Vom Wissenwollen und Träumendürfen

Steven Spielberg. Dieser Name steht für große Blockbuster und Gänsehaut-Momente. Seit rund 40 Jahren dreht er Filme. Der weiße Hai war sein großer Durchbruch. Bald galt er als «Wunderkind» der Filmindustrie. Auf den weißen Hai folgten weitere Publikumserfolge wie Jurassic Park, oder die Indiana Jones-Reihe, die er zusammen mit seinem langjährigen Freund George Lucas drehte. Am 18 Dezember dieses Jahres wird Steven Spielberg 70 Jahre alt. Aus dem Buch von Georg Seeßlen über Steven Spielberg und seine Filme zitieren wir im folgenden aus dem Abschnitt über Big Friendly Giant.

Big Friedly Giant

Sophie wächst in einem Londoner Waisenhaus der Nachkriegszeit auf – und dort wird eines Nachts der Albtraum aller Kinder, und ihr sehr speziell eigener wahr: Eine riesige Hand greift durchs Fenster und holt sie aus ihrem Bett. Aber entgegen der Befürchtungen handelt es sich nicht um einen Menschenfresser, sondern eben um den freundlichen Riesen, der, wenn man ihn mit seinen Artgenossen vergleicht, gar nicht einmal so groß ist.

Der freundliche Riese, der wohl, genau wie Sophie, darunter leidet, dass er unter seinesgleichen so wenig Zuspruch und Verständnis findet – die grobschlächtigen Riesen-Bullys verachten BFG, weil er sich, statt von Menschenfleisch, insbesondere das Fleisch von kleineren Kindern, von stinkigen Gurken (oder sind es einfach Zucchini?) ernährt. BFG, der auf wundersam poetische und komische Art Worte zu verdrehen und neu zu bilden versteht, lebt in seiner Klause und beschäftigt sich mit dem Einfangen und Kultivieren von Träumen. Und außerdem entdeckt Sophie noch ein Geheimnis, als die anderen Riesen die wohnliche Höhle des freundlichen Giganten sehr unfreundlich durchsuchen: Sie war nicht das erste «bean», die BFG-Variante von «human being» (als human bean), das BFGs Leben für eine Zeit geteilt hat.

Was geschehen muss, liegt auf der Hand: Die bösen Riesen müssen bezwungen und ein für allemal unschädlich gemacht werden.

Die Spielberg Philosophie

Und weil dies ja auch ein Film über Größenverhältnisse (über die Relativität von Größe) ist, gibt auch das eher eine Pointe als einen martialischen Effekt. Ganz am Anfang haben wir Sophie vor einem Puppenhaus gesehen. Und gleich darauf ist sie es selbst, die aus einem Puppenhaus genommen wird. Dass das viel weniger eine Entführung und viel mehr eine Befreiung ist, erkennt man auch ohne literarische Exkurse. Man gelangt schließlich an einen Ort, an dem «all the secrets whispering of the world» zu finden sind. Lebensbaum. Quelle. Licht. So viel Anfang war nie. Und so viel Vergessen.

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