Warum beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe (77) der Zeitschrift AUGENBLICK mit Schlaf und Smartphone?

Wie es zu unserem Heft Schlaf(modus) kam? Welch‘ bemerkenswerte Frage. Wird man doch normalerweise im Wissenschaftskontext entweder nach der Quintessenz seiner Gedanken bzw. der Publikation oder gleich nach dem neuen Projekt gefragt. Was steht als nächstes an? Was hast du in der pipeline? So oder ähnlich klingen die üblichen Fragen auf Fachtagungen, auf den Unifluren oder in der Mensa. Hier nun also eine Rückschau, ein Innehalten, ein Schritt zurück. – Pause!

„Im Anfang war das Wort“ (Joh 1, 1–3), heißt es im Johannisevangelium; einer Art ‚Neuauflage‘ der Schöpfungsgeschichte aus der hebräischen Bibel. Das Wort, das Gespräch und der Austausch standen auch bei meinen beiden Mitherausgeberinnen Ulrike Allouche und Solveig Ottmann mit mir am Anfang – wie immer, wenn etwas Gemeinsames und nicht Solitäres entstehen soll. Während ich darüber nachdachte, ‚etwas‘ zu digital detox schreiben zu wollen, kehrten die Ambitionen der beiden anderen immer wieder zum Thema Schlaf zurück. Die eine müde von der Arbeit, die andere müde aufgrund von Arbeit und schlaflosen Nächten – vielleicht auch beide müde vom ständigen Medienkonsum. Zunehmend kristallisierte sich heraus, dass doch beide Themen miteinander kombinierbar sein müssten. Ist die Sehnsucht von digital detox nicht auch die Ruhe, das Nicht-Senden und Nicht-Empfangen, der Schlaf? Im Frühjahr 2018 reifte die Idee, ein transdisziplinäres Symposium zum Thema Schlaf und Smartphone auf die Beine stellen zu wollen. Unterschiedlichste Disziplinen – Mediziner, Psychologen, Informations- wie Medien- und Kulturwissenschaftler – sollten in diesem Kontext zusammenfinden und überlegen, was das Smartphone mit unserem Schlaf ‚macht‘. Im Januar 2019 dann die Realisierung an der Universität Regensburg, ein Jahr später die Publikation. Schneller kann ein Wissenstransfer von der Idee bis zum fertigen Buch kaum von Statten gehen – Verarbeitung!

Filme, in denen der Schlaf thematisiert gibt, es viele (bspw. Vanilla Sky (Cameron Crowe, USA 2001), The Machinist (Brad Anderson, USA 2004), Science of Sleep (Michel Gondry, Frankreich 2006); ebenso viel Kluges wurde bereits dazu geschrieben. Grundsätzlich scheinen sich Bildmedien regelmäßig mit Schlaf(losigkeit) als sujet auseinanderzusetzen. Eine Schnittmenge aus Forschungsinteressen der Herausgeberinnen und deren Verankerung im Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur an der Universität Regensburg brachte schließlich das Smartphone als Medium für die Reflexion von Schlafzuständen hervor. Ist es aktuell doch das digitale Medium, an dem sich scheinbar sämtliche Fragen der Medienkulturgeschichte und deren Wissenschaft durchdeklinieren lassen – schließlich implementiert es unterschiedlichste Medien wie das Telefon, den Fotoapparat, den Wecker, den Rechner etc.. Der AugenBlick sollte also diesem Mini-Computer unter Bezugnahmen auf das Thema Schlaf gewidmet sein – Smartphone!

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Im Zentrum des Interesses stand dabei von der ersten Idee bis zur fertigen Publikation der Mensch. Eine medien- und informationstechnologische Perspektive mitführend, sollten die Auswirkungen, Verschränkungen und Verschaltungen des Geräts auf und mit den/dem Menschen und seinen Schlaf im Fokus stehen. Begriffen werden kann der AugenBlick also als ein Beitrag zur Mediengeschichte des Menschen, „solange es noch eine Geschichte des Menschen ist“ (Prolog, S. 11) – Mensch!

Silke RoeslerKeilholz