Der Blog des Schüren Verlags über Kino, Medien, Filme und was sonst so betrachtet werden kann

Kategorie: Filmwissen (Seite 1 von 7)

PINOCCHIO (2022) von Guillermo del Toro

Guillermo del Toros grandiose Stop-Motion-Neuverfilmung der Geschichte um die lebendige Holzpuppe «Pinocchio» des Schreiners Gepetto ist einer der besten Kinofilme des Jahres 2022.

Etwas Großes hat Guillermo del Toro aus Carlo Collodis «Pinocchio» gemacht. Die bekannte Geschichte über eine Holzpuppe, die ein richtiger Junge aus Fleisch und Blut werden will, gibt es hier nicht. Stattdessen hat der mexikanische Regisseur die Bausteine neu zusammengesetzt und klug umgewandelt. Sein Pinocchio ist ein Film über Individualität geworden und nicht über Anpassung, über Freiheit und nicht über Bevormundung, ein Film über Väter und Söhne, über das Leben – und den Tod. Diese Themen werden überdies zugespitzt, indem die Handlung ins faschistische Italien verlegt wird. Und ein Meilenstein der Animationskunst ist diese Adaption obendrein.

Stop-Motion-Figuren von Gepetto und Pinocchio. Pinocchio lacht und tippt Gepetto auf die Nase.
Gepetto und Pinocchio in GUILLERMO DEL TOROS PINOCCHIO (2022, © Netflix)
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«Brust oder Keule?» Film-Motive bei Alfred Hitchcock

Wie Alfred Hitchcock Essen, Mord und Sexualität inszeniert

Auf die Frage «Wie würden Sie gern ermordet werden?», antwortete Alfred Hitchcock: «Nun, es gibt viele nette Möglichkeiten. Essen ist eine gute.» Der Topos der Nahrungsaufnahme zählt zu den Leit­motiven in Hitch­cocks Œuvre. In nahezu jedem seiner 53 Spielfilme taucht mindestens eine Essensszene auf, die über eine rein ornamentale Funktion weit hinausgeht.

Screenshot aus Alfred Hitchcocks Film "Über den Dächern von Nizza"
Grace Kelly und Cary Grant in ‹Über den Dächern von Nizza›
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Das Geheimnis der aufgeladenen Bilder bei Hitchcock

Auszug aus einem Gespräch zwischen Josef Schnelle und Christian Petzold aus Der unsichtbare Dritte – Hitchcock und der deutsche Film

Bei Christian Petzold in Berlin-Kreuzberg. Er empfängt mich in seinem Kreativbüro, das auch für Besprechungen und Gespräche zum Beispiel mit seinen Schauspielern und Kollegen der verschiedenen Filmgewerke genutzt wird. Etwas später wird heute Paula Beer zu ihm kommen, sein Star auch in Roter Himmel, dem Film, mit dem er wenig später auf der Berlinale triumphieren wird. Seine Mitarbeiter sind bei Christian Petzold so etwas wie eine Familie, die die jeweiligen Phasen seines Filmschaffens prägen.

Das Sofa, auf das er sich setzt, knarzt ein wenig. Darauf soll er ein bisschen achten, damit meine Aufnahme sendefähig bleibt. «Legen wir doch gleich los», sagt Petzold. Bei der Fahrt hierher hatte ich noch einmal in einem Buch mit den Skizzen und Storyboards Hitchcocks zu seinen Filmen geblättert und auch Skizzen der Flugzeugszene aus Der unsichtbare Dritte (North by Northwest), Hitchcocks Film von 1959 gefunden, deren Beschreibung ich Petzold zur Einstimmung auf unser Gespräch vorlese.

Die Flugzeugszene aus ‹Der unsichtbare Dritte› (‹North by Northwest›)
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Masken des Bösen

Thomas Koebner über «Masken, Puppen und einsame Kinder»

Ein Auszug aus Thomas Koebners neuer Veröffentlichung «Masken, Puppen und einsame Kinder» über Stanley Kubricks Eyes Wide Shut (1999) und Kaneto Shindos Onibaba (1964).

«Jemandem die Maske herunter reißen», wird redensartlich als Akt verstanden, die Wahrheit ans Licht zu bringen, Betrüger, Heuchler, Intriganten und andere, die sich verstellen, bloßzustellen und deren arglistige Absichten aufzudecken. ‹Maske› bezeichnet in diesem Fall als Metapher das Arrangement eines falschen, oft scheinbar wohlwollenden Ausdrucks, der andere mit Vorsatz täuschen will. Die Maskenträger dieser Art fühlen sich oft sicher und unangreifbar hinter ihrer Larve, genießen vielleicht die Macht, die sie ausüben, indem sie ihre feindlichen Interessen hinter inszenierter Freundlichkeit verstecken: Unter der glatten Maske kann das Böse lauern.

‹Scream›: Die ‹populär› gewordene weiße Maske des Mörders
‹Scream›: Die ‹populär› gewordene weiße Maske des Mörders
(Wes Craven, USA 1996), © StudioCanal
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Fatih Akin zum Geburtstag

Filmregisseur, Drehbuchautor, Darsteller und Produzent *25. August 1973

Über Fatih Akin wurde mal gesagt, seine Filme seien «Identität in Bewegung». Welch schöne Beschreibung, treffender als der oft bemühte und abstrakte Begriff des Migrationskinos. Er wird 1973 als Sohn türkischer Eltern in Hamburg-Altona geboren, wo er schon während seiner Gymnasialzeit Drehbücher schreibt, in der Theatergruppe aktiv ist und mit Super-8-Film experimentiert. 1993 fängt er an, bei der noch jungen Produktionsfirma «Wüste Film» zu jobben (die später seine Filme produzieren wird), von 1994 bis 2000 absolviert er ein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.

Fatih Akin bei den Dreharbeiten zu ‹Tschick›
Fatih Akin bei den Dreharbeiten zu Tschick (2016), © Studiocanal
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Cinema Paradiso?

Ein Blick auf die Geschichte des italienischen Films

Denkt man an italienische Filme, hat man sofort ikonische Bilder vor Augen, etwa Anita Ekberg im Trevi-Brunnen, Giulietta Masina in La Strada oder man sieht Toni Servillo als Giulio Andreotti durch seinen Regierungspalast schlurfen. Nicht zu vergessen Filmdiven wie Sophia Loren, Claudia Cardinale und Monica Vitti sowie das umwerfende Genre des Italo-Westerns! Umso erstaunlicher, dass es bisher keine deutschsprachige umfassende Geschichte des italienischen Films gab. Diese Lücke füllt Irmbert Schenk mit seinem Buch, in dem die Entwicklungen des italienischen Films von seinen Anfängen 1895 bis heute dargestellt wird. Wir zitieren im Folgenden aus dem Kapitel über eine junge Generation von Filmemachern seit den 1990er-Jahren.

CINEMA PARADISO (I/F 1988) © Concorde Filmverleih
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Chris Hemsworth zum Geburtstag

Schauspieler *11. August 1983

Als Marvel die Helden für die erste Phase seines Cinematic Universe besetzt, beweist der Comickonzern ein durch die Bank weg sicheres Händchen. Doch während Robert Downey jr. (Iron Man), Chris Evans (Captain America) und Edward Norton bzw. Mark Ruffalo (Hulk) etablierte US-Stars sind, nehmen sie Chris Hemsworth, diesen Nobody aus Australien als Thor – und landen einen Castingcoup.

Chris Hemsworth als Thor (rechts) und Tom Hiddleston als Loki (links) in ‹Thor›
Chris Hemsworth als Thor (rechts) und Tom Hiddleston als Loki (links) in Thor (USA 2011), © Disney
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Westworld (1973) – «Ich denke, also kill ich»

Einige Streiflichter zum ambivalenten Verhältnis zwischen Menschen und Mensch-Maschinen im Film

Was könnte der modernste Freizeitpark der Welt Schöneres für Junggesellen und Junggebliebene bieten, als Männer zu erschießen und mit fremden Frauen ins Bett zu hüpfen? Ganz ohne Konsequenzen versteht sich. Denn das menschlich aussehende und agierende Gegenüber ist nur eine Maschine, ein Roboter. Das Blut aus den Einschusslöchern ist nicht echt, ebenso wie die Ekstase beim One-Night-Stand. Beides ist dennoch gleichermaßen erfüllend für die zumeist männlichen Besucher. Doch was passiert, wenn intelligente Maschinen besser werden als ihre Erfinder? Sich die Schöpfung über ihren Schöpfer erhebt? Literatur, Wissenschaft und Film kennen ein paar – beunruhigende – Antworten.

Yul Brynner in ‹Westworld›
Die Masken fallen – Yul Brynner in ‹Westworld› © MGM
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Das mechanische Theater – Gustaf Gründgens und der Film

Ein Auszug aus dem Buch Gustaf Gründgens. Filmische Arbeiten 1930-1960 von Kristina Höch

Der 1917 seinen Kriegsdienst absolvierende Gustaf Gründgens, geboren am 22.12.1899 als Gustav Arnold Heinrich Gründgens in Düsseldorf-Oberkassel, bekam ein Armeeverordnungsblatt in die Hände, in dem das Fronttheater Erwähnung fand, was ihn dazu animierte, sich dort mit erfundener Bühnenerfahrung zu bewerben. So kam es, dass er am 2.10.1918 zum ersten Mal im Stück Jugendfreunde auf einer Theaterbühne stand. Die Grundsteinlegung für die Schauspielkarriere war erfolgt.

Gustaf Gründgens schaut kalt und herablassend (schwarzweiß-Bild)
Gustaf Gründgens in ‹So endete eine Liebe› (D 1934, Regie: Karl Hartl)
© Beta Film / DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., Frankfurt / KINEOS Sammlung
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Suchbewegungen und das Teilen von feministischem Filmwissen

Bernadette Kolonko zur Entstehung des Gesprächsbandes «Unsichtbares und Ungesagtes»

UNSICHTBARES UND UNGESAGTES – 10 Female*Feminist*Gazes ist das Ergebnis einer 3-jährigen künstlerischen Forschungsarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste, in der ich mich vertieft mit der Frage einer feministischen Ästhetik in den Filmen einer jetzigen Generation von feministischen Filmemacher*innen auseinandergesetzt habe. Aber eigentlich begann diese Suchbewegung schon viel früher, vor gut 10 Jahren an der Filmhochschule, an der ich selbst Regie studierte.

Bernadette Kolonko und Susanne Heinrich in Leipzig, 2019
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