Schauspielerin *26. März 1985
Eigentlich sollte die in London geborene Keira Knightley nach der sowjetischen Eiskunstläuferin Kira Iwanowa benannt werden, die ihr Vater Will Knightley bewunderte. Doch bei der Ausfüllung der Geburtsurkunde unterlief ihrer Mutter, der Bühnenautorin Sharman Macdonald, ein Buchstabendreher. Aus Kiera wurde Keira.

So mysteriös ihr Vorname dadurch klingt, so ritterlich mutet ihr Nachname an. Tatsächlich wurde sie 2018 mit dem OBE von der Queen persönlich für ihre Verdienste in der Kunst und ihr wohltätiges Engagement ausgezeichnet, was ihr zu Recht etwas Ritterliches verleiht.
Dabei wuchs Keira nicht gerade in aristokratischen Verhältnissen auf. Das prekäre Leben der schauspielenden Eltern hielt sie aber nicht davon ab, diesen Weg früh selbst einzuschlagen. Mit sechs Jahren hatte sie bereits eine Agentin, ihr TV-Debüt gab sie 1993 mit acht Jahren in der BBC-Anthologie-Serie Screen One.

Erstmals auf der Kinoleinwand ist sie 1999 in Star Wars: Episode I zu sehen, als Double von Padme Amidala. Sie sieht Natalie Portman, die Amidala spielt, so ähnlich, dass ihre eigene Mutter sie im Kostüm nicht von Portman unterscheiden kann. Ihre erste Hauptrolle spielt sie in Gurinder Chadhas Erfolgskomödie Kick It Like Beckham (2002). Perfekt passt die schlaksige 16-Jährige in die Rolle der tomboyishen Fußballerin Jules. Mit einer eher kleinen Nebenrolle in Tatsächlich…Liebe (2003) wird sie wenig später einem breiteren Publikum bekannt.
Auf den Ruhm, der auf die Abenteuerreihe Fluch der Karibik folgt, in der sie die draufgängerische Elisabeth Swann an der Seite von Johnny Depp und Orlando Bloom spielt, ist sie nicht vorbereitet. Über Nacht zum Star avanciert, werden ihr Talent und Körper augenblicklich zum Schlachtfeld öffentlicher Kritik: Ihr Schmollen und das stets leicht angriffslustig nach vorne gereckte Kinn werden zum Meme, überhaupt sei sie zu posh, zu dünn, zu hübsch. 2008, mit gerade 23 Jahren, ist sie laut Forbes die am meisten verdienende britische Schauspielerin in Hollywood, ziert die Cover der Fashion-Magazine und wird Werbegesicht von Chanel. Viel später erklärt sie, nach Fluch der Karibik (2003) unter PTSD gelitten zu haben.

Dabei steht ihr Talent eigentlich außer Frage. Für Stolz und Vorurteil (2005) wird sie mit 20 Jahren als drittjüngste Schauspielerin für einen Academy Award nominiert, ihre zweite Nominierung erhält sie für die Nebenrolle in The Imitation Game (2014). Period Pieces werden ihr Spezialgebiet. Nicht der opulenten Kulissen und Kostüme wegen. Knightley gelingt es, den Frauenfiguren, die sie in Abbitte (2007), Anna Karenina (2012) oder Die Herzogin (2008) spielt, etwas Brandaktuelles zu verleihen. Bei der Auswahl der Rollen achtet sie darauf, dass ihre Figuren im Zentrum der Handlung stehen. Meist sind es Figuren, die sich an einer Vorstellung von Weiblichkeit abarbeiten, die durch die Regeln der Männer und das Patriarchat bestimmt werden, was sie aktueller denn je macht.
Auf diese Vorliebe für Historienstoffe angesprochen erklärt Knightley offen, auf die meisten zeitgenössischen Rollen, die ihr angeboten werden, keine Lust zu haben. Der Grund: entweder wird ihre Figur schon auf den ersten fünf Seiten vergewaltigt oder ist nur narratives Beiwerk, als Love Interest des männlichen Helden. Mit der Rolle der realen Journalistin Loretta McLaughlin in Boston Strangler, deren Recherche Anfang der 1960er half, den titelgebenden Serienkiller zu fassen, verkörpert Knightley 2023 erstmals eine fast zeitgenössische Heldin.
Maxi Braun
Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2025. Auch der Kalender für 2026 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.


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