Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Schlagwort: Filmwissenschaften

Blicke, Filme, Wörter

Autor Holger Heiland zur Entstehung des Essaybandes Himmel, Steine, Tiere, Menschen

Die Vorgeschichte ist meist der Teil einer Geschichte, der am längsten andauert. So auch hier. Von heute aus betrachtet kann ich sagen: Zum Kino – und damit zum Lesen und in der Folge zum Schreiben – bin ich übers Genre des Horrorfilms gekommen. In seinem weitesten und fernsehtauglichen Sinn, versteht sich. Wenn ich als Kind nicht schlafen konnte, habe ich häufig versucht, von unmöglichen Plätzen wie der Treppe unseres Vorortshauses aus heimliche Blicke auf die Mattscheibe des spätabends relativ zuverlässig laufenden Fernsehers im Wohnzimmer zu erhaschen.

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Amateurfilme und Gebrauchsfilmkultur

Alexander Stark über seine Dissertationsschrift über die «filmende Bäckersfrau» Elisabeth Wilms

Dortmunds Stadtzentrum liegt in Trümmern. Die Kamera schwenkt über endlose Schuttberge, zerstörte Gebäude, halbierte Treppenhäuser und den stark beschädigten Glockenturm einer Kirche. Inmitten dieses Chaos hausen Menschen – in feuchten Kellern, in Wohnungen, denen ganze Wände fehlen, in selbstgebauten Verschlägen. Unterernährte Kinder erkunden in zerschlissenen Kleidern die Ruinen. Um zu überleben, stehlen die Menschen Kohle von Güterwaggons, durchsuchen Müllhaufen nach Essensresten und nützlichen Dingen und sind auf die Unterstützung der zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen angewiesen, die in der Stadt aktiv sind.

Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
Links die Vorlage für das Textinsert zur Authentifizierung des Filminhaltes von ‹Dortmund November 1947›. Es handelt sich um einen Pappkarton, der im Stadtarchiv Dortmund überliefert ist und den Wilms abgefilmt hat. Rechts eine Totale aus der Eröffnungssequenz von ‹Schaffende in Not›, die im Kontext des Films dazu dient, das große Ausmaß der Zerstörungen in Dortmund greifbar zu machen.
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Die komplizierte Zeit der Unschuld

Fast Times at Ridgemont High ist 1982 ein prägender, aber doch nicht gewöhnlicher Vertreter des Teenfilms

Jugendliche im Film sind bis heute ein immer wiederkehrendes Problem, da meist aus der Sicht von Erwachsenen dargestellt, aus der Sicht von Menschen, die die Brücke zu den eigenen ersten beiden Lebensjahrzehnten längst abgebrannt haben und keinen Bezug mehr zu der Welt aufbauen können, deren Einwohner sie einst waren. Vielleicht liegt hier der Schlüssel zum zeitlosen Glanz von Fast Times at Ridgemont High, dessen deutscher Verleihtitel Ich glaub’, ich steh’ im Wald natürlich weitaus weniger elegant wirkt als das Original, aber so verkehrt dann wieder nicht ist. Denn es geht im Debütfilm von Regisseurin Amy Heckerling genau darum: Um Überforderung. Das Heranwachsen ist geprägt von raschen Entwicklungen, man durchlebt fast times, der Körper verändert sich, das andere Geschlecht wird plötzlich überaus interessant, man muss mehr und mehr Verantwortung übernehmen, fragt sich zunehmend, was die Zukunft bringt, wohin die Reise geht. Die einen kommen in dieser Phase der Adoleszenz ganz gut zurecht, die meisten anderen weniger – das Gefühl, das man im Wald steht, ist ein nur allzu Vertrautes.

Jennifer Jason Leigh und Phoebe Cates in FAST TIMES AT RIDGEMONT HIGH (USA 1982), © Capelight
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