Das Lexikon des internationalen Films: Im Datendschungel

In den letzten Monaten saßen wir aus bekannten Gründen oft zu Hause und haben Filme geguckt. Aber Anregungen zu finden und Entdeckungen zu machen war oft gar nicht so einfach.
Die Anzahl der Streamingdienste nimmt immer weiter zu, das Angebot wird immer unübersichtlicher. Da fällt es nicht immer leicht, sich bei der ständigen Verfügbarkeit für einen Film zu entscheiden – und sich darauf auch einzulassen.

Auf der Suche

Hilfreich ist da der Blick in den aktuellen Jahresband des Lexikon des Internationalen Films. Dort sind auf über 500 Seiten die Neu­erscheinungen des Jahres zusammengetragen. Es finden sich fundierte Kurzkritiken der Filme, sowie die Besprechungen von DVD- und Blu-ray-Editionen, bei denen auch gut gemachte Editionen mäßig bewerteter Filme ausgezeichnet werden können. Gerade für Zeiten, in denen Filme in den eigenen vier Wänden konsumiert werden müssen, lohnt sich der Blick in die DVD- und Blu-ray-Rubrik.
Beim Stöbern durch die zahlreichen Beiträge bleibt dabei ein wichtiges Element der Inspiration erhalten – der Zufall. Ohne ihn wären Entdeckungen wie etwa das Penicillin, Teflon oder die Fotografie ausgeblieben. Bei der Filmauswahl sollen neue Entdeckungen ebenfalls nicht ausbleiben. Man stolpert über Filme, die man verpasst hat oder doch gern sehen möchte.

Hilfreiche Datenbank

Das Filmjahrbuch ist mehr als die jährliche Aktualisierung der Filmdienst-Datenbank in Printform. Es enthält auch einen detaillierten Jahresrückblick, Filmpreise und Auszeichnungen und diverse Beiträge aus dem Filmdienst, die bisher nur online zu lesen waren. Aber das Herzstück bleibt die elek­tronische Datenbank des Filmdienst. Grund genug mal zu schauen, was dort im Datendschungel zu finden ist. Wir fragen Marius Nobach, den verantwortlichen Redakteur.

Herr Nobach, Das Lexikon des Internationalen Films gilt als die umfassendste Filmdatenbank in deutscher Sprache. Wie viele Datensätze gibt es denn in der Datenbank?

Wir haben in der Filmdatenbank mittlerweile mehr als 90 000 Einträge zu Einzelfilmen, hauptsächlich zu Filmen mit einer Länge von mindestens einer Stunde, aber auch zu Kurzfilmen und zu einigen hundert Fernsehserien. Zu jedem Filmeintrag gehören in der Regel die wichtigsten Stabangaben, Vermerke zu Erstaufführungsdaten in Kino und Fernsehen sowie Video-, DVD- und Video-on-Demand-Veröffentlichungsdaten, außerdem die sogenannte Stellungnahme. Diese umfasst eine knappe Inhaltszusammenfassung und eine Wertung des Films inklusive Altersempfehlung. Zu mehr als 36 000 Einträgen stehen auch Langkritiken in der Datenbank. Außerdem sind insgesamt über 310 000 Filmschaffende erfasst. Jenseits der Kritiken enthält die Datenbank auch noch rund 20 000 weitere Artikel. Da praktisch jeden Tag neue Filme angelegt und neue Artikel eingestellt werden, wächst der Datenbestand natürlich immer weiter.

Welchen Zeitraum decken die Datensätze ab?

Die Datensätze reichen bis in die Frühzeit des Kinos um 1900 zurück und reichen bis in die unmittelbare Gegenwart, umfassen also 120 Jahre.

Wer schreibt denn die Kritiken?

Die Kritiken sind von den Autoren des Filmportals www.filmdienst.de. Aktuell hat der Filmdienst neben seinen auch als Autoren tätigen Redakteuren einen Stamm von rund 30 professionellen, frei arbeitenden Filmjournalisten.

Sind auch Bilder hinterlegt?

Ja, so weit die Verleiher oder Sender Bildmaterial zur Verfügung stellen, werden diese in die Datenbank einpflegt. Gleiches gilt für Trailer, bei denen wir auf Youtube verlinken.

Seit wann sind die Beiträge des Filmdienst archiviert? Finden man dort die kompletten Zeitschriftenjahrgänge?

Die Kritiken sind seit der ersten Ausgabe der damals noch „Filmdienst der Jugend“ genannten Zeitschrift im Jahr 1947 archiviert, die Zeitschriftenausgaben ab 1992. Seitdem sind neben den Kritiken auch alle Filmdienst-Artikel, also Texte zum gegenwärtigen und historischen Kino, Porträts, Interviews, Kommentare usw., in die Datenbank eingestellt worden. Die Jahrgänge ab 1992 sind komplett archiviert und recherchierbar.

Nach welchen Kriterien kann gesucht werden?

Auf der Filmdienst-Website kann die Datenbank nach Filmen, Personen und Beiträgen gesucht werden. Die Filmsuche greift dabei auf deutsche Titel und auf Originaltitel zu und kann nach Produktionsländern, Entstehungsjahren, Genres, Altersempfehlungen und Bewertungen eingegrenzt werden.

Zum Weiterlesen: Der aktuelle Jahresband des Lexikon des internationalen Films

544. S. 28,00 €. Der Jahrbuchteil ist auch als ebook erhältlich ISBN 879-3-7410-0371-4