Zum perfekten Bild gehört der perfekte Klang

Seit Einführung des Tonfilms und später des Mehrkanaltons hat sich die Bedeutung des Tons erheblich verändert. Die ursprüngliche Funktion der reinen Dialogwiedergabe von Schauspielern bleibt natürlich bis heute weiter erhalten. Ein moderner Filmton kann aber erheblich mehr. Er sorgt für authentische Atmosphären, entsprechende Stimmung in der Szene oder für eine eigene akustische Spannung. Denken Sie nur an Jurassic Park, bei denen Fußstampfen schon zu hören sind, die Dinos selbst aber noch nicht im Bild erscheinen.

Drehen Sie doch einfach mal den Ton für wenige Minuten ab. Da werden selbst oscargekrönte Meisterwerke zu absoluten Langweilern. Nicht ohne Grund wurde schon sehr früh der Stummfilm mit Klavier- oder Orchestermusik begleitet. Sie untermalte den Film und sorgte für passende akustische Ergänzung.

Der heutige Filmton ist viele Evolutionsstufen weiterentwickelt. Moderne Filmtonmischungen legen nicht nur Dialoge und Musik sondern nahezu jedes Geräusch einzeln an. Es wird in „chirurgischer“ Feinarbeit jedes akustische Ereignis individuell analysiert, bearbeitet und in der Filmtonmischung platziert. Tonmeister und Regisseure schaffen eine komplexe Mischung aus Dialog, Musik, Geräuschen, Effekten bis hin zu Sound-Nuancen, die auf die jeweiligen Kanäle und Subwoofer präzise verteilt werden. Immersive Tonformate mit noch mehr Kanälen und Überkopf-Lautsprechern erweitern hierbei die kreativen Möglichkeiten und lassen den Zuschauer oder besser Zuhörer noch weiter in den Film eintauchen.

Leider lässt sich diese präzise und oft virtuose Arbeit auf einem normalen Fernseher kaum nachvollziehen. Die Geräte sind aus Designgründen superdünn, weshalb die integrierten Lautsprecher sehr klein sind und meist nach unten oder hinten abstrahlen. Hierbei gehen sehr viele Ton- und Mischungsinformation verloren. Aufwendige Surroundmischungen, werden zusätzlich stark zusammengefasst und in ein Pseudo-Stereo gepresst.

Eine externe Soundbar oder eine 5.1 Heimkinoanlage verbessern im Vergleich zum eingebauten Fernsehlautsprecher die Wiedergabe deutlich. Aber auch sie erreichen bei Weitem nicht das Klangerlebnis im Kino. Kinosäle sind akustisch abgeschottet und stark bedämpft, sodass viel Direktschall und keine Reflexionen zu hören sind. Im heimischen Wohnzimmer ist dies kaum umsetzbar. Fensterscheiben, Parkett- oder Fliesenböden und glatte Wände sind hier kontraproduktiv. Der Kinosaal bietet also eine bessere Akustik, viel mehr Ruhe und erlaubt dadurch eine größere Konzentration auf den Ton (und Film). Hinzu kommen die volumenbedingte Großzügigkeit des Kinosaals und die dunkle Atmosphäre, die alle Sinne auf die Leinwand fokussiert.

Filmpalast Kassel, 4DX-Saal

Zusätzlich ist der technische Aufwand des Kinos nicht mit dem Wohnzimmer vergleichbar. Ein Vielfaches an Lautsprechern, Leistung und Performance bietet die moderne Kinobeschallung.

Natürlich ist es bequem zu Hause über Streaming Dienste einen Film zu ‚konsumieren‘. Wer jedoch den Film wirklich sehen und hören möchte, braucht ein modernes Kino. Regisseur und Tonmeister haben den Film so angelegt, dass er im Kinosaal perfekt funktioniert. Alle anderen Abspielstationen bieten speziell beim Ton meist schlechte Kompromisse.

Wer mehr über professionellen Kinobeschallung erfahren möchte, sollte einen Blick ins Buch „Grundlagen der Kinobeschallung“ werfen. Es hilft den Unterschied zwischen professionellen Kinosound und Heimkino-Anlagen besser zu verstehen. Auch wenn nicht explizit auf Heimkinos eingegangen wird, sind viele akustische Grundlagen für beide Anwendungen identisch. Mit dieser Hilfe kann unter Umständen auch die eigene Heimkinoanlage optimiert werden.

Carsten Peter

https://www.schueren-verlag.de/programm/titel/651-grundlagen-der-kinobeschallung.html