Schauspieler und Filmproduzent *8. November 1935 †18. August 2024
Alain Delon wurde in frühen Jahren insgesamt sechsmal der Schule verwiesen und in ein Internat geschickt. Er arbeitete im Alter von 14 in der Metzgerei seines Stiefvaters, des Weiteren als Kellner, Pförtner, Sekretär und Verkäufer. Dabei war der Weg vorgezeichnet. Wer mit so einem Aussehen auf die Welt kommt, kann einfach nur eins werden: Filmstar.

Der nach Ansicht vieler, vieler Menschen zeitweise «schönste Mann der Welt» sah nicht einfach nur aus wie gemalt, sondern verfügte über eine dunkle, kühle, leicht entrückte Ausstrahlung, die wie magnetisierend wirkte. Es ist kein Wunder, dass für Delon der weltweite Durchbruch nicht mit einer Helden-, sondern mit einer Schurkenrolle kam. In Nur die Sonne war Zeuge (1960) ließ der zu diesem Zeitpunkt 25-Jährige als US-Amerikaner Tom Ripley in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Patricia Highsmith derart seinen abgründigen Charme spielen und ergänzte das noch derart perfekt mit einer von einer leichten Arroganz unterfütterten, unwiderstehlichen Lässigkeit, dass das Publikum vergaß, dass man es hier eigentlich mit einem hintertriebenen Mörder zu tun hatte – der Mann war einfach zu hinreißend!

Ironischerweise hatte Delon bereits in Le Rapt, einem 1949 von seinen Jugendfreunden gedrehten Amateur-Kurzfilm, einen Verbrecher gespielt; in dem Kontext mutete die Highsmith-Verfilmung wie eine konsequente Weiterentwicklung an. Und auch in den darauffolgenden Jahrzehnten spielten Charaktere im gesellschaftlichen Abseits eine prägende Rolle in der Karriere des in Sceaux, Île-de-France, zur Welt Gekommenen.
Delon trat zwar in tollen Filmen wie Der Leopard (1963) von Luchino Visconti, Die Hölle von Algier (1964), Die schwarze Tulpe (1964), Der Swimmingpool (1969) oder Rivalen unter roter Sonne (1971) in sehr unterschiedlichen Rollen auf, es war aber wieder ein Mörder, der sein Image endgültig zementierte und zwar der einsame, super-stilvolle gekleidete, coole Auftragskiller und Antiheld Jef Costello in Jean-Pierre Melvilles Der eiskalte Engel (1967). Ab diesem Zeitpunkt war er auf ähnliche Parts zwar nicht festgelegt, aber er kehrte immer wieder zu ihnen zurück. Beispiele wären unter anderem Der Clan der Sizilianer (1969), Scorpio, der Killer (1973), Tödlicher Hass (1973) oder Der Panther (1985).
Delon war sich dabei seines Images und seiner immensen Wirkung absolut bewusst und fing deshalb ab den 1970er-Jahren an, unter seinem Namen Armbanduhren, Parfum, Champagner und anderes zu vertreiben.

Der Superstar machte zwar immer wieder in ambitionierten Filmen wie Monsieur Klein (1976) mit, in dem die Judenverfolgung thematisiert wird, mit, allerdings handelt es sich dabei meist um Projekte, die zwar jede Menge Filmpreise einbrachten, aber kein Publikum fanden.
Ab etwa Mitte der 1980er verblasste Delons Ruhm allmählich. Er war zwar noch lange immer mal wieder in Filmen zu sehen, aber oft in Nebenrollen. Er konzentrierte sich darauf eine zweite Leidenschaft auszubauen, für die er heutzutage nicht mehr ganz so bekannt ist, die aber einst erfolgreiche Früchte trug: Der Schauspieler versuchte sich bereits ab den frühen Siebzigern immer mal wieder als Sänger und stellte diese Passion nun stärker in den Mittelpunkt seines Schaffens.
Zuletzt lebte die Leinwand-Legende zurückgezogen in Frankreich und in der Schweiz und sorgte gelegentlich mit fragwürdigen Aussagen für Wirbel. Alain Delon starb am 18. August 2024 im Alter von 88 Jahren in Douchy.
Thorsten Hanisch
Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2025. Auch der Kalender für 2026 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.


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