Claudia Siefen-Leitich analysiert in ihrem neuesten Buch Alice in Illness das Bild der kranken Frau im Film. Wie es dazu kam, erzählt sie hier

Ich habe ein Notizbuch. Die letzten fünf Jahre fanden dort nach jedem meiner Kinobesuche Bewegungen, Szenen, Schnitte, Kameraschwenks, Schauspielkniffe und auch Geräusche ihren Eintrag. In diesem Buch finden sich im Laufe der Zeiten Unterordnungen, unter anderem etwa »das Anheben einer Schürze«. Daraus konnte ich 2012 meinen Experimentalfilm Hab’ so lang auf dich gewartet machen. Das Anheben der Schürze versprach Spannung, Irritation und eine Vielfalt an Gründen, warum und vor allem wie eine Schürze von der jeweiligen Schauspielerin angehoben wurde. Was geschah davor? Was geschah danach?

Die Schauspielkunst, wenn es um die Darstellung von Krankheit ging, rückte für mich die Stärke der jeweiligen Figur im Film in den Mittelpunkt. Ein Film ist ein Film, am Set geht es oft rasant zu, was genau wird gedreht, um die Figur im Zustand des Unwohlseins zu zeigen? Meine Jahre im Schneideraum für Dokumentarfilme, Werbefilme und auch TV-Serien wollten den Bildschnitt nicht Außer-Acht lassen. Gesammelt habe ich weiterhin solche Szenen.

Bette Davis in DARK VICTORY (1939) von Edmund Goulding
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