Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Schlagwort: Kino

Das Geheimnis der aufgeladenen Bilder bei Hitchcock

Auszug aus einem Gespräch zwischen Josef Schnelle und Christian Petzold aus Der unsichtbare Dritte – Hitchcock und der deutsche Film

Bei Christian Petzold in Berlin-Kreuzberg. Er empfängt mich in seinem Kreativbüro, das auch für Besprechungen und Gespräche zum Beispiel mit seinen Schauspielern und Kollegen der verschiedenen Filmgewerke genutzt wird. Etwas später wird heute Paula Beer zu ihm kommen, sein Star auch in Roter Himmel, dem Film, mit dem er wenig später auf der Berlinale triumphieren wird. Seine Mitarbeiter sind bei Christian Petzold so etwas wie eine Familie, die die jeweiligen Phasen seines Filmschaffens prägen.

Das Sofa, auf das er sich setzt, knarzt ein wenig. Darauf soll er ein bisschen achten, damit meine Aufnahme sendefähig bleibt. «Legen wir doch gleich los», sagt Petzold. Bei der Fahrt hierher hatte ich noch einmal in einem Buch mit den Skizzen und Storyboards Hitchcocks zu seinen Filmen geblättert und auch Skizzen der Flugzeugszene aus Der unsichtbare Dritte (North by Northwest), Hitchcocks Film von 1959 gefunden, deren Beschreibung ich Petzold zur Einstimmung auf unser Gespräch vorlese.

Die Flugzeugszene aus ‹Der unsichtbare Dritte› (‹North by Northwest›)
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Das mechanische Theater – Gustaf Gründgens und der Film

Ein Auszug aus dem Buch Gustaf Gründgens. Filmische Arbeiten 1930-1960 von Kristina Höch

Der 1917 seinen Kriegsdienst absolvierende Gustaf Gründgens, geboren am 22.12.1899 als Gustav Arnold Heinrich Gründgens in Düsseldorf-Oberkassel, bekam ein Armeeverordnungsblatt in die Hände, in dem das Fronttheater Erwähnung fand, was ihn dazu animierte, sich dort mit erfundener Bühnenerfahrung zu bewerben. So kam es, dass er am 2.10.1918 zum ersten Mal im Stück Jugendfreunde auf einer Theaterbühne stand. Die Grundsteinlegung für die Schauspielkarriere war erfolgt.

Gustaf Gründgens schaut kalt und herablassend (schwarzweiß-Bild)
Gustaf Gründgens in ‹So endete eine Liebe› (D 1934, Regie: Karl Hartl)
© Beta Film / DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., Frankfurt / KINEOS Sammlung
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Edgar Reitz zum Geburtstag

Regisseur *1.11.1932

Als Filmliebhaber stößt man in internationalen Kritikerlisten oft auf einen Regisseur namens Edgar Reitz, dessen Werk Heimat (1984) zwischen den besten Filmen aller Zeiten auftaucht. Wer ist dieser Mann, der zwei der einschaltstärksten Straßenfeger der deutschen Fernsehgeschichte drehte, dafür in Venedig und England Filmpreise erhielt, ganz nebenbei die deutsche Gesellschaft nachhaltig prägte – und warum hat eine ganze Generation junger Filmliebhaber noch nie von ihm gehört?

Edgar Reitz und sein langjähriger Kameramann Gernot Noll
Edgar Reitz (r.) und sein langjähriger Kameramann Gernot Noll: Dreharbeiten zu Die andere Heimat (2013), © Concorde
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Was Sie schon immer über Kino wissen wollten…

Kurioses aus der Welt des Films

Ungezählte Filme wurden in der mittlerweile fast 120-jährigen Filmgeschichte gedreht. Die «Internet Movie Database» listet weit über zwei Millionen Kino-, Fernseh- und Videoproduktionen; darunter über 300.000 Kinostreifen (mehr als 275.000 Spiel- und über 40.000 Dokumentarfilmproduktionen). Die Jahresbände des «Lexikon des internationeln Films» nehmen inzwischen zwei Regalmeter ein

Diese Fülle bietet viel Material für ernsthafte Betrachtungen. Stefan Volk hat allerdings ein Kompendium der besonderen Art verfasst: eine lockere Sammlung wissenswerter, kurioser und unterhaltsamer Fakten, Zahlen, Anekdoten und sonstiger Trouvaillen aus dem Bereich Kino und Film. Sinniges und Unsinniges taucht darin gleichermaßen auf, und man kann sich darüber streiten, was genau jetzt wozu gehört. Wir geben hier nur eine kleine Auswahl wieder.

Aus welchem Film bin ich und was sage ich? Die bekanntesten Zitate der Kinogeschichte (Zeichnung: Bo Soremsky)
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Kanonen auf Spatzen?

Johanne Hoppe erzählt, warum sie sich mit nach 1945 verbotenen NS-Filmen beschäftigt

Historische Filmvorführung: 2012 zeigt das Berliner Zeughauskino im Rahmen der Reihe Unter Vorbehalt Karl Ritters nationalsozialistischen Propagandafilm Pour le Mérite von 1938. Der Film spielt kurz vor, während und kurz nach der Weimarer Zeit und wettert nicht nur gegen die Weimarer Demokratie, sondern propagiert die Dolchstoßlegende ebenso wie eine militärische Aufrüstung. Als im Zeughauskino nach der obligatorischen wissenschaftlichen Filmeinführung das Licht ausgeht, sitze ich mit zwei Freundinnen in der Saalmitte und bin gespannt darauf, die in der Einführung angekündigten Propagandastrategien des Films näher unter die Lupe zu nehmen. Der Unterhaltungswert des Films, dessen Regisseur Karl Ritter zahlreiche Kriegsfilme zur NS-Zeit gemacht hat, ist mäßig, die Propaganda offensichtlich und plump. Als Paul Hartmann in der Rolle des Rittmeisters Prank vor einem Gericht herausschreit „Ich hasse die Demokratie!“, höre ich in der Reihe vor mir zustimmendes Gemurmel und ein nicht mehr ganz so gemurmeltes „Genau!“. Aus der gleichen Ecke kommt kurz darauf engagiertes, leises, Mitsingen, als im Film ein Soldatenlied angestimmt wird. In beiden Fällen gibt es keine Reaktionen aus dem übrigen Publikum oder von Seiten des Kinopersonals. Mein Adrenalinspiegel steigt und für die restliche Dauer des Films beschäftige ich mich mit der Frage, ob ich die Vorführung stören und die vier bis fünf sehr betagten Herren laut ansprechen soll, oder ob ich mich doch irgendwie verhört haben könnte. Doch mein Mut wird mit jeder Filmminute, die verstreicht, geringer. Als das Licht wieder angeht, erheben sich die Herren, obwohl die angekündigte und vorgeschriebene moderierte Diskussion des Films noch aussteht, im einsetzenden Geraschel und Geräusper sofort und gehen an meiner Sitzreihe vorbei Richtung Ausgang. Aus mir platzt heraus „Ja, die Nazis gehen immer als erste“ und fange mir dafür ein „Scheiß-Sozis!“ ein. Ein paar Sekunden später ist der Spuk vorbei, die Herren haben den Saal verlassen, niemand sonst scheint etwas mitbekommen zu haben und Rainer Rother, Leiter der Deutschen Kinemathek, moderiert die Diskussion um den Film.

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Stummfilm – Nein Danke!

Zum perfekten Bild gehört der perfekte Klang

Seit Einführung des Tonfilms und später des Mehrkanaltons hat sich die Bedeutung des Tons erheblich verändert. Die ursprüngliche Funktion der reinen Dialogwiedergabe von Schauspielern bleibt natürlich bis heute weiter erhalten. Ein moderner Filmton kann aber erheblich mehr. Er sorgt für authentische Atmosphären, entsprechende Stimmung in der Szene oder für eine eigene akustische Spannung. Denken Sie nur an Jurassic Park, bei denen Fußstampfen schon zu hören sind, die Dinos selbst aber noch nicht im Bild erscheinen.

Drehen Sie doch einfach mal den Ton für wenige Minuten ab. Da werden selbst oscargekrönte Meisterwerke zu absoluten Langweilern. Nicht ohne Grund wurde schon sehr früh der Stummfilm mit Klavier- oder Orchestermusik begleitet. Sie untermalte den Film und sorgte für passende akustische Ergänzung.

Der heutige Filmton ist viele Evolutionsstufen weiterentwickelt. Moderne Filmtonmischungen legen nicht nur Dialoge und Musik sondern nahezu jedes Geräusch einzeln an. Es wird in „chirurgischer“ Feinarbeit jedes akustische Ereignis individuell analysiert, bearbeitet und in der Filmtonmischung platziert. Tonmeister und Regisseure schaffen eine komplexe Mischung aus Dialog, Musik, Geräuschen, Effekten bis hin zu Sound-Nuancen, die auf die jeweiligen Kanäle und Subwoofer präzise verteilt werden. Immersive Tonformate mit noch mehr Kanälen und Überkopf-Lautsprechern erweitern hierbei die kreativen Möglichkeiten und lassen den Zuschauer oder besser Zuhörer noch weiter in den Film eintauchen.

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