FILMgeBlätter

Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

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Wilde Hühner und wilde Kerle

Zum modernen Kinderfilm

Gebannt starren große Augen auf die Leinwand. Lautes Kreischen ertönt. Der Nachbar der kleinen Anna hat schon die Augen zugekniffen: Er kann nicht mit ansehen, wie Kasperl vom Räuber Hotzenplotz reingelegt wird und in die Grube fällt.

Kinder schauen mit großer Leidenschaft und Intensität Filme, und gerade im Kino fallen ihre Konzentration und ihre emotionalen Reaktionen auf das Geschehen auf. Sie identifizieren sich mit den Filmhelden, lachen und weinen mit ihnen.

Coraline (2009, Universal)
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Let’s Do the Time Warp Again

Science-Fiction Kultfilme

Was macht einen Film so besonders, dass er zum Kultfilm wird? Warum gilt Flesh Gordon, die auf dem Planeten «Porno» handelnde Sexfilm-Parodie zu Flash Gordon, gemeinhin genauso als Kultfilm wie Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey? Dass Frankenstein meets the spacemonster und Ridley Scotts Alien hier in einem Atemzug genannt werden können zeigt, dass Kultfilme nicht zwangsläufig für das große Publikum gemacht sind. Auch der wirtschaftliche Erfolg spielt keine besonders relevante Rolle. Gerade durch lächerliche Produktionsbedingungen, den eigensinnigen Einsatz von nicht immer qualitativ hochwertigen Spezialeffekten, aber eben auch die unfreiwillig komische Wirkung der Filme, führen oftmals zu diesem Kultstatus, der von einem sehr individuellen oder sogar postmodernen Publikum geschaffen wird.

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Work Hard Play Hard

Wie die moderne Arbeitswelt den Menschen verändert

Die schöne neue Welt der heutigen Dienstleistungsgesellschaft, die Aufhebung der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben, Büros, die mehr nach modernem Wohnzimmer als nach Arbeit aussehen – all das hat Carmen Losmann in ihrer ebenso brillanten wie beunruhigenden Dokumentation « Work Hard – Play Hard » festgehalten. In dem Film zeigt sie eine Welt, in der Personalwesen «Human Resource Management» heißt, in der die «Sanierung eines Betriebs mit der Sanierung seiner Angestellten» einhergeht und in der bei Auswahl und Training der Mitarbeiter nichts mehr dem Zufall überlassen wird. Eine Welt, in der die «Ziele des Arbeitgebers in die DNA jedes einzelnen Mitarbeiters» eindringen sollen, so dass dieser gar keine Überwachung mehr braucht, weil er sich stets selbst optimieren will. Stechuhr war gestern, Ressource Mensch ist heute. Diese Erkenntnis lässt einen erschaudern.

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«In Deutschland braucht man ein Anliegen»

Gespräch mit Josef Rusnak über das Filmemachen in Deutschland und den USA

Der Filmregisseur und Drehbuchautor Josef Rusnak wurde am 25. November 1958 geboren. 1984 debütierte er mit Kaltes Fieber, wofür er mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Zu seinen Filmen gehören weiter The Way We Are mit Hilary Swank, The 13th Floor und The Contractor mit Wesley Snipes.

Was ist der Unterschied zwischen den USA und Deutschland im Bezug auf die Film- und TV-Serienproduktion?

Josef Rusnak Alles, was wir im deutschen Serienbereich sehen, gibt es bereits seit fünf bis sieben Jahren im internationalen Markt zu sehen und zu kaufen. Es sind nachempfundene englische oder amerikanische Formate. Das geht bis zu den großen Fernsehshows. Alles ist lizensiert oder einfach nur abgekupfert. Was dann übrig bleibt ist die Kopie, oder das Allgemeine, nie das Besondere oder Einzigartige, das Neue. Experimente werden nur im Ausland gemacht.

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So geht Kino!

Open Air, im Zelt oder auf der fahrenden Leinwand

Kino ist ein Ereignis. Heute wie vor hundert Jahren. In Afrika ebenso wie in Europa oder Asien. Wer an Kino denkt, dem fallen vermutlich als erstes opulente Säle mit roten Samtsesseln ein. Doch wahres Kinoerlebnis ist viel mehr als das. So unterschiedlich die Filme und Genres, so unterschiedlich sind auch die Orte, die Kinomacher für ihre Vorführungen nutzen.

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Fantastisches aus dunklen Sälen

Horror -Made in Germany

Kennen Sie einen deutschen Horrorfilm? Und zwar einen aus den letzten 10 Jahren? Wahrscheinlich nicht. Genrekino hat es schwer in Deutschland. Abseits der Komödie und dem Kriminalfilm im Fernsehen scheint sich hier eine klaffende Lücke aufzutun, die umso größer wird, je fantastischer die Stoffe werden. Science-Fiction, Horror und Fantasy finden nur selten ihren Weg auf die große Leinwand, scheitern oft schon früh an der Finanzierung und werden argwöhnisch von den Zuschauerinnen und Zuschauern beäugt.

Der Genrefilm fristet heute ein Nischendasein, ist Außenseiter in dem Land, das Klassiker des fantastischen Films wie Der Golem, wie er in die Welt kam, Nosferatu, eine Symphonie des Grauens oder Metropolis hervorgebracht hat.

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Im indischen Kino gewesen

getanzt – geliebt – gelacht – geweint

Es ist bunt, schrill, laut, sentimental, lustig, traurig, mitreißend, erotisch und zugleich prüde und wird in den Studios der Megacity Mumbai gedreht. Dann wieder zeigt es sich sensibel, subtil inszeniert, literarisch, gesellschaftskritisch und entstammt zum Beispiel der Arthouse-Filmszene in Kalkutta. Und als südindische Antwort auf die Hindi-Filme des Nordens kann es gelegentlich noch bunter, noch schriller ausfallen, eine hybride Mischung zwischen Musical- und Martial-Arts-Film jenseits aller Kino-Konventionen und Genrekategorien: Das indische Kino ist so komplex und heterogen wie der Subkontinent selbst, seine Menschen und ihre Lebensweisen.

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Harun Farocki

Geboren am 9. Januar 1944

Schon in einem seiner ersten Filme gelang Harun Farocki ein Bild, das sich – sprichwörtlich – unlöschbar ins Gedächtnis einbrannte. In UNLÖSCHBARES FEUER (1969), einem der wichtigsten Agitprop-Filme der Anti-Vietnamkriegsbewegung drückte er auf seinem Arm eine brennende Zigarette aus. Mit diesem Akt der Selbstverletzung wollte er die ungleich verheerenderen Wirkungen von Napalm deutlich machen. Doch schon in diesem frühen filmischen Gehversuch zeigte sich, dass es Farocki um mehr als Schock und vordergründige politische Mobilisierung ging: Das Dokument analysierte präzise die Verstrickung von Industrie und Wissenschaft in die Ökonomie des Krieges. Ein Thema, das den Filmemacher bis heute in unterschiedlichen Ausformungen beschäftigt.

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Das Jahr des Vagabunden

1914 erblickte Chaplins Tramp das Licht der Kinogeschichte

Der Moment wurde oft mystifiziert und romantisiert: Im Januar 1914, während der Dreharbeiten zu der zwanzigminütigen Farce Mabel Strange Predicament begab sich der unbedeutende, aber ehrgeizige Nebendarsteller Charles Spencer Chaplin in den Kostümfundus der Keystone-Studios, um sich für die kommende Szene auszustaffieren.

Was dann geschah, wirkt in Chaplins Autobiografie und dem darauf basierenden Biopic von Richard Attenborough wie reine Magie: Da erwachen die Requisiten zum Leben – die viel zu enge Anzug­jacke mit den herausquellenden Hemden, die viel zu kurze Pluderhose mit den viel zu großen Schuhe, die staubige Melone, der biegsame Spazierstock und der berühmte Schnurrbart – und formen sich wie von selbst zur berühmtesten Filmfigur aller Zeiten: dem Tramp. So gewappnet schreitet Chaplin zurück zum Set, erobert mit seinem liebenswertem Chaos erst die weibliche Hauptfigur, dann die Zuschauer – und schließlich die Welt.

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