Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Autor: Blätterchefin (Seite 3 von 16)

Edgar Reitz zum Geburtstag

Regisseur *1.11.1932

Als Filmliebhaber stößt man in internationalen Kritikerlisten oft auf einen Regisseur namens Edgar Reitz, dessen Werk Heimat (1984) zwischen den besten Filmen aller Zeiten auftaucht. Wer ist dieser Mann, der zwei der einschaltstärksten Straßenfeger der deutschen Fernsehgeschichte drehte, dafür in Venedig und England Filmpreise erhielt, ganz nebenbei die deutsche Gesellschaft nachhaltig prägte – und warum hat eine ganze Generation junger Filmliebhaber noch nie von ihm gehört?

Edgar Reitz und sein langjähriger Kameramann Gernot Noll
Edgar Reitz (r.) und sein langjähriger Kameramann Gernot Noll: Dreharbeiten zu Die andere Heimat (2013), © Concorde
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Wir aber sind hellwach

FILMZ – Das Festival des deutschen Kinos in Mainz.
Ein Beitrag aus der Verlagszeitung FILMgeBlätter, Ausgabe 2021

«Es ist mitten in der Nacht. Du surfst alleine durch das Internet. Du weißt, dass all die anderen, die bei denen alles in Ordnung ist, einfach schlafen. Wir aber sind hellwach», flüstert Sofia, die einen pastellrosa Bob trägt, dem deprimierten Ian ins Ohr. Ian hatte sich bereits eine strahlende Zukunft mit seiner Freundin ausgemalt, bis diese ihn schlagartig verlässt. Aufgrund der quälenden Einsamkeit flüchtet sich der junge Mann ins vielversprechende World Wide Web und trifft auf Sofia, die eine Seelenverwandte zu sein scheint. Zwei einsame Herzen, enttäuscht von der Liebe und dennoch auf der Suche nach Nähe und Geborgenheit.

Ian steht alleine im Maisfeld, die Küsse von Sofia dringen aufgrund einer Glasblase nicht zu ihm durch (MODERNE LIEBE 2020, Leonard Geisler, Quelle: FILMZ)
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Frauen im spanischen Fernsehen

Ein Auszug aus Manuel Palacios kleiner (Sozial-) Geschichte des spanischen Fernsehens

Was für ein Fernsehen wurde im Spanien der Krise produziert? Es erübrigt sich, daran zu erinnern, wie stark das Land von der wirtschaftlichen Rezession zwischen 2008 und 2013 betroffen war. Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als würde die EU in die nationalen Belange eingreifen. Allerdings hat diese Frage Spanien, wo man vor allem um die Neutralität und die Beeinflussung der Nachrichtensendungen besorgt war, kaum Interesse hervorgerufen.

Weg von der Krise ins kalte Berlin: BUSCANDO EL NORTE (2016), © Aparte producciones, Antena 3, Divisa Home Video
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So wirds gemacht!

Die Sachgeschichten der SENDUNG MIT DER MAUS gibt es schon seit 50 Jahren

Wie wird eigentlich ein Löffel gemacht? In etwa so: Aus einer großen Metallplatte werden löffelförmige Stücke herausgestanzt. Per Hand werden die Stücke durch eine Walze gezogen, die den vorderen Teil plättet und vergrößert. Der äußere Rand wird weggestanzt und schließlich bekommt der Löffel durch weitere Stanzen und Schleifmaschinen seine typische Form. Dies war die erste Sachgeschichte der Sendung mit der Maus, die am 7. März 1971 ausgestrahlt wurde – unkommentiert, informativ und schnörkellos.

Armin Maiwald als Steinzeitmensch im Maus-Special zum Thema «Geld» (© Philipp Abresch)
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MAID – eine der bemerkenswertesten Serien 2021

Eine Sozialdrama-Serie um eine junge Mutter, die nach der Trennung von ihrem übergriffigen Partner darum ringt, materiell auf eigenen Füßen zu stehen

Im Sommer 2021 gingen Meldungen über unerwartete Entwicklungen im Niedriglohnsektor der USA im Zuge der Corona-Krise durch die Medien: Um in Zeiten des Lockdowns die Verelendung der zwangsweise Unbeschäftigten abzuwenden, hatte die US-Regierung das Arbeitslosengeld erhöht – mit dem Ergebnis, dass zahlreiche Angestellte, die sonst für Hungerlöhne arbeiteten, nicht zuletzt in der Gastronomie, finanziell mit der staatlichen Hilfe plötzlich besser dastanden als zuvor. Eine Erfahrung, die anscheinend dafür gesorgt hat, dass viele Menschen nach dem Ende des Lockdowns nicht so einfach wieder bereit waren, in mies bezahlte Knochenjobs zurückzukehren; das US-Arbeitsministerium meldete im Juni Rekordwerte an unbesetzten Stellen; und siehe an: durchschnittliche Stundenlöhne kletterten nach oben.

Sarah Margaret Qualley als Alex in MAID, Ep. 101 (© RICARDO HUBBS/NETFLIX 2021)
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»O’zapft is!«

Stephanie Großmann zur Entstehungsgeschichte des Bandes Das Münchner Oktoberfest aus literatur-, kultur- und mediensemiotischer Perspektive

Über einen längeren Zeitraum bin ich jedes Jahr im Spätsommer zur Jahrestagung der German Studies Association gereist, der größten Konferenz in den USA, die sich mit den Themen Germanistik, Deutsche Geschichte und auch Deutsch Didaktik in unterschiedlichsten Fassetten beschäftigt. Veranstaltungsort ist stets eine nordamerikanische Großstadt, wie Atlanta, Washington D.C., San Diego und Kansas City. Meine Reise begann am Münchner Flughafen, der mich Ende September immer – und erwartbarer Weise – mit einer Werbekulisse für das Münchner Oktoberfest verabschiedete. Um so erstaunter war ich darüber, dass ich in allen amerikanischen Zielflughäfen ebenfalls von einer Oktoberfestkulisse begrüßt wurde – Brezen, Bier, Dirndl und Lederhosen waren in unterschiedlichen Stilisierungen auf Plakaten oder Wandaufklebern zu sehen. Häufig mischten sich die weiß-blauen Münchner Rauten mit gelb-orange-rot gefärbten Ahornlaubgirlanden, die den Indian Summer ankündigen.

«Ochsenbraterei // 2006» von Barbara Donaubauer
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Idris Elba zum Geburtstag

Schauspieler *6.9.1972

«Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste und der Revolvermann folgte ihm». Mit diesem Satz beginnt Stephen Kings Roman Schwarz von 1982. Es ist der Auftakt einer achtbändigen Reihe, die lange als unverfilmbar galt. Mäßig begeistert waren Fans wie Filmkritik, als Regisseur Nikolaj Arcels den Zyklus um den dunklen Turm 2017 auf einen einzigen Actionfilm zusammendampfte. Mit Ausnahme der Besetzung des Titelhelden. Millionen Leser*innen hatten sich bis dahin diesen Revolvermann vor ihrem inneren Auge als wortkargen Cowboy irgendwo zwischen John Wayne und Henry Fonda, vor allem aber als weißen Mann ausgemalt.

Idris Elba (r.) mit Ruth Wilson in der Serie Luther (GB 2013), © Polyband

Was ein Beleg für die eurozentristische Perspektive der Lesenden und einen Mangel an Diversität in allen Medien ist, spricht für Idris Elbas schauspielerische Qualitäten. Schon in seiner ersten Szene als Revolvermann sprengt er diese Vorstellung und etabliert sich als perfekte Besetzung für diesen zwischen Idealismus und Desillusionierung zerrissenen Antihelden.

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Eine Welt ist nicht genug

Werner Herzog und seine Grenzen überschreitenden Bilderwelten

Eine Welt ist nicht genug – für Werner Herzog, den herausragenden deutschen Filmkünstler, der den deutschen Nachkriegsfilm seit 1968 mit fast 60 Filmen – u.a. Aguirre der Zorn Gottes und Fitzcarraldo – geprägt hat. Dennoch ist Werner Herzog in Deutschland nicht annähernd so präsent wie etwa Wim Wenders oder Volker Schlöndorff. Im folgenden zitieren wir aus dem Buch von Josef Schnelle aus dem Kapitel der komplizierten Beziehung zu Klaus Kinski.

Die Zärtlichkeit unter Wölfen: Herzog und Kinski bei COBRA VERDE (Bild: StudioCanal)
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Zürich: «Man ruft mich Baby»

Ein Auszug aus Renate Bergers neu erschienenen Buch Die Schauspielerin Elisabeth Bergner – Ein Leben zwischen Selbstbehauptung und MeToo

Über Elisabeth Bergners Zeit am Theater in Zürich, Solidarität unter Frauen und erste Konfrontationen mit Vermischungen von Privatem und Beruflichen

Anfang September 1916 trifft Elisabeth Bergner in Zürich ein. Die Stadt wimmelt von «Kriegsausländern», internationalen «Revolutionären, Reformatoren, Dichtern, Malern, Neutönern, Philosophen, Politikern und Friedensaposteln», Komponisten, Malern, Bildhauern, Studentinnen, Dichterinnen wie Else Lasker-Schüler, Schriftstellerinnen wie Ricarda Huch, Annette Kolb, Claire Goll, Emmy Hennings, Schauspielerinnen wie Tilla Durieux mit ihrem Mann, dem Kunsthändler Paul Cassirer, Tänzerinnen wie Mary Wigman oder Anita Berber, Malerinnen wie Marianne Werefkin, Lou Albert-Lasard oder die polyglotte Hilla Rebay von Ehrenwiesen, die auf neutralem Boden nach Resonanz und Sicherheit suchen. Man diskutiert im Café Odeon neben einem schweigsamen Herrn am Nachbartisch, Wladimir Iljitsch Lenin. Elisabeth Bergner gehört zu den Stammgästen.

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Die komplizierte Zeit der Unschuld

Fast Times at Ridgemont High ist 1982 ein prägender, aber doch nicht gewöhnlicher Vertreter des Teenfilms

Jugendliche im Film sind bis heute ein immer wiederkehrendes Problem, da meist aus der Sicht von Erwachsenen dargestellt, aus der Sicht von Menschen, die die Brücke zu den eigenen ersten beiden Lebensjahrzehnten längst abgebrannt haben und keinen Bezug mehr zu der Welt aufbauen können, deren Einwohner sie einst waren. Vielleicht liegt hier der Schlüssel zum zeitlosen Glanz von Fast Times at Ridgemont High, dessen deutscher Verleihtitel Ich glaub’, ich steh’ im Wald natürlich weitaus weniger elegant wirkt als das Original, aber so verkehrt dann wieder nicht ist. Denn es geht im Debütfilm von Regisseurin Amy Heckerling genau darum: Um Überforderung. Das Heranwachsen ist geprägt von raschen Entwicklungen, man durchlebt fast times, der Körper verändert sich, das andere Geschlecht wird plötzlich überaus interessant, man muss mehr und mehr Verantwortung übernehmen, fragt sich zunehmend, was die Zukunft bringt, wohin die Reise geht. Die einen kommen in dieser Phase der Adoleszenz ganz gut zurecht, die meisten anderen weniger – das Gefühl, das man im Wald steht, ist ein nur allzu Vertrautes.

Jennifer Jason Leigh und Phoebe Cates in FAST TIMES AT RIDGEMONT HIGH (USA 1982), © Capelight
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