* 15. April 1982

Seth Rogens Eltern lernen sich in einem israelischen Kibbutz kennen, er wird 1982 in Kanada geboren. Mit 16 Jahren fällt er als Stand Up-Comedian bei einem offenen Casting Judd Apatow auf, der ihn für seine Jugendserie Freaks and Geeks entdeckt. Rogen wächst hier vor laufender Kamera in die Schauspielerei, lernt James Franco und Jason Segel kennen. Danach bleiben die Rollenangebote aus. Rogen will sich aufs Schreiben konzentrieren, wird 2004 Teil des Autorenteams der finalen Staffel von Sasha Baron Cohens Da Ali G Show, wo er seine heutige Frau Lauren Miller kennenlernt.

Seth Rogen und Elizabeth Banks in Zack and Miri Make a Porno (USA 2009)

Apatow glaubt an Rogens Talent als Schauspieler und besetzt ihn 2005 in seinem Regiedebüt Jungfrau (40), männlich, sucht…. An der Seite von Steve Carell und Paul Rudd improvisiert Rogen seinen kompletten Text und wird einem breiteren Publikum bekannt. Obgleich zu pummelig, zu unscheinbar für einen klassischen Leading Man, setzt Apatow ihn als Hauptdarsteller in dem Komödien-Hit Beim ersten Mal (2007) als romantischen Counterpart von Katherine Heigl durch. Im gleichen Jahr erscheint Superbad. Die Highschool-Komödie basiert auf einem Skript, das Rogen mit seinem besten Freund Evan Goldberg zu Schulzeiten verfasst hat und von eigenen Erlebnissen inspiriert ist. Als der Dreh beginnt, ist Rogen schon zu alt. Sein jüngeres Ich wird von Jonah Hill gespielt, er übernimmt eine Nebenrolle als durchgeknallter Cop. Superbad ist brüllend komisch, voller Fremdscham-Momente und exakt getaktetem Slapstick. Zugleich aber auch authentischer als all die Teenie-Filme, mit denen sich Rogen und Goldberg in ihrer Jugend nicht identifizieren konnten.

Nach Ananas Express (2008), Zack and Miri Make a Porno (2009) und der Tragikomödie Wie das Leben so spielt (2009) übernimmt sich Rogen bei der Adaption von The Green Hornet (2011) als Autor, ausführender Produzent und Hauptdarsteller. Der Film fällt bei der Kritik durch, aber die Kasse stimmt. Er gründet mit Goldberg die Produktionsfirma Point Grey Picture, benannt nach ihrer alten Highschool, und realisiert 2013 sein anarchisches Regiedebüt Das ist das Ende. Rogen spielt sich selbst, andere Kolleg*innen haben Cameos in dem apokalyptischen Splattergemetzel. Mit seiner zweiten Regiearbeit The Interview, einer Satire um zwei arglose Journalisten, die von der CIA mit dem Mord an Kim Jong-Un beauftragt werden, bringt er die nordkoreanische Regierung in Rage. Sie soll auch hinter dem Hack von Sony Pictures im Jahr 2014 stecken, in deren Kontext Anschlagsdrohungen gegen die Premiere von The Interview den Kinostart zunächst verhindern.

2016 adaptiert er mit Goldberg den Comic Preacher zum Serienformat. Die Story um einen vom Glauben abgefallenen Prediger, der Gott mit einem Vampir und seiner schießwütigen Ex in New Orleans sucht, ist deutlich düsterer als alles, was Rogen zuvor gemacht hat. Getoppt nur durch den knallbunten und ultrabrutalen Animationsfilm Sausage Party (2016). Mit der Verkörperung von Steve Wozniak in Danny Boyles Steve Jobs (2015) und der Doppelrolle in An American Pickle (2020) beweist Rogen, dass er auch dramatischere Figuren spielen kann.

Sein besonderer Humor ist aber bis heute präsent in allem, was er tut. Auch abseits des Filmbiz. Als er den Verlauf der Alzheimer-Krankheit bei seiner Schwiegermutter miterlebt, beginnt er Forschungsgelder zu sammeln und hostet seit 2013 das Format «Hilarity for Charity». Nicht ohne den für ihn typisch derben Witz, oft platt und überzogen, aber immer mit viel Empathie für die Loser dieser Welt und einer Tiefe, die nicht sofort entdeckt werden will. Vielleicht wurzelt seine lässige Art darin, als Kanadier die amerikanische Kultur zwar verinnerlicht zu haben, aber keine Ehrfurcht davor zu empfinden. Es könnte aber auch der offene und regelmäßige Marihuana-Konsum sein, der Seth Rogen bis heute zu einem solch entspannten Multitalent ohne Starallüren macht.

Maxi Braun

Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2022. Auch der Kalender für 2023 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.