Die 39. Ausgabe des IFFF zeigte erneut ein vielfältiges Programm
Vom 29. März bis zum 3. April 2022 fand das diesjährige IFFF (Internationale Frauen Film Fest) in Köln statt. Rund 100 Filme aus 35 Ländern wurden in verschiedenen Kinos in Köln gezeigt, 60 Filmemacher*innen waren vor Ort und präsentierten ihre Filme vor Publikum. Das Filmfestival mündete in einer feierlichen Preisverleihung. Eine Auswahl der Filme ist noch bis zum 10. April 2022 hier im Stream verfügbar.
Die Preisträgerinnen 2022
Der mit 10.000 € am höchsten dotierte Debüt-Spielfilmpreis ging an FREDA von der haitianischen Filmemacherin Gessica Généus. Das energiegeladene und unsentimentale Drama beschreibt das Leben von Frauen in der patriarchalen haitianischen Gesellschaft, die von wirtschaftlichem Abschwung, sozialen und politischen Missständen und Colourism* geprägt ist. Gessica Généus siedelt ihre Geschichte 2018 an, vor dem Hintergrund der gewalttätigen Proteste gegen Präsident Jovenel Moïse, unter dessen Führung riesige Summen öffentlicher Gelder im Zusammenhang mit dem Petrocaribe-Ölgeschäft mit Venezuela verschwanden.
FREDA ist ein meisterhafter Debütfilm, der das Publikum von der ersten Szene an mit einer atemberaubenden Inszenierung in eine Welt versetzt, in der man die Unsicherheit spürt, ob man den nächsten Tag überhaupt unversehrt überlebt. Während viele das Land verlassen, stellt sich eine junge Frau der Verantwortung, mit den Frauen ihrer Familie durch die entwürdigende Lebenslage zu wachsen. Mit großer Zärtlichkeit und Genauigkeit zeigt dieser Film die Durchdringung aller zwischen-menschlichen Beziehungen als Folge des systematischen Zerfalls einer, durch Kolonialismus geprägten, Gesellschaft.
Jurybegründung
Die Preisträgerinnen im Nationalen Wettbewerb für Bildgestalterinnen, dotiert mit je 2.500 €, waren bereits im Vorfeld bekannt gegeben worden. Constanze Schmitt erhielt den Preis für die beste Bildgestaltung des Dokumentarfilms Bürgermeister, Schäfer, Witwe, Drache, Roxanna Reiss für Fence in der Kategorie Spielfilm. Antonia Kilian (The Other Side of the River) wurde mit einer lobenden Erwähnung bedacht.
Der begehrte choices-Publikumspreis ging an den deutschen Spielfilm NICO von Eline Gehring. Er erzählt die Geschichte der Krankenpflegerin Nico (Sarah Fazilat), die sich nach einem rassistischen Überfall ins Leben zurückkämpft. Der Preis ist mit 1.000 € dotiert und wird von der Kölner Zeitschrift choices gestiftet. Die Schauspielerin Javeh Asefdjah nahm den Preis am Abend entgegen.
Der Shoot 2021 KHM & IFFF Dortmund+Köln Nachwuchspreis für Künstlerinnen der KHM ging in diesem Jahr an Luka Lara Steffen. Der Preis will aufkommende Talente entdecken, sie einem breiteren Publikum vorstellen und unterstützen. Er ist mit 1.000 Euro dotiert, gestiftet von der Gleichstellung der KHM Kunsthochschule für Medien Köln.
Sie hat einen Blick für das Wesentliche: Luka Lara Steffen bezieht in ihren Arbeiten eindeutig Stellung – politisch und künstlerisch. Ihre Themen verfolgt sie zielgerichtet und scheut sich nicht, sehr unterschiedliche Perspektiven miteinander zu konfrontieren.
Jurybegründung
Der ECFA Short Film Award für den besten Kurzfilm für Kinder ging an den französischen Animationsfilm Kiki, die Feder (Kiki la Plume) von Julie Rembauville und Nicolas Bianco-Levrin.
Eine durchweg positive Bilanz
Nachdem die Programme der letzten Jahre corona-bedingt verschoben und als Online-Programm durchgeführt werden mussten, konnte das diesjährige Festival wieder in Präsenz stattfinden. Dr. Maxa Zoller, Festivalleiterin des IFFF, zieht positive Bilanz:
Dieses Festival war Power pur. Wenn hochkarätige Gäste auf ein ausgehungertes Publikum treffen, dann steigt die Energie im Raum und wundervolle Begegnungen kommen zustande. Nach zwei Jahren Pandemie wird dies für uns ein unvergessliches Festival sein.
Dr. Maxa Zoller
Eine Auswahl des Festivalprogramms ist noch bis zum 10. April 2022 in Deutschland online auf der VoD-Plattform des Festivals verfügbar.
Wir freuen uns schon auf das nächte Jahr, in welchem das IFFF runden Geburtstag feiert: Das 40. Internationale Frauen Film Fest wird dann wieder in Dortmund stattfinden.
Toni Thonius
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