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Schlagwort: Sassan Niasseri

Sword and Sorcery

Aufstieg, Fall und Comeback des Fantasy-Films

Kaum ein anderes Genre hat in unserer digital technisierten Welt so viele Fans wie das Fantasy-Kino, das in einem imaginären Zeitalter mit Schwertern und Zauberern angesiedelt ist, wie etwa J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe und J. K. Rowlings Harry Potter. George R. R. Martins Game of Thrones entwickelte sich zur meistdiskutierten Fantasy-TV-Serie der letzten Jahre. Sassan Niasseri widmet sich jenem Genre, das seit Beginn des neuen Jahrtausends Kino und Fernsehen dominiert wie kein anderes: Fantasy. Nach einer Blütezeit in den 1980er-Jahren ebbte die Welle ab, um vor 20 Jahren mit Macht zurück in die Kinos zu kommen.

DVD-Cover von DER HERR DER RINGE – DIE GEFÄHRTEN (© Warner)
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Aufstieg, Fall und Comeback des phantastischen Kinos

Sassan Niasseri über die Fantasy- und Sci-Fi-Filme, die seine Kindheit prägten

Meine Kindheit endete nicht mit dem ersten Kuss. Sie endete viel früher, mit 10 Jahren. Schuld daran war Chuck Norris.

Jeder, der in den 1980er-Jahren wissen wollte, was in den kommenden zwölf Monaten in die Kinos kommt, griff zum «Film-Jahrbuch» der Zeitschrift «Cinema». Das «Film-Jahrbuch» war meine Bibel. Sie war auch meine Kindheit. Die Umschläge dieser jährlich erschienenen Kompendien setzten sich aus verschiedenen Filmbildern zusammen. Und in den Jahren 1981 bis 1985 war meine Welt noch in Ordnung, war die Kinowelt noch in Ordnung, war meine Kindheit noch in Ordnung – weil die «Cinema»-Fotos, eine strenge Auswahl anstehender Highlights, mir bewiesen, dass es nicht Wichtigeres im Kino gibt als Fantasy-und Sci-Fi-Filme. Am wichtigsten war das Foto in der Mitte. 1981 prangte Superman auf dem Cover. 1982 Conan der Barbar. 1983 E.T. 1984 duellierten sich Luke Skywalker und Darth Vader mit ihren Lichtschwertern. 1985 gab’s das Supergirl, ein schlimmer Streifen, aber das konnte man ja nicht wissen, die Jahrbücher waren keine Bilanzen, sie waren Vorschauen auf die nächsten zwölf Monate. Heute erfahren wir nicht erst zwölf Monate, sondern schon zwei Jahre vorher, dass die Dreharbeiten zu einem neuen Dune beginnen, der dann wiederum erst vier Jahre später ins Kino kommen würde. Aber damals gab es kein Internet. Es gab nur die dicken Wälzer von «Cinema» . Und deren Redakteure fuhren mehr oder weniger auf Sicht.

Und dann kam Chuck Norris. Für 1986 erhielt nicht eine Fantasy-Figur, sondern der ehemalige Martial-Arts-Star den prominenten Platz auf dem größten Foto des Jahrbuchs. Aufgeknöpftes Jeans-Hemd, eine Uzi links, eine Uzi rechts, es könnte sein Auftritt in Delta Force gewesen sein. Ich fand es faul, mit Norris aufzumachen. Das war Action, nicht Fantasy. Mir dämmerte da was. Ich konnte es nicht in Worte fassen, heute würde ich mit viel Pathos sagen: «Die Ära der Fantasy-Filme neigte sich dem Ende zu». Und die «Cinema» hatte darauf reagiert, mit Chuck Norris. Das war nicht mehr mein Kino. Ich war erledigt, mit zehn Jahren schon.

Der Anfang vom Ende: Chuck Norris in Delta Force, 1986 (© Yoni S. Hamenahem)
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