Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Schlagwort: Thomas Koebner

Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger

Ein Auszug aus Thomas Koebners Die Erfindung des Abenteuers über den 2001 erschienenen Roman von Yann Martel

Die Vorgeschichte nimmt ein Drittel des Buchumfangs ein. Dann erst beginnt das wahre Abenteuer für Piscine Molitor Patel, kurz Pi Patel. Er wächst in Pondicherry auf, an der Ostseite des indischen Subkontinents. Sein Vater betreibt einen Zoo, Pi ist bald mit vielen Tieren vertraut.

Zudem beschäftigt die Religion den jungen Mann: der Hinduismus, das Christentum und auch noch der Islam, alles auf einmal. Er scheint von Gottes Offenbarungen nicht genug zu kriegen. So subtil die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Glaubensordnungen ausfällt, die sich nur bei Pi nicht gegenseitig ausschließen, der Disput der Konfessionen verliert abrupt an Bedeutung im Hauptteil der Erzählung.

In Ang Lees Verfilmung (USA 2012) verkörpert Suraj Sharma Pi (Bild © Sony)
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Masken des Bösen

Thomas Koebner über «Masken, Puppen und einsame Kinder»

Ein Auszug aus Thomas Koebners neuer Veröffentlichung «Masken, Puppen und einsame Kinder» über Stanley Kubricks Eyes Wide Shut (1999) und Kaneto Shindos Onibaba (1964).

«Jemandem die Maske herunter reißen», wird redensartlich als Akt verstanden, die Wahrheit ans Licht zu bringen, Betrüger, Heuchler, Intriganten und andere, die sich verstellen, bloßzustellen und deren arglistige Absichten aufzudecken. ‹Maske› bezeichnet in diesem Fall als Metapher das Arrangement eines falschen, oft scheinbar wohlwollenden Ausdrucks, der andere mit Vorsatz täuschen will. Die Maskenträger dieser Art fühlen sich oft sicher und unangreifbar hinter ihrer Larve, genießen vielleicht die Macht, die sie ausüben, indem sie ihre feindlichen Interessen hinter inszenierter Freundlichkeit verstecken: Unter der glatten Maske kann das Böse lauern.

‹Scream›: Die ‹populär› gewordene weiße Maske des Mörders
‹Scream›: Die ‹populär› gewordene weiße Maske des Mörders
(Wes Craven, USA 1996), © StudioCanal
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Erinnerungen im Film

Thomas Koebner widmet sich in seinem neuesten Buch der filmischen Darstellung von Erinnerungen

Erinnerungen tauchen manchmal auf wie Inseln im Meer des Vergessens. Oder um eine andere Metapher zu verwenden: Wie zuvor geschlossene Türen öffnen sie sich unvermutet und geben den Blick in die Zeit frei, die einmal war. Meist ist von der Erinnerung einer Person die Rede – auch im Film herrscht diese ‹Eindimensionalität› vor, wahrscheinlich, weil es leichter ist, sich auf die Perspektive einer Person zu konzentrieren. Aber der Film durchbricht die Innensicht, selbst wenn er manchmal absichtsvoll den Gesichtskreis einschränkt, weil er notgedrungen immer auch eine objektive Umwelt abbildet. Die Kamera sieht generell mehr als der subjektive Blick einer Figur.

UN BALCON SUR LA MER (F 2010), © Melimedias
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