Die Kunst der Filmkritik von Gunter Groll
Was erwartet der Kinogänger von einer Filmkritik? Kurzinfo über den Inhalt und Angaben welche Stars mitspielen, vielleicht eine kurze und bündige, nicht weiter begründete Daumen-hoch- oder Daumen-tief Bewertung? Wenn der Leser Glück hat und die Zeitung Kinokritiken Platz einräumt, erfährt er noch etwas über den Regisseur, die Hintergründe und dramaturgischen Besonderheiten des Films. Insgesamt ist Filmkritik in einer Tageszeitung eher eine Serviceleistung. Eltern sollen erkennen, ob ein Film für den gemeinsamen Kinobesuch mit den Kindern geeignet ist; Wochend-Kinogänger, ob es ein Actionfilm oder eine romantische Komödie ist. Differenzierte Urteile und längere Ausführungen können in den Fachzeitschriften nachgelesen werden.
Aber daneben gibt es die Filmkritik auch als eigene Literaturform. Als wichtiger Vertreter dieser Gruppe kann Gunter Groll gelten, der von 1945 bis 1959 Filmkritiker bei der Süddeutschen Zeitung war. Groll setzte sich mit Film auseinander, als die «siebte Kunst» in Deutschland noch um Anerkennung rang. Seine Kritiken sind auch heute, ein halbes Jahrhundert nach ihrer Erstveröffentlichung, nicht überholt. Aus einer Anthologie seiner Kritiken drucken wir hier seine Besprechung des Films Zeugin der Anklage (USA 1957, Regie: Billy Wilder). (red.)
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