Schauspielerin *5. Oktober 1975

»I can’t just learn my lines and do [my job], but perhaps that’s because I don’t want to act, I want to be. And I do think there’s a difference.« Kate Winslet ist eine Vollblutschauspielerin, die sich mit voller Wucht in ihre Rollen wirft – und sich oft nur schwer davon lösen kann.

Kate Winslet in ihrer bis heute wohl ikonischsten Rolle in TITANIC
(© 20th Century Fox)

Das ist schon bei ihrer ersten Hauptrolle in Heavenly Creatures (1994) so, für die sie Peter Jackson bei einem Casting aus 175 Vorsprechenden auswählt. Wenig später überzeugt sie Emma Thomson, sie als Marianne Dashwood in der Jane-Austen-Adaption von Sinn und Sinnlichkeit (1995) zu besetzen und erhält dafür 1995 ihre erste von bis dato sieben Oscar-Nominierungen.

Auch für James Camerons Titanic (1997) verausgabt sie sich völlig. Während des viermonatigen Drehs schläft sie nur vier Stunden pro Nacht, leidet an Unterkühlung, ertrinkt fast – und beschwert sich nie. Sich durchzubeißen hat sie schon in der Kindheit gelernt. Ihre Großeltern mütterlicherseits leiten eine eigene Theatergruppe. Ihr Vater ist ein vielversprechender Schauspieler, der Durchbruch gelingt ihm jedoch nie und er hält die Familie mit Nebenjobs über Wasser. Trotz ihrer physischen und mentalen Stärke empfindet Winslet den Medienrummel, der auf Titanic folgt, rückwirkend als traumatisierend und wählt danach bewusst kleinere Projekte.

Als Clementine in VERGISS MEIN NICHT! (© Constantin Film/Highlight)

2004 spielt sie sich in Michel Gondrys Vergiss mein nicht! als impulsive Clementine erfolgreich von ihrem bisherigen Typecasting frei, hat keine Lust mehr, die «englische Rose» zu sein.

2006 ist sie in der kommerziell erfolgreichen Komödie Liebe braucht keine Ferien und in dem Vorstadtdrama Little Children zu sehen, bevor sie 2008 mit zwei entscheidenden Filmen richtig durchstartet: Sowohl für ihre Darstellung in Zeiten des Aufruhrs (unter der Regie ihres damaligen Ehemanns Sam Mendes und erneut an der Seite von Leonardo DiCaprio) als auch für die der ehemaligen KZ-Aufseherin Hanna Schmitz in der Verfilmung von Bernhard Schlicks Novelle Der Vorleser erntet sie viel Lob von derKritik. Für beide Performances wird sie auf ein und derselben Verleihung mit zwei Golden Globes gewürdigt, mit nur 33 Jahren erhält sie ihre sechste Oscar-Nominierung und gewinnt den Academy Award als Beste Hauptdarstellerin für Der Vorleser.

2011, ein Jahr nachdem sie ihre zweite öffentliche Scheidung überstanden hat, wird sie für ihre Titelrolle in der HBO-Miniserie Mildred Pierce erneut gefeiert, spielt in der Folge aber eher in durchwachsen aufgenommenen Filmen mit. In der der Divergent-Reihe probiert sie sich als Schurkin und tritt in dem von der Kritik zerrissenen Labor Day (2013) von Jason Reitman auf. Als ambivalente Heldin ist sie in The Dressmaker (2015) zu sehen, der außerhalb Australiens kaum Beachtung findet, aber Down Under ein riesiger Erfolg ist. Erst mit dem Biopic Steve Jobs (2015) unter der Regie von Danny Boyle, in dem sie Jobs‘ engste Vertraute Joanna Hoffman spielt, findet sie zu ihrer Form zurück, erhält einen weiteren Golden Globe und ihre siebte Oscar-Nominierung.

Mit Saoirse Ronan in AMMONITE (© LEONINE)

Als lesbische Paläontologin Mary Anning in Ammonite (2020), mit der HBO-Serie Mare of Easttown (2021) und James Camerons Avatar-Sequels zeigt sie seit 2020 eine enorme Bandbreite und scheut keine Herausforderung. Für Cameron arbeitet sie erstmals mit dem Motion-Capture-Verfahren und lernt Apnoetauchen. Mit sieben Minuten und 15 Sekunden angehaltener Luft stellt sie einen Rekord für die längste unter Wasser gedrehte Filmszene auf. Damit ist die Mutter dreier Kinder, die heute mit Richard Bransons Neffen verheiratet ist, tougher denn je und bestens in Form, um 2024 in dem von ihr selbst produzierten Lee die legendäre Kriegsreporterin Lee Miller zu spielen.

Maxi Braun

Dieser Beitrag stammt aus dem Filmkalender 2025. Auch der Kalender für 2026 enthält Portraits von Filmschaffenden und spannende Textbeiträge.