeschichte. Viele Menschen erinnern sich, dass sie gebannt vor dem Fernseher saßen, weil es so etwas im deutschen Fernsehen noch nicht zu sehen gegeben hatte. Der Spiegel fasste damals dieses Empfinden in Worte: «Was der Heimat-Unternehmung von Edgar Reitz ihre ganz eigene Kraft gibt, ist die persönliche Nähe: die Leidenschaft und Unbedingtheit, mit der Reitz sich in das eigene Eckchen Heimat verbissen hat. Gerade weil er nur auf seinen Hunsrück geschaut und keinen Moment auf Wirkung in der größeren Welt geschielt hat, ist sein Schabbach beispielhaft geraten, wirklich Mitte der Welt geworden, und die mächtige Zustimmung, die sein Werk nun von Folge zu Folge findet, macht es zu einem Stückchen deutscher Fernsehgeschichte.» (Nr. 40, 1984)

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Was ist Film? Was ist Kino?

Ein Blick zurück und ein Blick nach vorn

Die Frage Was ist Film? Was ist Kino? kann kaum ein anderer so gut beantworten wie Edgar Reitz. Reitz hat seinen ersten Kurzfilm 1954 gedreht, seinen vorläufig letzten Film 2013. Er ist einer der bekanntesten und geachtesten deutschen Filmemacher. In der langen Zeit seines Schaffens haben sich die technischen, ästhetischen und sozialen Bedingungen des Filme-Machens und Filme-Sehens grundlegend geändert. Maßgeblich am Aufbruch in den 60er Jahren beteiligt, erlebte er, wie in den 70er Jahren die Möglichkeiten für kreative Filmemacher im Kino verloren gingen. Aus dieser Krise befreite er sich, in dem er mit seinem Heimat-Epos, fürs Fernsehen produziert, neue Formen seriellen Erzählens entwickelte. Eine große Werkschau bot Anfang dieses Jahres in Nürnberg die Gelegenheit, die Filme von Edgar Reitz zu erleben und (wieder) zu entdecken. Sie wurde mit Diskussionen und Vorträgen begleitet. Aus dieser Werkschau ist ein Buch hervorgegangen. Es leistet einen kompletten Überblick über das filmische Werk von Edgar Reitz, mit Produktionsangaben und bebilderten Kurzbeschreibungen, ergänzt durch Einführungen, die die Zeitumstände des Werks, aber auch das Gültige, das den Jahren standgehalten hat, hervorheben.
Wir zitieren im folgenden aus der Einleitung des Buches.

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