FILMgeBlätter

Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

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Alice in Illness – «Kranke» Frauen im Film

Claudia Siefen-Leitich analysiert in ihrem neuesten Buch Alice in Illness das Bild der kranken Frau im Film. Wie es dazu kam, erzählt sie hier

Ich habe ein Notizbuch. Die letzten fünf Jahre fanden dort nach jedem meiner Kinobesuche Bewegungen, Szenen, Schnitte, Kameraschwenks, Schauspielkniffe und auch Geräusche ihren Eintrag. In diesem Buch finden sich im Laufe der Zeiten Unterordnungen, unter anderem etwa »das Anheben einer Schürze«. Daraus konnte ich 2012 meinen Experimentalfilm Hab’ so lang auf dich gewartet machen. Das Anheben der Schürze versprach Spannung, Irritation und eine Vielfalt an Gründen, warum und vor allem wie eine Schürze von der jeweiligen Schauspielerin angehoben wurde. Was geschah davor? Was geschah danach?

Die Schauspielkunst, wenn es um die Darstellung von Krankheit ging, rückte für mich die Stärke der jeweiligen Figur im Film in den Mittelpunkt. Ein Film ist ein Film, am Set geht es oft rasant zu, was genau wird gedreht, um die Figur im Zustand des Unwohlseins zu zeigen? Meine Jahre im Schneideraum für Dokumentarfilme, Werbefilme und auch TV-Serien wollten den Bildschnitt nicht Außer-Acht lassen. Gesammelt habe ich weiterhin solche Szenen.

Bette Davis in DARK VICTORY (1939) von Edmund Goulding
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Pier Paolo Pasolini zum 100. Geburtstag

Der italienische Regisseur Pier Paolo Pasolini wäre heute 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass bringen wir hier einen Auszug aus Irmbert Schenks Geschichte des italienischen Films

Pier Paolo Pasolini (1922–1975) kommt in den 1950er-Jahren mit dem Kino eher nebenbei aus Geldnot durch Drehbuchmitarbeiten bei Trenker, Soldati, Fellini und Bolognini in Berührung. Bekannt wird er in dieser Zeit als Schriftsteller (Lyriker und Romancier) und Herausgeber von Anthologien und Zeitschriften. Die Romane Ragazzi di vita und Una vita violenta erscheinen 1955 und 1959; sie bilden dann auch die Vorlage für seine ersten Filme. Vor allem Ragazzi di vita wird wegen Obszönität angeklagt (es geht in einer neuen, gleichzeitig radikal realistischen und zunehmend stilisierten Sprache u. a. um männliche Prostitution bei jugendlichen Subproletariern in den römischen Vorstädten in der Nachkriegszeit, wie Pasolini auch immer wieder wegen der eigenen Homosexualität Probleme hat). Aber auch die KPI kritisiert die Werke wegen ihrer mangelhaften Klassenorientierung, so wie Pasolini, der sich selbst als Kommunist sieht, die KPI wegen ihrer Verbürgerlichung und später die Studentenbewegung als angepasste Kinder der Bourgeoisie, «Vatersöhnchen», kritisiert.

Pier Paolo Pasolini
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François Truffaut zum Geburtstag

* 6. Februar 1932, ✝ 21. Oktober 1984

Einen Streich spielen, spontan den eigenen Impulsen folgen, hektisch herbeieilen, um dann doch eine schüchterne Bemerkung zu machen, aufgebrachtes Briefeschreiben und Küsse in allen Varianten – verstohlene bis leidenschaftliche, bisweilen gar geraubte. Die Bilder, die François Truffauts Filme immer wieder aufrufen, sind erfüllt von einer Empathie für emotionale Nonkonformität. Für Flüchtende, Dissidenten, Untreue, für Exaltierte und Exilierte.

François Truffaut (r.) mit Jean Dasté und Jean-Pierre Cargol (Mitte) in Der Wolfsjunge (F 1970), © 20th Century Fox

1954 legt Truffaut als Kritiker der Cahiers du cinéma dar, dass er gerade diese Nähe zu den Protagonisten, diese Suche nach dem Authentischen, im zeitgenössischen französischen Film vermisst. Eine bleierne, überhebliche «Tradition der Qualität» habe sich etabliert, polemisiert er, in der gefühlskaltes bürgerliches Kino entstehe – das «cinéma du papa» nämlich, auf das sich acht Jahre später auch der Schlachtruf des Oberhausener Manifests bezieht: «Papas Kino ist tot!» Truffaut fordert in Eine gewisse Tendenz im französischen Film ein «Kino der Autoren»: Es gelte eigenständige Formensprachen zu prägen, Film als Kunstform, Regisseure als Künstler ernst zu nehmen.

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The Last Picture Show – Ein zeitloser Klassiker

Der Regisseur Peter Bogdanovich ist am 6.1.22 im Alter von 82 Jahren verstorben. Zu diesem Anlass erinnern wir heute an den Film, der ihn berühmt machte: The Last Picture Show

Die Story ist so schlicht wie wirkungsvoll: Es geht um die beiden Jugendlichen Sonny Crawford (Timothy Bottoms) und Duane Jackson (Jeff Bridges), die dickste Freunde sind, bis, ja, die örtliche Schönheit Jacy Farrow (Cybill Shepherd) ihnen beiden den Kopf verdreht, und dem armen Lester Marlow (Randy Quaid) gleich noch dazu.

Timothy Bottoms, Jeff Bridges und Cybill Shepherd
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Das lange Erbe des PATEN

1972 revolutionierte Francis Ford Coppola den Gangsterfilm – mit bis heute weitreichenden Folgen für Hollywood und die Popkultur

Wie krempelt man ein altbackenes Hollywood-Genre um, läutet eine neue Ära von Schauspielern und Filmemachern ein, beeinflusst Fernsehserien, Rap-Videos und echte Mafiosi für Jahrzehnte und kriegt ganz nebenbei noch alle Oscars? Eigentlich ganz einfach: Man nehme einen reißerischen Groschenroman, einen 31-jährigen Jungregisseur, einen Kameramann, der nur schwarze Bilder liefert, einen Hauptdarsteller ohne Filmerfahrung und ein Filmstudio, das den eigenen Film an jeder Ecke zu sabotieren versucht. Der Pate hat eine der kuriosesten Entstehungsgeschichten der Filmhistorie – und ein ebenso kurioses Vermächtnis.

Marlon Brando (r.) und Salvatore Corsitto in DER PATE (USA 1972), © Paramount
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Paranoia: Eine Liebesgeschichte

1962 macht John Frankenheimers Politthriller The Manchurian Candidate – Botschafter der Angst die Paranoia im Kino salonfähig

Was, wenn das größte Schlachtfeld des Kalten Krieges nicht in der Ferne lag, sondern daheim? Was, wenn die erste Welt den Kampf um ideologische Vorherrschaft nicht mit der roten Gefahr austrug, sondern dem einzigen Gegner, den sie wirklich fürchtete: sich selbst.

Laurence Harvey in BOTSCHAFTER DER ANGST (USA 1962), © OFDb Filmworks
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Was Sie schon immer über Kino wissen wollten…

Kurioses aus der Welt des Films

Ungezählte Filme wurden in der mittlerweile fast 120-jährigen Filmgeschichte gedreht. Die «Internet Movie Database» listet weit über zwei Millionen Kino-, Fernseh- und Videoproduktionen; darunter über 300.000 Kinostreifen (mehr als 275.000 Spiel- und über 40.000 Dokumentarfilmproduktionen). Die Jahresbände des «Lexikon des internationeln Films» nehmen inzwischen zwei Regalmeter ein

Diese Fülle bietet viel Material für ernsthafte Betrachtungen. Stefan Volk hat allerdings ein Kompendium der besonderen Art verfasst: eine lockere Sammlung wissenswerter, kurioser und unterhaltsamer Fakten, Zahlen, Anekdoten und sonstiger Trouvaillen aus dem Bereich Kino und Film. Sinniges und Unsinniges taucht darin gleichermaßen auf, und man kann sich darüber streiten, was genau jetzt wozu gehört. Wir geben hier nur eine kleine Auswahl wieder.

Aus welchem Film bin ich und was sage ich? Die bekanntesten Zitate der Kinogeschichte (Zeichnung: Bo Soremsky)
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Hit it!

1991 löst Thelma und Louise als erstes feministisches Road Movie eine Kontroverse aus. Das liegt auch an der Verbindung von Gender und Genre

Thelma (Geena Davis) und Louise (Susan Sarandon) finden sich nach einer wilden Flucht durch die USA in einer ausweglosen Situation wieder: Hinter ihnen ein Heer bis an die Zähne bewaffneter Cops, über ihnen kreist brüllend ein Helikopter. Nichts als Lärm, Staub, Sand und kein Weg zurück. Vor ihnen klafft der Abgrund des Grand Canyon. Beide schauen einander ein letztes Mal an und Louise tritt das Gaspedal ihres Ford Thunderbird durch, bis beide Hand in Hand über die Klippen in den blauen Himmel rasen und der Film in einer Weißblende endet.

Vor dem Sprung: Geena Davis und Susan Sarandon in Thelma und Louise (1991) ©MGM
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Aus dem Halbdunkel

Terrence Malick, der stille Einzelgänger des Kinos

Terrence Malick ist der geheimnisvolle Außenseiter unter den US-Filmregisseuren. In 40 Jahren hat er gerade mal sechs Filme gedreht, 20 Jahre galt er nahezu als verschollen. Als Person verweigert er sich konsequent der Öffentlichkeit. Seine Filme aber verhandeln auf ungewöhnlich sinnliche Weise die Konflikte zwischen Mensch und Natur, die Sehnsüchte und Begierden des Menschen, das Schauspiel der Natur und die Verführung durch Gewalt. Morgen, am 30.11., feiert Malick Geburtstag – vielleicht eine gute Gelegenheit, sich an sein fulminantes Erstlingswerk Badlands zu erinnern, das 1973 in die Kinos kam.

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30. Todestag von Klaus Kinski

18.10.1926  – 23.11.1991

Vor 30 Jahren starb der legendäre Schauspieler Klaus Kinski. Besonders bekannt ist er durch seine Zusammenarbeit mit Werner Herzog – und die teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Filmschaffenden. Zum Anlass des 30. Todestages von Klaus Kinski bringen wir hier einen Auszug über die Beziehung zwischen Kinski und Herzog aus Josef Schnelles Buch Eine Welt ist nicht genug: Ein Reiseführer in das Werk von Werner Herzog.

Besonders denkwürdig sind Herzogs Kämpfe mit dem egozentrischen Hauptdarsteller Klaus Kinski, den er in Aguirre, der Zorn Gottes 1972 und dann weitere fünfmal besetzte und mit vollem, auch körperlichem und psychischem Einsatz das Beste aus ihm herausholte, was er in seiner subjektiven Dokumentarchronik Mein liebster Feind 1999 zum zentralen Thema gemacht hat.

Sein 'liebster Feind' Klaus Kinski geht Werner Herzog an die Gurgel.
Sein ‚liebster Feind‘ geht Herzog an die Gurgel (Bild: Studiocanal)
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