Wolfgang Thiel zur Entstehungsgeschichte des Bandes Walzerfilme und Filmwalzer

Bei meinen musikalischen Film-Recherchen, die sich mittlerweile über fast fünf Jahrzehnte erstrecken, fiel mir im Laufe der Zeit zunehmend auf, dass in erstaunlich vielen Spielfilmen der gesungene, getanzte, geschunkelte, von einem einsamen Akkordeon oder großen Orchester vorgetragene Walzer eine wichtige dramaturgische Rolle spielt. Erstaunlich ist zudem, dass es sich hierbei sowohl um alte und neue, heitere und ernste, als auch spannende, dramatische und sogar düster-tragische Filmproduktionen rund um den Globus handelt. Dass Walzerklänge in Filmen wie Zwei Herzen im Dreivierteltakt oder An der schönen blauen Donau zu finden sind, liegt auf der Hand. Auch die zahlreichen Biopics über die ›Walzer-Sträuße‹, die jahrzehntelang beliebten Operetten-Verfilmungen sowie diverse Reise-, Liebes- und Lustspielfilme mit Stadtansichten von Wien und Paris kommen ohne einen Walzer als akustisches Lokalkolorit nicht aus.

Wenn aber Johann Strauß´ weltweit bekannter ›Donau-Walzer‹ beim Flug zu einer Raumstation wie in Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum und in der Maiwiesen-Sequenz aus Volker Schlöndorffs Literaturverfilmung Die Blechtrommel an herausgehobener Stelle erklingt oder der englische Komponist R.R. Bennett im Krimi Mord im Orientexpress die fahrende Lokomotive mit einem brillanten Orchesterwalzer ›zum Tanzen‹ bringt, wird die Sache interessant.

Eine klassische Walzerszene aus SISSI, DIE JUNGE KAISERIN (1956), © Kinowelt
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